HSC 2000 Coburg – Rhein-Neckar Löwen 28:31 (13:14)
Mit einem starken Auftritt fordern die Coburger die Rhein-Neckar Löwen mehr als erwartet. Doch die individuelle Klasse der Gäste setzt sich letztlich durch.
Am 10. Mai 2014 waren die Rhein-Neckar Löwen erstmals in der HUK-COBURG arena zu Gast. Gastgeber damals war der ThSV Eisenach, der aufgrund fehlender Erstligatauglichkeit der eigenen Halle einige Partien in Coburg austragen musste. Die Thüringer gingen mit 19:42 (8:22) unter. Der HSC 2000 Coburg war von solch einem Ergebnis am Sonntagnachmittag weit entfernt. Denn er forderte den Gegner mehr als dem lieb war. Am Ende setzten sich die Rhein-Neckar-Löwen doch mühevoll mit 31:28 (14:13) durch.
Die Coburger mussten ohne den besten Siebenmeterkiller der Liga, Konstantin Poltrum, die Gäste ohne den am Meniskus operierten Linksaußen und DHB-Kapitän Uwe Gensheimer auskommen. Grüppchenbildung war zunächst beim lockeren Warmmachen angesagt – da stand ein Trupp Schweden zusammen. Kein Wunder, insgesamt sieben standen für einen Einsatz bereit. Wenige Meter entfernt quatschte Kohlbacher mit Poltrum und Sproß, am Zeitnehmertisch tauschten sich Oli Roggisch und Jan Gorr aus. Ein lockerer Austausch, mit dem es bald schon vorbei war.
Die Schweden setzten auch die ersten Akzente, Nilsson auf der einen, Zetterman auf der anderen Seite. Überhaupt agierten die Coburger sehr konzentriert, warteten im Angriff auf ihre Chance. Die Folge war eine ausgeglichene erste Viertelstunde, in der sogar mehr möglich gewesen wäre als eine fast ständige knappe Führung. Dann aber kamen die ersten Ballverluste, zwei, drei vergebene gute Wurfoptionen, die die Gäste zur ersten Zwei-Tore-Führung nutzten. Gegen die kompakt stehende HSC-Abwehr hatten sie ihre Probleme, da kamen die einfachen Tore per Konter gerade recht.
Noch einmal glich Coburg aus (8:8), aber die eigene Effizienz war nicht mehr so hoch. Immer wieder gelang der Löwen-Abwehr nun ein Steal, ein leichtfertiger Ballverlust des HSC reihte sich an den anderen. Das nutzten die Gäste und lagen innerhalb kürzester Zeit mit vier Toren vorne. Coburg konterte dies, denn danach blieben die Rhein-Neckar-Löwen fünf Minuten ohne Treffer. Erst traf Knauer von der „falschen“ Halbposition, dann Varvne doppelt, und den erneuten Ausgleich markierte Grozdanic, nachdem kurz zuvor schon Schröder die Option dazu hatte.
Starke Partie von Kulhanek
Gäste-Trainer Martin Schwalb brachte nun den bis dato geschonten Schmid, nach der Pause auch Kohlbacher an den Kreis. Doch der scheiterte Sekunden nach Wiederanpfiff frei an Kulhanek, der eine starke Partie bot. Im Gegenzug gelang Schröder wieder der Ausgleich. Die Rhein-Neckar-Löwen hatten jetzt ihre Stammformation auf der Platte, sieht man von Gensheimer ab. Trotzdem wäre sogar eine Coburger Führung möglich gewesen, aber Billek und Schröder vergaben freistehend. Das holte dann aber Zetterman nach. Im nächsten Anlauf hatte er das Pech, dass sein Wurf nur an den Pfosten krachte und der abprallende Ball einen erfolgreichen Löwen-Konter einleitete. Auch Grozdanic traf wenig später nur Aluminium. Vier Tore in Serie gelangen unter anderem dadurch den Gästen, die sich nun nicht mehr einfingen ließen. Denn auch der nächste Wurf von Billek landete nur an der Latte.
