Der HSC 2000 Coburg wartet weiter auf den zweiten Sieg 2023. Aus einer 9:6-Führung wird ein 18:26-Rückstand. Coburg bekommt keinen Zugriff auf den Hagener Rückraum mehr.
2. Bundesliga: HSC 2000 Coburg – VfL Eintracht Hagen 13:16 (32:35)
Wenn das nächste Heimspiel ansteht, sind die Coburger über drei Monate ohne Heimsieg. Das 27:21 gegen Rimpar vom 14.12.2022 ist der letzte Erfolg in eigener Halle. Seitdem gab es in vier Heimspielen keinen Sieg, 1:7 Punkte. Aus den letzten acht Spielen ist die Bilanz mit 4:12 Zählern noch ernüchternder. Genau wie die Spielweise am vergangenen Samstag. Besonders die Phase vom 9:6 (15.) zum 18:26 (41.). Dieser 9:20-Lauf war das schwächste, was die Mannschaft von Brian Ankersen in dieser Spielzeit geboten hat.
Allerdings rissen die Hiobsbotschaften für Ankersen nicht ab. Erstaunt vermisste der Betrachter bei der Teampräsentation den Namen Tumi Stein Runarsson. Der Isländer fehlte. Von Florian Billek, der noch nicht einsatzfähig ist und dessen Rückkehr nun nach der Länderspielpause in Ludwigshafen erfolgen soll, war im Vorfeld neben den Langzeitverletzten ja schon fast ausgegangen worden, aber einmal mehr kam es zu einem weiteren Ausfall. „Tumi hat schon in Bietigheim einen Schlag abbekommen, hatte gegen Potsdam Probleme. Die sind größer geworden, an einen Einsatz heute ist nicht zu denken“, äußerte sich Ankersen schon fast gleichgültig oder auch gelassen. Er ist solche Nachrichten ja fast von Woche zu Woche gewohnt.
Einen anderen Ausfall hatten die Coburger unter der Woche mit einem unerwarteten Neuzugang kompensiert. Für den dritten verletzten TW Fabian Apfel wurde Havard „Howie“ Martinsen, von Hallensprecher Thomas Apfel besonders begrüßt und von den Fans 30 Minuten vor dem Anpfiff beklatscht, verpflichtet. Nach 24 Minuten und 20 Sekunden kehrte der langjährige TW in seinem 355. Einsatz aufs Spielfeld zurück, drei Minuten später parierte er den ersten Wurf. Sein Comeback hätte sich der Norweger aber schöner vorgestellt: „Wir haben zusammen, Torwart und Abwehr, keinen Zugriff mehr bekommen, alles ist reingegangen, wir haben keine Lösungen gefunden.“
Schon der Einstieg ins Spiel war allerdings alles andere als verheißungsvoll – zwei Angriffe, zwei Ballverluste bevor der HSC überhaupt ins Aufbauspiel kam. Vier Minuten und 20 Sekunden mussten die Fans auf den ersten Treffer dieser Partie überhaupt warten – ungewöhnlich, zwei Minuten später fiel der erste Treffer der Gäste. Dann nahm die Partie Fahrt auf, Jochens im Tor zwei freie Bälle weg. Vorne ging bei Coburg viel über die linke Seite und den Kreis. Daraus resultierte eine Drei-Tore-Führung. Als ein Pfiff bei einem Foul an Schröder ausblieb und der HSC in der Folge gegen die dichter gestaffelte und hart zupackende Hagener Deckung kaum noch zum Zuge kam oder den Ball nicht an TW Paske vorbei brachte, war der Vorsprung dahin. Ab dem 9:9 war es ein hin und her. Spätestens ab da konnten die hagener Norouzinezhad, Spohn und Voss-Fels im Rückraum schalten und walten wie sie wollten. Bei Coburg ging weiter viel über den Kreis, bei Hagen eben über den Rückraum im Eins gegen Eins. „Wir kommen gut rein in diese Partie, haben einen guten Zugriff, was dann passiert ist, kann ich mir nicht erklären. Auf Spahn und Voss-Fels bekommen wir überhaupt keinen Zugriff mehr“ analysierte ein ratloser Coburger Trainer nach der Partie. Das 12:11 (21.) sollte die letzte HSC-Führung sein.
