Wilhelmshavener HV
Der Verein entstand 1995 aus der Handball-Abteilung des Polizei-Sportvereins Wilhelmshaven, der 1994/95 eine Saison lang in der 2. Bundesliga spielte. 2000 stieg dann auch der Wilhelmshavener HV in die 2. Liga auf, zwei Jahre später dann sogar in die 1. Bundesliga. Nach dem Abstieg in der Saison 2007/08 spielte der WHV dann noch drei Spielzeiten in Liga 2, verpasste 2011 aber ebenso wie der HSC 2000 Coburg die Qualifikation für die eingleisige 2. Bundesliga. In der Saison 2014/15 marschierten die Norddeutschen dann mit der makellosen Bilanz von 60:0 Punkten durch die 3. Liga und meldeten sich eindrucksvoll in der 2. Bundesliga zurück, wo man gleich in der ersten Spielzeit mit Platz 6 ein viel beachtetes Comeback feierte. In der vergangenen Saison gelang den Norddeutschen am Ende mit Rang 16 eine Punktlandung. Allerdings hatte der WHV die gesamte Spielzeit über mit zahlreichen Verletzungsproblemen zu kämpfen, die angesichts des schmalen Kaders nicht immer kompensiert werden konnten. Doch vor allem in Spielen gegen die Spitzenteams der Liga zeigten die Jadestädter oft ihre Qualitäten, so beim Erfolg gegen den späteren Aufsteiger Bietigheim oder den beiden Unentschieden gegen Lübeck und den HSC. Diesen Ausrufezeichen folgten aber nicht selten unnötige Punktverluste gegen vermeintlich schwächere Gegner. Doch mit einer bis zuletzt intakten Moral sicherten sich die Schützlinge von Christian Köhrmann am vorletzten Spieltag schließlich den Klassenerhalt.
Schmaler Kader, aber viel Qualität
Nichts Anderes ist auch das erklärte Ziel für diese Saison. „Die Leistungsdichte ist weiter gestiegen. Jedes Team wird versuchen, schnell die Punkte für den sicheren Klassenerhalt auf dem Konto zu haben“, war sich nicht nur der Trainer bewusst. Über die Schwere der Aufgabe machte man sich in Wilhelmshaven auch keine Illusionen, denn einmal mehr ist der Zweitligakader zumindest in quantitativer Hinsicht doch arg auf Kante genäht. Da wog dann auch der Verlust von Torjäger Kay Smits besonders schwer. Der niederländische Nationalspieler, der mit seinen 259 Toren immerhin Platz 3 in der Torschützenliste der Liga belegte, hatte beim dänischen Erstligisten TTH Holstebro eine neue sportliche Herausforderung gesucht. Und nach nur vier Spielen wurde auch der Vertrag mit Rückraumspieler Lukas Kalafut im beiderseitigen Einverständnis aufgelöst.
Ungeachtet dieser Personalien verfügen die Nordlichter natürlich trotzdem über viel Qualität im Kader. Mit dem ehemaligen Junioren – Nationalspieler Dennis Doden sowie Frederick Lüpke bilden zwei talentierte Eigengewächse das Gespann zwischen den Pfosten. Zudem verpflichtete der WHV unlängst noch den 24jährigen Angelo Grunz, der die Nachwuchsschmiede der Füchse Berlin durchlaufen hat und zuletzt für den 1. VfL Potsdam spielte. Mit Tobias Schwolow und Linkshänder Rene Drechsler besitzen die Norddeutschen vor allem zwei exzellente Akteure auf den Halbpositionen. Letzterer war in der Saison 2015/16 immerhin zum „Spieler der Saison“ in der 2. Liga gewählt worden. Allrounder Janik Köhler und der Kroate Matej Kožul sind weitere Optionen im Rückraum. Zudem konnte man sich vor er Saison die Dienste von Kuno Schauer sichern. Der 20jährige war in der Jugend der Füchse Berlin Teamkollege von Jakob Knauer und führte in der letzten Saison noch die Bundesliga – Reserve der Berliner als Spielmacher zum Aufstieg in die 3. Liga. Pech hatten die Jadestädter indes mit einem anderen Neuzugang. Bei dem vom niederländischen Erstligisten HV KRAS/Volendam gekommenen Jan Josef wurde ein Knorpelschaden im Knie diagnostiziert. Im Dezember 2018 wurde schließlich auch der Vertrag mit dem Tschechen aufgelöst. Auch aus diesem Grund sahen die Verantwortlichen des WHV Handlungsbedarf und verpflichteten in der WM – Pause zwei weitere Rückraum – Akteure nach. Vom Liga – Konkurrenten VfL Eintracht Hagen holte man den 34jährige Bartosz Konitz, der bereits für die polnische und niederländische Nationalmannschaft spielte und sowohl im zentralen wie im linken Rückraum einsetzbar ist. Noch mehr Erfahrung hat Miladin Kozlina aufzuweisen. Der 36jährige Abwehrspezialist absolvierte 117 Länderspiele für Slowenien und spielte unter anderem bereits bei namhaften Vereinen wie Celje Pivovarna Lasko, Frisch Auf Göppingen, Metalurg und Vardar Skopje oder GWD Minden. Zuletzt trug er das Trikot des HC Rhein Vikings.
Lange Zeit verzichten mussten die Norddeutschen auch auf Rechtsaußen Evgeny Vorontsov, seit seinem Wechsel von TUSEM Essen nach Wilhelmshaven im Jahre 2009 die Zuverlässigkeit in Person. Der 32jährige hatte sich in der Saison – Vorbereitung einen Schlüsselbeinbruch zugezogen und kehrte erst im November 2018 wieder ins Team zurück. Als Ersatz hatten die Verantwortlichen den 20jährigen Yannick-Marcos Pust von den Füchsen Berlin verpflichtet, der sich im bisherigen Saisonverlauf auch gut einführte. Mit Sebastian Maas und dem Niederländer Rutger ten Velde verfügt der WHV auf der linken Außenbahn über ein ebenso starkes Duo wie am Kreis. Dort teilen sich auch in dieser Saison der international erfahrene Niederländer Duncan Postel und der 2,05 m große und 110 kg schwere Jugend – Nationalspieler Daniel Andrejew die Einsatzzeiten.
Chancen auf Klassenerhalt weiter intakt
„Durchwachsen“ dürfte zunächst den Saisonauftakt des WHV einigermaßen treffend beschreiben. Den 3:1 Punkten aus den beiden ersten Heimspielen folgten drei Niederlagen am Stück. Drei Siege in den nächsten vier Spielen, darunter ein Auswärtserfolg in Essen, ließen die Norddeutschen dann zwischenzeitlich sogar bis auf Platz 10 nach oben klettern. Dem gleichfalls bemerkenswerten Heimerfolg gegen den VfL Lübeck – Schwartau folgten dann aber zehn sieglose Partien, ehe der deutliche 34:24 – Erfolg gegen den TSV Bayer Dormagen diese Negativserie beendete. Dennoch rangiert der WHV seit dem 15. Spieltag unverändert auf einem Abstiegsplatz. Daran konnte auch der jüngste Auswärtserfolg in Hagen, bei dem sich vor allem Rene Drechsler (11 Tore) und Evgeny Vorontsov (10 Tore) besonders hervortaten, zunächst noch nichts ändern. Allerdings sind bei nur zwei Zählern Rückstand auf den ersten Nicht – Abstiegsplatz die Chancen auf den erneuten Klassenerhalt nach wie vor in Takt.
Bericht von Gerd Nußpickel