Im Kellerduell gegen den Vorletzten Eulen Ludwigshafen gibt es für die Coburger nur ein Motto: Alles oder Nichts. „Müssen Kreuzungsbewegungen unterbinden.“
Nach dem ernüchternden „Nachtspiel“ in Essen bei der späten Anwurfzeit um halb neun am vergangenen Samstag muss der HSC 2000 bereits heute Abend um 18 Uhr erneut auf die Platte. Erwartet wird zum Kellerduell der direkte Tabellenvordermann Eulen Ludwigshafen, der Coburg ein bitteres Ende im letzten Heimspiel des Jahres bescheren könnte.
Denn selbst im Falle eines Erfolges werden die Coburger das Tabellenende nicht verlassen können, bei einer Niederlage wird der Weg zum rettenden Platz 16 unheimlich weit. Doch daran denkt HSC-Coach Alois Mráz überhaupt nicht. Er überlegt wie die zwischenzeitlichen Aussetzer, die sich seit dem Lemgo-Spiel zum Auftakt bis jetzt zur Partie in Essen wie ein roter Faden durch die Saison ziehen, zu vermeiden sind. „Wir haben super Phasen, sind dann plötzlich nicht konsequent genug, zu wenig druckvoll, die Fehler und Fehlwürfe häufen sich. Das wollen wir ändern.“ Doch die Frage ist – wie? Gegen Ludwigshafen darf genau das vom HSC-Coach beschriebene nicht passieren, sich Coburg nicht gleich völlig aus der Bahn werfen lassen, wenn es plötzlich nicht mehr so gut funktioniert. Doch bislang ging diese Spirale meist nach unten. „Wir müssen mit diesem Druck umgehen, klare Aktionen spielen“, fordert Mráz. Natürlich bedauert er gerade in dieser Partie das Fehlen der Fans: „Was wäre das für eine Partie mit voller Halle.“
Dem trauern viele Coaches in der Liga hinterher. Doch mit einer Rückkehr von Zuschauern ist erst einmal nicht zu rechnen, womöglich nicht einmal beim Re-Start gegen den TVB Stuttgart am ersten Februarwochenende 2021. Da muss auch Coburg wie alle anderen durch, genauso wie erneut das Fehlen von Kapitän Andreas Schröder kompensiert werden muss: „Bei der derzeitigen Taktung kommt die Partie für ihn zu früh“, bedauert Mráz sein Fehlen. Zumindest gibt es keine neuerlichen Ausfälle. Dass Mráz seinen Humor noch nicht verloren hat, zeigt die schmunzelnde Aussage hierzu: „Sonst müsste ich mich irgendwann doch noch selbst umziehen.“ Kein Wunder, denn Regenerationsmöglichkeiten sind im Augenblick für keines der Teams gegeben.
Seine Mannschaft stellt er besonders auf die zahlreichen Kreuzungsbewegungen des Gegners ein: „Mit Mappes als Lenker und Stratege ziehen die Eulen das Spiel breit auseinander. Diesen Fluss müssen wir unterbinden, kompakt verschieben.“ Dabei muss er einen aktuellen Neuzugang auf der Rechnung haben. Weil Kreisläufer Klimek wegen einer rätselhaften Rückenverletzung ausfällt und Abwehrchef Remmlinger nach seinem Nasenbeinbruch ersetzt werden muss, hat Ludwigshafen für zunächst vier Spiele den russischen Kreisläufer Sergej Gorpishin verpflichtet. Der 23 Jahre alte frühere Erlanger spielte zuletzt in Mazedonien für den europäischen Spitzenclub RK Vadar Skopje, war seit dem Sommer ohne Verein. Nach dem gefährlichen Rückraumlinken Valiullin, dem erfolgsreichsten Torschützen der „Eulen“, ist Gorpishin der erst zweite nichtdeutsche Feldspieler bei den „Eulen“, geboren ist er allerdings in Erlangen. Diese Verpflichtung an einer wichtigen Nahtstelle im Spiel des Gegners macht es für die Coburger nicht einfacher.
Keinesfalls einfacher wird es dann am kommenden Sonntag bei der letzten Partie im Jahr 2020. Der HSC ist beim Titelanwärter Rhein-Neckar Löwen zu Gast und da spricht viel für einen tristen Ausklang eines doch sportlich erfolgreichen Jahres 2020.
Die Akteure
HSC 2000 Coburg: Kulhanek, Poltrum, Apfel; Nezhad, Sproß, Billek, Nenadic, Varvne, Schikora, Zetterman, Dettenthaler, Kurch, Zeman, Grozdanic, Neuhold. Trainer: Alois Mráz. (verletzt: Preller, Schröder, Knauer, Mustafic)
Eulen Ludwigshafen: Tomovski, Skof, Hoblaj; Dietrich, Scholz, Haider, Falk, Durak, Bührer, Mappes, Wagner, Meddeb, Neuhaus, Valiullin, Gorpishin, Klein. Trainer: Benjamin Matschke.
Schiedsrichter: Thomas Kern / Thorsten Kuschel
Die Lage in der Liga:
Endspurt 2020 für die Handball-Teams in der Bundesliga, ehe es für nicht wenige von ihnen zur Weltmeisterschaft geht. Im Fokus am 15. Spieltag steht das Aufeinandertreffen des THW Kiel gegen die Rhein-Neckar Löwen. Während die „Zebras“ gut aus der Quarantäne kamen, stolpern die „Löwen“ derzeit etwas. Gegen die „Löwen“ vom Bergischen HC gab es am vergangenen Sonntag fast eine Heimniederlage. Deswegen sollte der BHC jetzt auch mit einem Sieg über TuSEM Essen dafür sorgen können, dass sich die nicht weiter vom Tabellenende absetzen.
Bericht von Ralph Bilek
Bild von Svenja Stache