Erstmals trifft Coburg auf den Erstligaabsteiger TuS Nettelstedt-Lübbecke. Comebacks von Wucherpfennig und Sproß möglich.
Die zwei Auswärtspunkte aus Hamm vom vergangenen Wochenende können für den HSC 2000 Coburg im letzten Heimspiel des Jahres 2018 so richtig wertvoll gemacht werden. Einmal mehr besteht gegen den TuS Nettelstedt-Lübbecke (Anwurf um 19.30 Uhr) die Option, einen weiteren Verfolger auf noch mehr Distanz zu bringen. Dem kommenden Gegner war von vielen vor Saisonbeginn die Rolle des Bergischen HC aus der letzten Saison zugetraut worden. Doch aus den engen Spielen fehlen dem derzeitigen Tabellenfünften die Punkte um diese Rolle einzunehmen. „Sie verfügen über jede Menge an Erfahrung, haben enorme Qualität. Dabei ist die Mischung aus jungen, talentierten und erfahrenen Spielern sehr interessant“, hat Coburgs Trainer Jan Gorr ausgemacht und hebt eine Position dann noch heraus: „Im Tor sind sie bestens aufgestellt.“ Auch hier ist Erfahrung gepaart mit Talent. Peter Tatai, ungarischer Nationaltorwart, und Joel Birlehm, vielfacher Juniorennationalspieler, haben ihr Können schon letztes Jahr in Liga Eins bewiesen. Birlehm wird nach dieser Saison zum Erstligisten SC DHfK Leipzig wechseln.
Gehörigen Respekt hat Gorr zudem von der „hünenhaften Verteidigung. Da müssen wir im Angriff unsere Dynamik gepaart mit einem guten Timing in die Waagschale werfen.“ Auf der anderen Seite ist der Gegner mit seiner guten Spielorganisation sehr schwer zu verteidigen. Um den polnischen Spielmacher Lukasz Gierak verfügen nicht nur Valentin Spohn auf der linken Seite und Dener Jaanimaa im rechten Rückraum über individuelle Qualitäten, auch auf den Außenpositionen ist Lübbecke mit Jens Bechtloff und Peter Strohsack bestens besetzt. „Das wird ein weiteres Highlight-Spiel gegen ein Großkaliber in dieser Liga“, weiß Gorr, der auf die große Unterstützung auch von den Rängen setzt und natürlich auf seinen sehr gut harmonierenden Rückraum, wo immer mal ein anderer die Akzente setzt. Dort ist es für Pontus Zettermann ein Wiedersehen mit seinem Ex-Team, für das er in 81 Spielen 304 Treffer erzielte und in deren Aufstiegssaison 2016/2017 zum Spieler der Saison in der 2. Handball-Bundesliga gewählt wurde. Allerdings – sorgenfrei sind die HSCler noch lange nicht.
Thomas Apfel als Kommentator des Coburger Zweitliga-Livestreams fiel es in den letzten Monaten leichter, einen Co-Kommentator aus dem Team für den Live-Stream bei Heimspielen zu finden, als Jan Gorr seine Mannschaft aufzustellen. Ein bisschen ist jetzt Licht am Ende des Tunnels. Denn der Coburger Trainer hofft darauf, dass Lukas Wucherpfennig nach seiner Viruserkrankung und Felix Sproß nach dessen Außenbandriss im Sprunggelenk wieder dabei sein können. Spielführer Sebastian Weber wird auch nach mehr als zweieinhalbmonatiger Verletzungspause wegen einer Nervenwurzelentzündung im Rückenbereich noch nicht wieder aufs Spielfeld zurückkehren. „Wir sind da auf der Zielgerade“, ist Gorr vorsichtig optimistisch. Dabei ist vorsichtig wörtlich zu nehmen, denn als die Verletzung Ende September bekanntgemacht wurde, war lediglich mit einer mehrwöchigen Pause gerechnet worden. Auch für Florian Billek kommt das Duell gegen den Erstligaabsteiger nach seiner Meniskus-OP am Knie zu früh. Somit muss Gorr gegen Nettelstedt-Lübbecke weiter auf sein Kapitäns-Duo verzichten. Auf der anderen Seite steht wohl Marko Bagaric, der aus Katar nach Nettelstedt kam, nicht zur Verfügung.
