Noch nie in seiner Bundesliga-Geschichte hat der HSC 2000 Coburg höher verloren. Beim SC Magdeburg wird der Aufsteiger mit 22:43 überrollt.
Auf diesen Rekord hätte der HSC 2000 Coburg wohl gerne verzichtet: Am Sonntagnachmittag kam der Handball-Bundesligist beim SC Magdeburg mit 22:43 (8:22) unter die Räder. Es ist die höchste Coburger Niederlage der Bundesliga-Geschichte.
SC Magdeburg – HSC 2000 Coburg 43:22 (22:8)
„So darf man sich nicht präsentieren. Das ist nicht unser Anspruch und wir werden das konstruktiv ansprechen. Aber das wird nicht nur mit Zucker passieren“, sagte HSC-Trainer Alois Mraz nach dem Spiel am „Sky“-Mikrofon. Seine Mannschaft, das schwang bei Mraz‘ Statement nach dem Spiel mit, darf sich auf einiges gefasst machen. Und das durchaus zurecht. Leidenschaftslos, emotionslos, keine Körpersprache – der HSC zeigte eine indiskutable Vorstellung. Einen Punktgewinn beim nun seit 17 Spielen ungeschlagenen SC Magdeburg hatten ohnehin nur die kühnsten Optimisten erwartet, eine solche Abreibung aber auch nicht. „Wir waren überhaupt nicht im Spiel, unkonzentriert und von der Einstellung nicht bei der Sache“, kritisierte Mraz.
Die Hausherren hatten wenig Mühe, um dem HSC seine höchste Bundesliga-Niederlage zuzufügen. Die datierte vom 14. Mai 2017 und war ein 27:42 – ebenfalls gegen den SCM, nur in der heimischen HUK-COBURG arena. Diesmal setzten die Magdeburger noch einen drauf und zerlegten den Aufsteiger nach allen Regeln der Handball-Kunst. Dass das Spiel an die Mannschaft von Trainer Bennet Wiegert gehen würde, stand nach nicht einmal sieben Minuten fest. Mit 8:0 führten die Gastgeber und ermöglichten sich ein 53-minütiges Trainingsspiel unter Bundesliga-Bedingungen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Mraz bereits seine erste Auszeit genommen. „Wir müssen die Zweikämpfe annehmen und offensiver agieren“, sagte Mraz. Seine Mannschaft hielt sich nur bedingt an die Vorgaben.
Erster HSC-Treffer nach acht Minuten
Zwar erzielte der eingewechselte Christoph Neuhold die ersten beiden Coburger Treffer des Tages zum 2:8 (10.), ins Spiel kamen die Gäste aber trotzdem nicht. Immer wieder legte der SCM die HSC-Abwehr spielerisch auseinander, setzte Kreisläufer Moritz Preuss in Szene oder traf nach Kreuzbewegungen aus dem Rückraum. Die größte Magdeburger Stärke aber war das Tempospiel. Jeder Fehlwurf und jeder technische Fehler wurde vom SCM gnadenlos mit einem Gegenstoß bestraft. Selbst wenn der HSC mal traf, schlugen die Magdeburger postwendend zurück.
Etwa nach Florian Billeks Treffer zum 4:14, den Omar Ingi Magnusson nur neun Sekunden später zum 15:4 konterte. Alles, was der SCM machte, ging für die Gäste zu schnell. Ein weiteres Beispiel? Nach einem missglückten Coburger Angriff spielte Magdeburgs Schlussmann Jannick Green einen langen Pass über die sich im Rückwärtsgang befindende HSC-Mannschaft und fand Lukas Mertens. Der treffsichere Stellvertreter des verletzten und etatmäßigen Linksaußen Matthias Musche traf zum 21:8 (29.).
HSC-Angriff mit großen Problemen
Kurz darauf besorgte Mertens mit einem Kempa den 22:8-Halbzeitstand. Schon beim 19:6 (24.) traf Mertens auf die gleiche sehenswerte Weise. Während die Angriffs-Maschinerie des SCM längst ins Rollen gekommen war, war beim HSC mächtig Sand im Getriebe. Mit einer beweglichen 6:0-Abwehr stellte Magdeburg geschickt die Pass- und Laufwege zu und unterband mit Stopfouls den Spielfluss im Rückraum der Coburger. Kam der HSC doch einmal zum Abschluss, war regelmäßig SCM-Schlussmann Green Endstation.
Sehenswerte Treffer wie der Dreher von Drasko Nenadic zum 6:17 (21.) blieben die Ausnahme. Daran änderte sich auch im zweiten Durchgang wenig.Immerhin: Coburg zeigte sich nun leicht verbessert. Die ersten zehn Minuten nach der Halbzeit gingen mit 6:5 an die Gäste. Das lag vor allem an Kapitän Andreas Schröder, der in diesem Zeitraum vier seiner fünf Tore erzielte. Trotzdem schraubten die Magdeburger das Ergebnis Tor um Tor in die Höhe. Beim 31:15 durch Daniel Petterson lagen erstmals 16 Treffer zwischen beiden Mannschaften. „Für mich war es ein ruhiger Nachmittag. Wir haben von der ersten Minute an seriös gespielt. Das sieht einfach aus, dahinter steckt aber harte Arbeit“, sagte SCM-Trainer Wiegert bei „Sky“.
Seine Mannschaft hatte ihren Torhunger noch nicht gestillt und lag beim Treffer durch Justus Klug zum 39:19 (56.) mit 20 Toren in Führung. Nach 60 Minuten lagen gar 21 Treffer zwischen Magdeburg und Coburg (43:22). Aus Sicht der Gäste hatte dieser desaströse Nachmittag kaum gute Nachrichten. Vier gab es aber dennoch: Justin Kurch gab nach überstandener Corona-Infektion sein Comeback, Dino Mustafic erzielte bei seinem Ex-Verein sein erstes Bundesliga-Tor und Paul Dreyer – Neuzugang zwischen den Pfosten – gab sein Debüt im HSC-Trikot. Und: Der Rückstand auf den rettenden 16. Tabellenplatz, auf dem der HBW Balingen-Weilstetten liegt, beträgt trotz der Rekord-Klatsche beim SC Magdeburg weiterhin nur vier Punkte.
Bericht von inFranken
Bild von Iris Bilek