HBW Balingen – Weilstetten
Die Geburtsstunde der HBW Balingen – Weilstetten liegt im Jahr 2002, als die ersten Männermannschaften des TV Weilstetten und der TSG Balingen Handball 2000 fusionierten. Das Ziel war nichts weniger als Spitzenhandball in der Region zu etablieren. Und es gelang: Bereits in der Saison 2002/03 konnte der Aufstieg in die 2. Bundesliga gefeiert werden, wo man sich sukzessive nach oben arbeitete. Am Ende der Spielzeit 2005/06 war es dann soweit: Der HBW Balingen –Weilstetten wurde Meister der Südstaffel der 2. Liga und stieg in das Oberhaus des deutschen Handballs auf. Dort konnte man sich immerhin elf Jahre lang ununterbrochen halten, auch wenn es für den Underdog im Konzert der zahlungskräftigeren Konkurrenz am Ende meist nur zu einem Platz im hinteren Drittel der Tabelle reichte. Die bislang beste Platzierung gelang in der Saison 2014/15 mit Rang 11. Aber in der Saison 2016/17 erwischte es die „Gallier von der Alb“ schließlich doch und man musste erst einmal wieder zurück in Liga 2. Mit der klaren Zielstellung Wiederaufstieg in die vergangene Saison gestartet, durfte der HBW bereits nach einer mehr als durchwachsenen Hinrunde alle diesbezüglichen Ambitionen begraben. Am Ender stand dann Platz 5.
An Qualität und Erfahrung gewonnen
Die schmerzlichen Erfahrungen der letzten Saison veranlassten die Verantwortlichen zum einen, die Zielstellung für die aktuelle Spielzeit etwas zurückhaltender zu formulieren: Ein Platz in der Spitzengruppe soll es am Ende werden. Zum anderen leitete man erneut einen personellen Umbruch ein. Acht Spieler verließen den Verein, vier externe Neuzugänge wurden verpflichtet. Insbesondere in Sachen Qualität, Erfahrung und Robustheit sah man sich nun beim HBW deutlich besser gerüstet.
Zwischen den Pfosten ist der 30jährige Tomáš Mrkva auch in dieser Saison die klare Nummer 1. Der tschechische Nationalspieler gilt aktuell als der vielleicht beste Keeper der 2. Bundesliga, wird die „Gallier“ allerdings nach der Saison in Richtung Bergischer HC verlassen. Auch deswegen nutzten die Verantwortlichen des HBW die Chance, bereits während dieser Saison den erfahrenen Kroaten Vladimir Božic von den finanziell angeschlagenen Rhein Vikings nachzuverpflichten und mit einem Vertrag bis 2020 auszustatten.
Einige Veränderungen gab es auch im Balinger Rückraum. Kopf der Mannschaft war zunächst wie gewohnt der 147fache Nationalspieler Martin Strobel, der 2016 mit der deutschen Nationalmannschaft Europameister und Olympiadritter geworden war. Der 32jährige stand auch im Kader der deutschen Nationalmannschaft bei der Heim – WM im Januar und wusste dort durchaus zu überzeugen. Doch ein im Spiel gegen Kroatien erlittener Kreuzband- und Innenbandriss bedeuteten plötzlich das Saisonaus für den Routinier. Das Balinger Management verpflichtete daraufhin den 23jährigen Juan Muñoz de la Peña vom SC Magdeburg. Der junge Spielmacher hatte 2017 die spanische U21 – Auswahl zum Weltmeistertitel geführt. Zudem setzt man beim HBW nach wie vor große Hoffnungen auf den ein Jahr jüngeren Diogo Oliveira, der vor dieser Saison aus der 1. Portugiesischen Liga nach Süddeutschland gewechselt war. Im linken Rückraum erhalten Jona Schoch und Lukas Saueressig in dieser Saison Unterstützung vom in Coburg noch bestens bekannten Romas Kirveliavicius. Allerdings musste „Kiwi“ in den letzten Spielen auf Grund einer Knieverletzung passen und gab erst am vergangenen Wochenende sein Comeback. Die Spielzeiten im rechten Rückraum teilen sich der erfahrene Lars Friedrich und der 23jährige Rene Zobel.
Über viel Qualität verfügt der HBW auch auf den beiden Flügeln. Linksaußen Oddur Grétarsson gehört seit einigen Jahren zu den besten Akteuren der 2. Liga auf dieser Position. Mit dem 21jährigen Tim Nothdurft steht hier zudem ein weiterer talentierter Youngster als Alternative parat. Die Nummer 1 auf Rechtsaußen ist Gregor Thomann. Unterstützung erhält er vom 24jährigen Jannik Hausmann. Neu besetzt ist in dieser Saison die Position am Kreis. Marcel Niemeyer sammelte bereits reichlich Bundesliga – Erfahrung beim TBV Lemgo und spielte zuletzt für den ThSV Eisenach. Der Bergische HC und zuletzt der SC DHfK Leipzig waren einige der bisherigen Stationen von Benjamin Meschke. Dank seiner bekannten Allrounder – Qualitäten ist auch der Ex – Hamburger Matthias Flohr nach wie vor eine feste Größe im Kader des HBW.
Beeindruckende Serie nach Stotterstart
Es sollte jedoch erst einmal einige Zeit dauern, bis sich die neu formierte Mannschaft gefunden hatte. Nach vier Spieltagen standen lediglich 3:5 Punkte auf dem Konto. Doch dann starteten die „Gallier von der Alb“ eine mehr als beeindruckende Serie: In den folgenden 21 Spielen gab der HBW nur drei Punkte ab. Am 15. Spieltag stand man erstmals auf einem Aufstiegsplatz; fünf Spieltage später hatte man die Tabellenführung übernommen und bis heute verteidigt. Nach wie vor beeindruckend ist dabei die bekannte Heimstärke der Balinger: Saisonübergreifend hat das Team inzwischen 25 Spiele in Folge zu Hause keinen Punkt mehr abgegeben. Auch den Ausfall von Regisseur Strobel steckten die Süddeutschen besser als befürchtet weg. Zwar gab es zuletzt dann doch noch einige nicht unbedingt zu erwartende Auswärtsniederlagen bei der DJK Rimpar, in Aue und Hüttenberg. Aber da auch die Konkurrenz bisweilen schwächelte, verteidigten die Schützlinge von Jens Bürkle bis heute erfolgreich den Platz an der Sonne und stehen – auch angesichts des machbaren Restprogramms – bereits mit mehr als einem Bein wieder in der 1. Bundesliga.
Bericht von Gerd Nußpickel