Der HSC Coburg feiert im letzten Spiel des Jahres einen 34:30-Erfolg beim TV Emsdetten, die Konkurrenz aus Gummersbach und Hamm schwächelt. Nur eine Verletzung hinterlässt einen faden Beigeschmack.
Mit einem nie gefährdeten 34:30-Auswärtssieg beim TV Emsdetten hat sich der HSC 2000 Coburg am zweiten Weihnachtsfeiertag als Tabellenerster in die Winterpause der 2. Handball-Bundesliga verabschiedet. Es war ein nahezu perfekter erster Rückrundenspieltag für das Team von Trainer Jan Gorr. Die zwei Verfolger, ASV Hamm-Westfalen (33:36 gegen Bietigheim) und VfL Gummersbach (24:29 in Essen), verloren beide ihre Spiele und somit Boden auf die Coburger.
Einziger Wermutstropfen für den HSC: Spielmacher Tobias Varvne musste Anfang der zweiten Halbzeit nach einer unsanften Attacke des Emsdetteners Marcel Schliedermann mit einer Verletzung im Kopfbereich ausgewechselt werden. „Die Verletzung von Tobi ist natürlich sehr ärgerlich für uns, er hat zuvor ein sehr gutes Spiel gemacht. Ich habe gehört, dass er sich vom Kreislauf wieder stabilisiert hat. Es deutet auf eine leichte Gehirnerschütterung hin, aber wir müssen Weiteres noch abwarten“, sagte Gorr wenige Minuten nach der Partie.
TV Emsdetten – HSC Coburg 30:34 (17:21)
Die Anfangsphase gehörte den Hausherren. Die Coburger erlaubten sich einige technische Fehler und ermöglichten dem TVE so Tempogegenstöße oder schnelle Abschlüsse aus dem Rückraum. Angeführt vom treffsicheren Sven Wesseling und mehr als 2000 Fans in der fast ausverkaufen Ems-Halle erarbeiten sich die Münsterländer einen 5:3-Vorsprung (6.). Mit einer wichtigen Parade gegen Kreisläufer Jan Mojzis leitete HSC-Torhüter Jan Kulhanek den ersten Gästelauf ein. Mit einem satten verdeckten Unterhandwurf sorgte Pontus Zetterman nach dem 0:1 für die zweite Coburger Führung (5:6).
Aber vor allem Zettermans‘ Landsmann Tobias Varvne war in vielen Eins-gegen-Eins-Situationen von der TVE-Abwehr nicht zu stoppen und ließ Keeper Konstantin Madert das eine oder andere Mal schlecht aussehen. In doppelter Überzahl traf Maximilian Jaeger nach einem Abpraller und zwang den Emsdettener Coach Daniel Kubes zur ersten Auszeit (8:10). Diese schien mit dem zwischenzeitlichen Ausgleich zunächst zu fruchten, doch wieder brachte Kulhanek mit zwei Paraden in Folge das Momentum auf Coburger Seite. Zetterman, Varvne und Billek machten mit ihren Treffern innerhalb von nur 90 Sekunden aus einem Unentschieden einen Drei-Tore-Vorsprung.
Mit Stepan Zeman auf der Platte wurde das Coburger Spiel etwas physischer. Zunächst musste der tschechische Nationalspieler nach einem kleinen Privatduell mit dem Emsdettener Kreisläufer Julian Damm zwar für zwei Minuten auf die Bank. Doch kaum wieder auf dem Feld, fing Zeman ein Kreisanspiel der Gastgeber ab und leitete damit einen Tempogegenstoß von Billek ein (13:17). Der erstmalige Vier-Tore-Vorsprung sollte bis zur Pause Bestand haben. „In der ersten Halbzeit haben wir eine hervorragende Angriffsleistung gezeigt, viele Tore sehr gut herausgespielt“, analysierte Gorr und fügte an: „In der Deckung haben wir aber keinen Zugriff bekommen und einfach zu viele Gegentore bekommen.“
Nach insgesamt 38 Treffern in den ersten 30 Minuten bekamen im zweiten Durchgang die beiden Ersatzkeeper, Konstantin Poltrum und Maurice Paske, ihre Chance. Die Münsterländer kamen wie bereits im ersten Durchgang entschlossener aus der Kabine und verkürzten auf zwei Tore (19:21, 35.).