Die Akteure
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Konstantin Poltrum; Markus Hagelin, Maximilian Jaeger, Max Preller, Felix Sproß (?), Lukas Wucherpfennig (?), Anton Prakapenia, Marcel Timm, Jakob Knauer, Pontus Zettermann, Girts Lilienfelds, Tobias Varvne, Christoph Neuhold. Trainer: Jan Gorr. – es fehlen: Sebastian Weber, Florian Billek, Petr Linhardt, Philipp Barsties.
TuS Nettelstedt-Lübbecke: Peter Tatai, Joel Birlehm; Jo Gerrit Genz, Patryk Walczak, Jens Bechtloff, Lukasz Gierak, Peter Strosack, Luka Rakovic, Valentin Spohn, Dener Jaanimaa, Moritz Schade Jan-Eric Speckmann, Kenji Hövels. Trainer: Aaron Ziercke.
SR: Marcus Helbig / Lars Geipel
Die Lage in der Liga
Fernduell um die Herbstmeisterschaft – unter diesem Gesichtspunkt stehen die restlichen beiden Spieltage der Hinrunde. In Frage kommt dafür neben dem HSC nur noch HBW Balingen Weilstetten (je 27:7 Punkte), der beim VfL Eintracht Hagen gastiert, nächste Woche dann den TV Großwallstadt empfängt. Da geht’s für die Coburger zum Dessau-Roßlauer HV. Hinter dem Führungsduo gibt es drei weitere punktgleiche Duos. TuSEM Essen und TuS Ferndorf (je 23:11), Nettelstedt und die HSG Nordhorn-Lingen (je 22:12) sowie den ASV Hamm-Westfalen und den VfL Lübeck-Schwartau (je 20:14). Damit enden bereits die Teams mit positivem Punktekonto. Aus diesem Achterfeld stehen sich neben der Partie in Coburg noch Essen und Hamm gegenüber.
Ab Platz Neun geht der Blick bereits nach hinten, vier Zähler sind es nur bis zum ersten Abstiegsplatz. Dabei haben die DJK Rimpar Wölfe in einem Nachholspiel am Dienstagabend mit einem 21:23 gegen den TV Emsdetten einen kleinen Befreiungsschlag verpasst und müssen, derzeit auf dem letzten Nichtabstiegsplatz liegend, beim Wilhelmshavener HV punkten. Denn sonst ziehen die, nur einen Zähler hinter den Wölfen liegend, vorbei.
Notizen am Rande
Abgestiegen – Was haben der 1. FC Nürnberg und TuS Nettelstedt-Lübbecke gemeinsam? Sie halten in ihren Sportarten den Rekord an Erstligaabstiegen. Während der „Club“ auf acht Abstiege kommt, sind es für N-Lübbecke deren sechs (1983, 2001, 2003, 2008, 2016 und 2018). Dennoch wurde vor Saisonbeginn ein klares Ziel ausgegeben – Wiederaufstieg. Es wäre für den einstigen dreimaligen Europapokalsieger der siebte und das Fortschreiben der Geschichte einer Fahrstuhlmannschaft.
Umgestiegen – Luka Rakovic, Rechtsaußen beim HSC-Gegner, fand erst im 15. Lebensjahr zum Handball. Seine Begründung: „Linkshänder werden ja immer gebraucht.“ Zuvor spielte er Eishockey. Einen Umstieg anderer Art gab es für Trainer Aaron Ziercke. Nach dem Gewinn der Bronzemedaille bei der EM 1998 in Italien (30:28 n.V. gegen Russland) wurden dem heutigen TuS-Trainer die Haare in Bronze gefärbt. Initiator der Aktion war Stefan „Kretzsche“ Kretzschmar.
Abgeschlagen – Mit 3:31 Punkten und somit zehn Zählern Abstand auf einen Nichtabstiegsplatz liegt der HC Rhein Vikings abgeschlagen am Tabellenende. Die Aussichten auf den Ligaverbleib sind bei der Stärke des Restfeldes nur noch theoretischer Natur. In dieser prekären Situation schnürte Geschäftsführer und Ex-HSCler Daniel Pankofer am vergangenen Spieltag gegen den VfL Eintracht Hagen noch einmal seine Handballschuhe. Trotzdem gab es eine 23:28-Niederlage.
Bericht von Ralph Bilek
Bild von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)