TV 05/07 Hüttenberg
Der Turnverein 05/07 Hüttenberg entstand am 1. Januar 1969 durch den Zusammenschluss der beiden Vereine TV Hochelheim (gegründet 1905) und TV Hörnsheim (gegründet 1907). Bis zum 2. Weltkrieg echte Turnvereine, war später der Handball in beiden Vereinen die dominierende Sportart. Wie immer sind Erfolge das beste Argument und bereits 1973 wurde der TV Hüttenberg Dritter der deutschen Handballmeisterschaft. Als 1977 die eingleisige Handball – Bundesliga eingeführt wurde, war auch der TV Hüttenberg mit von der Partie. Mit Kapitän Horst Spengler und Richard Boczkowski gehörten auch zwei Akteure des TV Hüttenberg zu jeder inzwischen legendären Mannschaft, die 1978 überraschend Weltmeister wurde. Insgesamt 13 Jahre lang hielten sich die Mittelhessen in der höchsten deutschen Spielklasse. Die beste Platzierung gelang in der Saison 1979/80 mit Rang 4. Fünf Jahre später allerdings musste man den bitteren Gang in die 2. Liga antreten. Im Bemühen, diesen „Unfall“ möglichst schnell zu reparieren, gingen die Hüttenberger in den Folgejahren bis an die Grenzen ihrer finanziellen Möglichkeiten und letztlich sogar darüber hinaus. Als sich am Ende der Saison 1993/94 die Verbindlichkeiten bereits auf über 500.000 DM beliefen, zog man beim TV Hüttenberg schließlich die Reißleine. Der Leistungssportbereich wurde in die neu gegründete Marketing Gesellschaft Hüttenberg ausgelagert; fortan lag das Hauptaugenmerk auf einem strikten Sparkurs und einer sportlichen Neu – Konsolidierung. Dafür musste man allerdings zunächst einen weiteren sportlichen Tiefschlag verdauen, denn nach der Spielzeit 1997/98 war auch der Abstieg aus der 2. Bundesliga nicht mehr zu vermeiden. Doch das langfristig angelegte Konzept ging auf und langsam, aber sicher kam der Patient TV Hüttenberg wieder auf die Beine. 2004 meldeten sich die Mittelhessen zurück in der 2. Liga, arbeiteten sich Jahr für Jahr in der Tabelle nach oben und krönten diese Entwicklung schließlich 2011 mit dem Aufstieg in die „stärkste Liga der Welt“. Trotz immerhin 17 Pluspunkten mussten die damals noch von Jan Gorr trainierten Mittelhessen das Intermezzo nach nur einem Jahr aber wieder beenden. Turbulent verliefen dann die letzten Jahre. Dem Abstieg in die 3. Liga im Jahre 2015 folgte mit zwei Aufstiegen der Durchmarsch zurück in Liga 1, dem jedoch der erneute Abstieg folgte.
Personeller Umbruch und weiterhin viel Qualität im Kader
Nicht selten zieht ein Abstieg auch größere personelle Veränderungen nach sich. Und so gab es auch beim TVH vor dieser Saison schon einen gewissen Umbruch im Kader. Immerhin neun Spieler verließen den Verein, darunter wichtige Leistungsträger wie Dominik Mappes, Vladan Lipovina, Jannik Hofmann oder Matthias Ritschel. Dem standen vier externe (und allesamt hochkarätige) Neuzugänge sowie sechs Nachrücker aus der eigenen U23 bzw. A –Jugend gegenüber. So erhielt Ex – Jugend – Nationalspieler Fabian Schomburg, der im Moment allerdings auf Grund von Rückenproblemen außer Gefecht gesetzt ist, mit Nikolai Weber einen neuen Kollegen zwischen den Pfosten. Der inzwischen bereits 38jährige spielte von 2005 bis 2018 für die HSG Wetzlar bzw. die TSV Hannover – Burgdorf in der 1. Liga. Auf allen Positionen stark besetzt ist auch der Rückraum der Mittelhessen. Die Anteile auf der Spielmacher – Position teilen sich aktuell der tschechische Routinier Tomáš Sklenák, der auch zehn Jahre lang für den ThSV Eisenach gespielt hatte, und Neuzugang Björn Zintel. Der torgefährliche Mittelmann kam vor der Saison vom ASV Hamm – Westfalen. Die Nummer 1 im linken Rückraum ist seit dieser Saison Markus Stegefelt. Der 2,00 m große Schwede, der auch bereits das Trikot der Nationalmannschaft trug, spielte in den beiden letzten Jahren für die HBW Balingen – Weilstetten. Überzeugen konnte bislang auch Johannes Klein, der aus der eigenen U23 – Mannschaft in den Profikader aufrückte. Viel Qualität ist im rechten Rückraum vorhanden. Der Isländer Ragnar Jóhannsson war maßgeblich an den Erfolgen der letzten Jahre beteiligt und wird nach dieser Saison zum Bergischen HC wechseln. Bis 2020 läuft dagegen der Vertrag mit Neuzugang Dieudonné Mubenze. Der 22jährige gehört bereits fest zum Kader der tschechischen Nationalmannschaft und gilt als eines der größten Talente seines Heimatlandes. Am Kreis und auf den Außenpositionen setzt man beim TVH dagegen auf Kontinuität. Die linke Außenbahn wird vornehmlich von Christian Rompf beackert. Der Routinier kam 2016 von der HSG Wetzlar zum TVH. Komplett ist inzwischen wieder das bewährte Duo auf dem rechten Flügel. Daniel Wernig ist nach seiner längeren Verletzungspause in der Hinrunde längst wieder zurück auf dem Weg zu alter Stärke. Er teilt sich die Einsatzzeiten mit dem früher ebenfalls für die HSG Wetzlar aktiven Tobias Hahn. Stark aufgestellt präsentiert sich der TVH auch am Kreis. Dort hat man mit dem wuchtigen Mario Fernandes, Eigengewächs Moritz Lambrecht und dem Ex – Wetzlarer Moritz Zörb gleich drei gleichwertige Alternativen parat.
Schwachen Saisonstart längst wettgemacht
Angesichts dieses Kaders musste sich der Erstliga – Absteiger vor dieser Spielzeit natürlich auch zum erweiterten Favoritenkreis zählen lassen. Doch es sollte dann einige Zeit dauern, bis der TVH tatsächlich in der neuen Liga angekommen war. Nach sieben Spieltagen hatten die Mittelhessen erst einen einzigen Sieg auf dem Konto. Doch ganz allmählich rappelte sich das Team wieder auf, verbuchte einige wichtige Punktgewinne und arbeitete sich in der Tabelle peu à peu nach oben. Als man dann aus den letzten sechs Spielen des Kalenderjahres 2018 gar vier Siege und ein Remis holen konnte, beendete der TVH das Jahr schließlich auf Rang 9. Nach zuletzt zwei Siegen in Folge beim TV Emsdetten und zu Hause gegen Wilhelmshaven rangieren die Mittelhessen aktuell auf Platz 10.
Bericht von Gerd Nußpickel