Bisweilen übertrieben die Hausherren es aber auch mit ihrem Einsatz. Der übermotivierte Schliedermann rang Varvne rund zwölf Meter vor dem Tor nieder – der Schwede blieb am Boden liegen und musste minutenlang behandelt werden. In einer kleinen Rangelei tauschten sich die Kontrahenten ihre Meinungen aus. „Die Szene war sinnbildlich für den Charakter in der zweiten Halbzeit. Emsdetten hat wahnsinnig motiviert und engagiert in der Deckung gespielt“, so Gorr. „Deshalb kam es zu ganz vielen Zweikampfsituationen – diese ist für uns schlecht ausgegangen.“
Coburg hatte zwar zunächst einen weiteren Treffer zum 20:21 kassiert, spielte dann aber seine Überzahl zweimal mustergültig aus. Schröder und Zetterman bedienten zweimal Jaeger auf Linksaußen, der TV-Keeper Paske keine Chance ließ.
Die Gastgeber nahmen sich mit ihren überharten Aktionen und den damit einhergehenden Zeitstrafen selbst den Rhythmus. Schliedermann kassierte fünf Minuten nach der Attacke gegen Varvne seine dritte Zeitstrafe und somit die Rote Karte. Die Coburger nutzten wiederum clever ihre doppelte Überzahlsituation aus und erhöhten ihren Vorsprung auf vier Tore (22:26.).
Dazu konnte sich nun auch Poltrum mit einigen sehenswerten Paraden auszeichnen. „Wir sind in der zweiten Halbzeit in der Abwehr in der Mitte etwas besser postiert gewesen. Wir haben die Räume für die Kreisläufer enger gemacht und nur noch Abschlüsse aus dem Rückraum zugelassen“, nannte Gorr neben der konstant guten Angriffsleistung den Schlüssel zum Auswärtssieg.
Ein Doppelschlag von Billek (12 von 13 Würfen) mit Treffern innerhalb von 40 Sekunden sorgte schließlich endgültig für klare Verhältnisse (24:31, 52.). „Ich bin froh, dass wir das Weihnachtsspiel gewonnen haben. Wir wussten, dass es ein heißer Tanz wird, und so kam es auch. Letztendlich sind es die zwei Punkte, die zählen“, sagte Felix Sproß. „Das Wichtigste ist aber, dass es hoffentlich Tobi gut geht. Alles andere ist erst einmal egal.“
TV Emsdetten – HSC 2000 Coburg 30:34 (17:21)
TV Emsdetten: Maurice Paske (4 Paraden, 12 Gegentore), Ole Lucke (1 Gegentor), Konstantin Madert (7 Paraden, 21 Gegentore) – Tim Weischer, Sören Kress (1), Karl Toom (3), Paul Kolk (1), Marcel Schliedermann (1), Johannes Wasielewski (6), Julian Damm (2), Dirk Holzner (4/2), Jorn Smits (4), Sven Wesseling (5), Maxim Schalles (1), Jan Mojzis (2/1) Trainer: Daniel Kubes
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek (8 Paraden, 17 Gegentore), Konstantin Poltrum (6 Paraden, 13 Gegentore) – Maximilian Jaeger (4), Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß, Sebastian Weber, Florian Billek (12/2), Marcel Timm (1), Jakob Knauer, Pontus Zetterman (3), Tobias Varvne (7), Stepan Zeman (3), Andreas Schröder (3), Christoph Neuhold (1) Trainer: Jan Gorr
SR: Lucas Hellbusch / Darnel Jansen
Spielfilm: 0:1 (1.), 4:2 (5.), 5:6 (9.), 8:10 (14.), 10:13 (18.), 12:15 (23.), 15:19 (27.), 17:21 – 20:21 (36.), 21:24(40.), 23:26 (44.), 24:30 (52.), 28:33 (57.), 30:34.
Zuschauer: 2018
Siebenmeter: 3/3 – 2/3 (Billek scheitert an Paske)
Strafminuten: 18 (Schliedermann 6, Wasielewski 6, Toom 2, Smits 2, Wesseling 2) – 4 (Jaeger, Zeman)
Beste Spieler: Wesseling, Wasielewski/ Varvne, Billek
Bericht vom Coburger Tageblatt
Bild von Iris Bilek