Große Kulisse beflügelt HSC 2000 Coburg
Die beste Wahl hatten aber die 3 316 Besucher getroffen, unter ihnen über 300 Eisenacher, die sich auf dem Weg in die Halle gemacht hatten. Sie mussten ihr Kommen nicht bereuen. Beide Trainer waren begeistert von der Rekordkulisse, die einen fantastischen Rahmen für die nach dem Wechsel einseitige Partie bot. Beide Fanlager präsentierten eine sehenswerte Choreo, die Maskottchen beider Teams, Vestus und Schorsch, alberten durch die Halle. Alle sahen eine interessante Partie, die Coburg aufgrund einer Leistungssteigerung deutlich mit 31:23 gewann.
HSC 2000 Coburg – ThSV Eisenach 31:23 (15:14)
Insbesondere in der ersten Halbzeit zogen sich die Schiedsrichter bei einigen strittigen Entscheidungen den Zorn des Coburger Publikums zu und beschäftigten die HSC-Spieler scheinbar mehr als das Spiel selbst. Anders als bislang bestimmten die Coburger dieses Heimspiel nicht von Beginn an. Selbst eine harte Rote Karte gegen Adrian Wöhler, der vom Siebenmeterstrich Konstantin Poltrum am Kopf traf, beflügelte eher die Eisenacher als den HSC. Bei den Coburgern gab es zu viele Ungenauigkeiten im Spielaufbau.
Derbys haben bekanntlich ihre eigenen Gesetze und lange sah es auch danach aus. Denn in den ersten 30 Minuten gestaltete Eisenach die Partie völlig offen, führte sogar. „Da haben wir uns das Leben selbst schwer gemacht. Wir haben den Gegner zu oft zu Toren eingeladen, waren nicht konzentriert genug. Nach dem Wechsel haben wir bis zur 50. Minute nur vier Gegentore kassiert. Das war nach der doch schwachen ersten Halbzeit wirklich spitze von der Mannschaft“, lobte HSC-Geschäftsführer Michael Häfner den Auftritt des Teams nach dem Seitenwechsel.
Bis dahin profitierten die Gäste von zahlreichen Coburger Fehlern, die sich mit anderen Dingen mehr beschäftigten anstatt sie auf ihr Spiel zu konzentrieren. Doch Ende des ersten Durchgangs wendete sich das Blatt. Nun nutzte Coburg die sich häufenden Ungenauigkeiten im Eisenacher Spiel aus. Egal ob Andrej Obranovic oder Alexander Saul – der gesamte Eisenacher Rückraum blieb ohne Durchschlagskraft. Yoav Lumbroso war mehr oder weniger auf sich alleine gestellt. Lediglich Ivan Snajder war noch durch seine vorgezogene Position noch mit Kontern erfolgreich.
Bereits in den ersten zehn Minuten des zweiten Abschnitts kippte die Partie deutlich zugunsten der Gastgeber. Andreas Schröder war vorne nicht nur Antreiber und Torschütze, sondern organisierte hinten gemeinsam mit seinen Nebenleuten nun ein Bollwerk, durch das es für den ThSV kaum noch ein Durchdringen gab. Das schlug sich auch deutlich in Toren nieder. Denn aus dem 11:13-Rückstand machte Coburg bis zur 40. Minute ein 21:15. Zehn Minuten später führten die Gastgeber mit 27:18, zwischendurch war Schröder, von der Eisenacher Abwehr oft überhart genommen, nach dem 18:15 ein Hattrick geglückt.
Von den Gästen war nicht mehr viel zu sehen, da Alleinunterhalter Lumbroso, der noch vor der Pause die HSC-Abwehr, oft Schritte verdächtig, ausgetanzte, seine Effektivität verloren hatte. Das lag aber auch an der besser zupackenden HSC-Abwehr lag. Sie hielt den wuseligen, flinken israelischen Nationalspieler nun in Schach, dessen Nebenleute fast auf der ganzen Linie versagten.