Wie schon im Hinspiel setzte Ankersen auch nach dem Wechsel zunächst auf das Sieben gegen Sechs. Aber von einer Aufholjagd wie noch letzte Woche gegen Potsdam war Coburg weit entfernt. Im Gegenteil – war endlich die Lücke gefunden, landete der Ball nicht im Tor oder der Pass zuvor in den Händen des Gegners. Hagen sagte „danke“, führte fünf Minuten nach Wiederanpfiff mit fünf Toren. Ein sichtbar erzürnter Brian Ankersen drückte den Buzzer, beendete das Sieben gegen Sechs. „Wir wussten, wenn wir gewinnen wollen, dann müssen wir das Sieben gegen Sechs in den Griff bekommen. Das haben wir hervorragend gelöst und damit das Momentum auf unserer Seite“, wusste VfL-Coach Stefan Neff um einen der Bausteine für den Erfolg. Besser wurde es für Coburg nach der Auszeit nicht. Hagen agierte unter dem Motto „Jeder Wurf ein Treffer“, während die Coburger immer ideenloser wirkten. „Wir kassieren zu viele Gegentore“, machte auch ein enttäuschter Andreas Schröder nach der Partie aus. „Da wäre deutlich mehr drin gewesen.“ Die bessere Wurfeffektivität führte auch Neff als weiteren Grund für den Sieg an und „dann haben wir das über die Zeit gerettet.“ 24 Fehlwürfe waren auf HSC Seite zu verbuchen.
Acht Tore betrug der Rückstand nach 41 Minuten, zwei Minuten später der nächste Buzzer von Ankersen. Sein Team war vollkommen von der Rolle. Kapitän Schröder sollte nun etwas Durchschlagkraft und Stabilität in den Angriff bringen, was auch funktionierte. Auf drei Tore kam der HSC heran, sollte doch noch etwas gehen? Dazu benötigte Coburg hinten Ballgewinne, doch die waren am Samstagabend fast an einer Hand abzuzählen. Deswegen wurde nicht mehr draus.
Weiter geht es für die Coburger nach der Länderspielpause, aber schon am kommenden Donnerstag gibt es internationales Flair in der HUK Coburg-Arena wenn die Ukraine die Auswahl Österreichs zu einem EM-Qualifikationsspiel erwartet. Das nächste Heimspiel für den HSC ist am Mittwoch, 22. März, in einer englischen Woche. Da reist der TV Großwallstadt an. Gegen die haben die Coburger zwei ganz große Rechnungen aus dem vergangen Oktober offen und – wennman nicht hinten rein rutschen will, ist ein Heimsieg Pflicht.
Statistik
HSC 2000 Coburg – VfL Eintracht Hagen 32:35 (13:16).
HSC 2000 Coburg: Martinsen (2 Paraden), Jochens (8 Paraden); Preller, M. Jaeger (5/3), Dettenthaler, Bis (4), Mund, Fuß (1), Siegler, Ossowski (9/2), Herzig (4), Krone (1), Knauer (1), Schäffer (5), Schröder (2). Trainer: Ankersen.
VfL Eintracht Hagen: Mahncke, Paske (12), Grzesinski (1); Buergin, Becker, Norouzinezhad (6), Pröhl, Schmidt (1/1), Voss-Fels (10), Spohn (5), Stüber (2), Stefan (2), Jukic (5), Richter, Busch (4). Trainer: Neff.
Schiedsrichter: Frederic Linker / Sascha Schmidt
Strafminuten: 4 (Fuß, Biß) – 8 (Becker, Spohn, Stüber, Voss-Fels)
Siebenmeter: 5/6 (Ossowski trifft 2 x gegen Paske, scheitert an Grzesinski, M. Jaeger trifft 3 x gegen Grzesinski) – 1/1 (Schmidt trifft gegen Jochens)
Spielfilm: 1:0 (5.), 2:1 (7.), 5:2 (8.), 6:4 (10.), 8:5 (13.), 9:9 (17.), 11:10 (21.), 12:12 (23.), 13:13 (24.), 13:15 (27.), 13:16 – 13:17 (32.), 15:20 (35.), 17:24 (39.), 18:26 (42.), 24:29 (46.), 26:30 (49.), 27:30 (50.), 28:32 (55.), 29:32 (56.), 30:34 (58.), 32:35.
Zuschauer: 1.916
Beste Spieler: Ossowski – Voss-Fels, Norouzinezhad, Spoh
Bericht von Ralph Bilek (Coburger Tageblatt)
Bild von Svenja Stache