Die Historie
Der VfL Gummersbach wurde bereits 1861 gegründet; die Handball-Abteilung entstand 1923. Im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen legte man beim VfL schon sehr früh den Fokus auf den Hallenhandball. Dort holte man 1966 mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft auch den ersten Titel der Vereinsgeschichte und qualifizierte sich für die in jenem Jahr neu gegründete (und damals noch zweigeteilte) Bundesliga, in der der VfL Gummersbach bis heute ununterbrochen spielt. In den folgenden rund zwei Jahrzehnten avancierte das Team aus dem Bergischen zu einem der erfolgreichsten Handballvereine in der Geschichte. Zwölfmal wurde der VfL Deutscher Meister, fünfmal holte man den DHB-Pokal. Auch international war der VfL überaus erfolgreich: Fünfmal gewann man den Europapokal der Landesmeister, viermal den Cup der Pokalsieger, zweimal sicherte man sich den IHF- bzw. EHF-Pokal. Der letzte Titelgewinn datiert aus dem Jahr 2011. In den Folgejahren beendete der VfL – auch auf Grund einer angespannten wirtschaftlichen Situation – die jeweilige Saison zumeist auf einem Platz in der unteren Tabellenhälfte und bewegte sich zuweilen sogar gefährlich nahe an den Abstiegsplätzen. Und am 9. Juni 2019 wurde das eigentlich Unvorstellbare plötzlich traurige Realität: Nach 53 Jahren ununterbrochener Präsenz in der 1. Handball-Bundesliga musste der VfL Gummersbach erstmals den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit antreten.
Die Mannschaft
Vor dieser Saison wurde der Kader des VfL deutlich umgekrempelt und verjüngt. Den sieben Abgängen stehen sechs externe Neuverpflichtungen sowie zwei Nachrücker aus dem eigenen Nachwuchs gegenüber. „Ich habe ein gutes Gefühl, dass wir eine starke, ausgeglichen besetzte Mannschaft haben. Vor allem sind wir in der Breite auch besser als im Vorjahr aufgestellt“, so Trainer Sigurðsson.
Als Volltreffer erwies sich auf jeden Fall die Verpflichtung von Torhüter Tibor Ivanišević. Ihm zur Seite stehen der Portugiese Diogo Valério, der 2019 zum besten Torhüter der U21-WM gewählt worden war, sowie der für ein Jahr vom ungarischen Spitzenklub MOL Pick Szeged ausgeliehene Martin Nagy.
Eine gute Mischung aus Erfahrung und jugendlicher Unbekümmertheit findet man aktuell im Rückraum des Traditionsvereins. Zwar konnte Shooter Alexander Hermann aus Verletzungsgründen bisher nur neun Partien bestreiten. Doch der ebenfalls für ein Jahr aus Melsungen ausgeliehene Ole Pregler, Routinier Tmm Schneider und auch das erst 20jährige Eigengewächs Tom Kiesler konnten diese Lücke bislang sehr gut schließen. Dies gilt ganz besonders auch für Spielmacher Julian Köster, der es mit seinen Leistungen sogar schon in das Notizbuch von Bundestrainer Alfred Gislasson schaffte. Auch Fynn Herzig ist nach seiner überstandenen Schulterverletzung wieder auf dem Weg zurück zu alter Stärke. Die Nummer 1 im rechten Rückraum ist der bereits 36jährige österreichische Nationalspieler Janko Božović, der in dieser Saison vom 21jährigen Polen Szymon Działakiewicz unterstützt wird.
Exzellent besetzt ist der VfL auch auf den Flügeln. So bilden der isländische Neuzugang Hákon Daði Styrmisson und der bereits für den THW Kiel aktive Raul Santos das wahrscheinlich beste Gespann der Liga auf der der Linksaußen-Position. Die etatmäßige Nummer 1 auf Rechtsaußen Lukas Blohme zog sich kürzlich einen Innenbandriss im linken Knie zu. Als Ersatz verpflichteten der VfL den Isländer Óðinn Þór Ríkharðsson. Viel Qualität findet man auch am Kreis, wo sich der erst 23jährige isländische Nationalspieler Elliði Snær Viðarsson, Jonas Stüber und der aus Coburg gekommene Stepan Zeman die Spielzeiten teilen.
Der Trainer
Guðjón Valur Sigurðsson wurde am 8. August 1979 in Reykjavík geboren. Er begann seine Handballkarriere zunächst 1986 bei Grótta Seltjarnarnes, ehe er dann über Grotta KR zum Topteam KA Akureyri wechselte. Nach dem Gewinn der heimischen Meisterschaft führte ihn sein Weg 2001 nach Deutschland. Seine erste Station war TUSEM Essen, mit dem er 2005 den EHF-Pokal gewann. Anschließend spielte er jeweils drei Jahr lang für den VfL Gummersbach und die Rhein-Neckar Löwen. Mit AG København wurde er danach ebenso Meister (2012) wie mit dem THW Kiel (2013, 2014), dem FC Barcelona (2015, 2016), den Rhein-Neckar Löwen (2017) und zuletzt mit Paris Saint-Germain (2020).
Für die isländische Nationalmannschaft bestritt der Linksaußen 364 Länderspiele, in denen er 1.875 Tore erzielte. Seine größten Erfolge im Nationaltrikot waren der Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2008 sowie Bronze bei der EM 2010.
Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn übernahm er 2020 das Amt des Cheftrainers beim VfL Gummersbach.
Bericht Gerd Nußpickel
Bild VfL Gummersbach