Aus den Balleroberungen in der Deckung waren nun auch die Coburger mehrmals erfolgreich. Da nützten selbst Umstellungen in der Defensive der Eisenacher nichts mehr. Symptomatisch für deren Spiel war eine Szene aus der 49. Minute. Erst trifft Snajder frei bei einem Konter nur die Latte, der Abpraller landet genau in den Armen von Marco Racic, der den Ball an die gleiche Stelle des Coburger Gehäuses „nagelt“, und im direkten Gegenzug zappelt der Ball nur drei Sekunden später im Tor des ThSV zum 26:18.Spätestens jetzt war Eisenach geschlagen.
Spielzüge für die Galerie
Im Gefühl des sicheren Sieges packten die Coburger sehenswerte Spielzüge mit Rückhandanspielen und technischen Raffinessen aus. Den Höhepunkt schloss Florian Billek zum 30:22 ab, der ein Kempa-Anspiel von Pontus Zetterman verwandelte.
Am Karsamstag 2020 sehen sich die Teams in der Werner-Aßmann-Halle in Eisenach wieder. Doch so einfach wie in der zweiten Halbzeit werden es die Coburger dann wohl nicht haben. Eisenachs Coach Sead Hasanefendic hat bereits jetzt seine Lehren aus der Niederlage gezogen, diese in der Pressekonferenz nach der Partie in einem fast zehnminütigen Statement genauestens analysiert.
Stimmen zum Spiel
Jan Gorr (HSC-Trainer): „Im Gegensatz zu den bisherigen Heimspielen haben wir es diesmal erst nach der Pause geschafft, die Weichen auf Sieg zu stellen. Bis dahin haben uns viele Nebensächlichkeiten beschäftigt. Trotz des unglücklichen Einstiegs in die zweite Halbzeit mit einem Ballverlust gleich nach Wiederanpfiff haben wir uns ganz anders präsentiert. Die Abwehr zeigte viel Lauffreude und ließ sich kaum noch überwinden.“
Sead Hasanefendic (ThSV-Trainer): „Wir haben nicht so gespielt, wie wir das wollten. Vor der Pause war es ein sehr interessantes Handballspiel, in dem wir Coburg in Bedrängnis gebracht haben. Da hatten wir eine gewisse Sicherheit in unserem Spiel. Die ist verloren gegangen, ein paar meiner Spieler schienen überhaupt nicht in der Halle. Das haben wir nach der Pause nicht mehr kompensieren können.“
HSC 2000 Coburg – ThSV Eisenach 31:23 (15:14)
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek (17 Gegentore, 9 Paraden), Konstantin Poltrum (6 Gegentore, 4 Paraden); Maximilian Jaeger (4), Lukas Wucherpfennig (1/1), Felix Sproß, Sebastian Weber (1), Florian Billek (8/4), Marcel Timm (1), Pontus Zetterman (4), Girts Lilienfelds, Tobias Varvne (3), Stepan Zeman (3), Andreas Schröder (5), Christoph Neuhold (1) Trainer: Jan Gorr
ThSV Eisenach: Blaz Voncina (21 Gegentore, 6 Paraden), Denis Karic (10 Gegentore, 2 Paraden); Hannes Iffert (1), Luka Kikanovic, Adrian Wöhler (1/1), Jonas Ulshöfer, Duje Miljak, Ante Tocic (2/2), Jonas Richardt (2), Justin Mürköster, Andrej Obranovic (2), Yoav Lumbroso (6), Ivan Snajder (7), Marko Racic (2), Willy Weyrauch, Alexander Saul Trainer: Sead Hasanefendic.
Spielfilm: 1:1 (3.), 3:1 (4.), 4:3 (7.), 4:4 (8.), 6:4 (10.), 7:7 (15.), 7:9 (18.), 10:10 (23.), 11: 13 (27.), 13:13 (29.), 15:14 – 15:15 (31.), 21:15 (40.), 22:16 (43.), 25:17 (47.), 27:18 (50.), 27:21 (56.), 30:22 (59.), 31:23
Zuschauer: 3 316
Siebenmeter: 5/6 – 3/4
Strafminuten: 8 (Wucherpfennig, Jaeger, Zeman, Varvne) – 10 (Iffert, Miljak, Mürköster, Snajder, Saul); Rot gegen Wöhler (23.)
Beste Spieler: Schröder, Billek – Lumbroso, Snajder
Bericht: Coburger Tageblatt
Bild: Henning Rosenbusch