Trotzdem – Coburg blieb erst einmal weiter auf Tuchfühlung, und mit erhobenem Zeigefinger ermahnte Martin Schwalb in einer Auszeit nach 44 Minuten sein Team energisch. Vor allem mit dem Abwehrverhalten seiner Mannschaft war er wohl nicht zufrieden. Das schien aber auf fruchtbaren Boden zu fallen. Vorne war es dann vor allem das Duo Schmid/Kohlbacher, das den Favoriten rechtzeitig vor einer drohenden nervenzehrenden Schlussphase auf die Siegerstraße einbiegen ließ. Sehenswert war auch der Wurf in den Winkel fast von der Außenlinie von Groetzki. Auch die Art, wie frenetisch die Tore auf der Bank der „Löwen“ gefeiert wurden, machte deutlich, dass das Spiel in Coburg ein hartes Stück Arbeit war.
Konter bringt die Entscheidung
Aber Coburg wollte trotz des Fünf-Tore-Rückstandes mehr, rückte dem Gegner noch einmal gehörig auf das „Löwenfell“. Erst als ein Wurf von Varvne zwei Minuten vor dem Abpfiff in den Armen von Palicka landete und der Konter daraus das 27:30 brachte, konnten die Rhein-Neckar Löwen siegessicher sein.
Am Ende blieb für Coburg die knappste Niederlage in bislang vier Vergleichen und die Erkenntnis, nach dem THW Kiel auch die nächste Spitzenmannschaft gefordert zu haben. Und auch die Erkenntnis, dass Kohlbacher und Zeman, die sich in der zweiten Halbzeit harte Duelle am Kreis geliefert hatten, wohl keine Freunde mehr werden.
Stimmen zum Spiel
Martin Schwalb (Trainer der Rhein-Neckar Löwen): „Wir freuen uns über diesen Erfolg, der uns nicht einfach gefallen ist. Wir haben uns zwei Mal absetzen können, beim 12:8 vor der Pause und spät dann beim 28:23. Coburg hat alles versucht, auch den letzten Rückstand aufzuholen. Das ist dann aber nicht mehr gelungen.“
Alois Mráz (Trainer des HSC 2000 Coburg): „Dieses Spiel hat uns gut getan. Wir haben mehrfach erfolgreich gegen Rückstände angekämpft, auch wenn wir zwischendurch haben mal etwas liegen gelassen haben. Insgesamt war die Partie doch lange Zeit sehr ausgeglichen.“
Die Statistik
HSC 2000 Coburg: Kulhanek (31 Gegentore/ 11 Paraden), Dreyer (n.e.); Nezhad (3), Sproß (n.e.), Nenadic (n.e.), Billek (1), Mustafic (n.e.), Knauer (3), Zetterman (3), Varvne (6), Schikora, Kurch, Zeman (3), Grozdanic (6/2), Schröder (3), Neuhold (n.e.)
Rhein-Neckar Löwen: Katsigiannis (n.e.), Späth (n.e.), Palicka (28 Gegentore/15 Paraden); Schmid (1), Veigel, Kirkelokke (3), Lagarde, Patrail (1), Tollbring (8), Ahouansou, Lagergren (2), Groetzki (5), Gislason, Nielsen, Nilsson (6), Kohlbacher (5).
Schiedsrichter: Fedtke/Wienrich
Zeitstrafen: 6 (Varvne 8., Zeman 25., 43.) – 8 (Patrail 6., 22., Nielsen 26., Tollbring 28.)
Siebenmeter: 2/2 – 0/1 (Tollbring scheitert an Kulhanek 23.)
Spielfilm: 4:3 (7.), 5:6 (11.), 6:8 (14.), 8:12 (21.), 12:12 (26.), 13:14 – 15:15 (33.), 17:16 (36.), 17:20 (40.), 20:21 (44.), 23:28 (52.), 27:29 (57.), 28:31.
Bericht von Ralph Bilek
Bild von Svenja Stache