Coburg muss sich auf einen variabel agierenden Gegner einstellen. Stefan Apfel hofft, „dass die Serie weitergeht“
„Es kommen nur schwere Spiele. Die Leichtigkeit vom Saisonbeginn ist weg. Jedes Spiel ist ein Kampf. Wir sind Tabellenführer, wir sind der Gejagte. Trotz der Verletzten lösen wir das sehr ordentlich und sind jetzt schon sehr lange da oben. Hamm ist heimstark, eine besondere Brisanz ist in dieser Partie durch Stefan Lex und Oliver Krechel, die ihr Team gut auf uns vorbereiten werden. Es wäre überragend, wenn wir dort die Big Points mit einem Sieg holen.“
Der Vorstandssprecher des HSC 2000 Coburg, Stefan Apfel, weiß um die Schwere der Aufgabe heute Abend beim ASV Hamm-Westfalen (Anwurf um 19.15 Uhr). Ähnlich wie Coburg haben sie ihren Kader komplett neu zusammengestellt, vor allem im Rückraum. „Hamm hat sich ziemlich verändert. Das ist ein kleiner Vergleich zu uns. Die Partien dort waren immer interessant und spannend, weil beim Gegner individuell gute Spieler agieren. Für uns wird das einmal mehr eine besondere Herausforderung“, so Jan Gorr. Seine Mannschaft erwartet ein Team, das variabel, mit extremem Tempo zu Werke geht, was ein hohes Maß an Disziplin erfordert, um Ballverluste zu vermeiden. Die Westfalen hatten anfangs Abstimmungsprobleme, die sie jedoch jetzt nach und nach abstellen konnten. Sie spielen eine offensiv ausgelegte 6:0-Deckung, „aus der sie viel Druck machen auf den Ballführenden und somit das Pass-Spiel einschränken“, wie Gorr beobachtet hat. Im Angriff arbeiten sie mit viel Kreuzungsbewegungen. „Da dürfen wir den Überblick nicht verlieren, müssen uns die Knackpunkte heraussuchen und das rechtzeitig unterbinden.“
Ein besonderes Augenmerk gilt nicht nur dem letztwöchigen achtfachen Torschützen Sören Südmeier, sondern dem weiteren Mittelmann Vincent Sohmann. Beide Spieler sind von der Spielanlage unterschiedlich. Sohmann probiert es gerne einmal mit Hüftwürfen und hat dabei auch den Kreisläufer immer im Blick, während Südmeier mit viel Überblick gerne auch einmal einen Pass antäuscht und dann selbst durch die Deckung geht. „Das ist ein Handball-Allrounder, ein kompletter Spieler, den wir versuchen müssen, an die Kette zu legen“, hat Gorr zumindest einen Knackpunkt für einen weiteren Erfolg in Hamm ausgemacht. Dort gibt es in der Westpress-Arena ein mehrfaches Wiedersehen mit Ex-Spielern. So wechselte Christoph Neuhold aus Hamm in den linken Rückraum des HSC, während Stefan Lex jetzt im rechten Rückraum für Hamm aktiv ist und der langjährige HSC-Torwart Oliver Krechel bei den Westfalen das Tor hütet. „Das ist bei dieser Partie ein schöner Nebeneffekt“, freut sich Gorr auf das Wiedersehen mit seinen ehemaligen Spielern.
Was für Coburg spricht? – In Hamm hat der HSC alle Spiele gewonnen. Doch Apfel warnt: „Serien sind dazu da, dass sie einmal zu Ende gehen. Ich hoffe aber, dass die Serie weitergeht, aber es wird brutal schwer.“
Die Akteure
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Konstantin Poltrum; Markus Hagelin, Maximilian Jaeger, Max Preller, Sebastian Weber (?), Anton Prakapenia, Marcel Timm, Jakob Knauer, Pontus Zettermann, Girts Lilienfelds, Tobias Varvne, Christoph Neuhold. Trainer: Jan Gorr. – es fehlen: Florian Billek, Felix Sproß, Lukas Wucherpfennig, Petr Linhardt, Philipp Barsties.
ASV Hamm-Westfalen: Felix Storbeck, Oliver Krechel; Lukas Blohme, Fabian Huesmann, Oliver Milde, Jan Brosch, Markus Fuchs, Mex Raguse, Vincent Sohmann, Jakob Schwabe, Stefan Lex, Sören Südmeier, Lars Gudat, Vyron Papadopoulos, Jan Boenigk. Trainer: Kay Rothenpieler.
SR: Peter Behrens / Marc Fasthoff
Die Lage der Liga
Mit Nikolausmützen auf dem Kopf hat am Mittwochabend TuS Ferndorf den 29:27-Sieg im Spitzenspiel gegen TuSEM Essen gefeiert und nach Punkten (je 23:11) zum Gegner aufgeschlossen. Es war der achte Sieg im achten Heimspiel für den Aufsteiger und ein Ergebnis, dass sich die HSCler nach der Partie am vergangenen Samstag so von Ferndorf gewünscht hatten. Denn nun haben sie und HBW Balingen-Weilstetten vier Zähler Abstand auf die Verfolger, die nun auf Patzer warten müssen.
Den möchte sich weder Coburg noch Balingen leisten. Die Balinger wollen vielmehr den Ferndorfern nacheifern und ebenfalls auch nach dem achten Spiel in eigener Halle ohne Punktverlust bleiben. Gegner ist der TV Emsdetten. Durch die letzten Resultate ist auch der nächste HSC-Gegner, TuS Nettelstedt-Lübbecke, wieder dick im Aufstiegsgeschäft dabei, obwohl von dort verlautbart wird, das das Ziel Wiederaufstieg angesichts der elf Minuspunkte nicht mehr offen kommuniziert wird. Die erwarten zum Duell der Erstligaabsteiger den TV Hüttenberg. Die Top-Partien gehen einmal mehr in die nächste Runde.
Notizen am Rande
Spitzenposition: Der HSC 2000 steht nun bereits seit 13 Spieltagen an der Tabellenspitze der 2. Handball-Bundesliga. Nach dem 33:25-Erfolg beim EHV Aue erklomm das Team von Jan Gorr Platz Eins und gab die Platzierung höchstens vorübergehend her, stand am Ende eines kompletten Spieltages aber stets ganz oben.
Zittersiege: Drei Mal musste Coburg bislang in der WESTPRESS arena in Hamm antreten und in allen drei Vergleichen gingen die Punkte mit nach Coburg. Allerdings musste jedes Mal fast bis zur Schlusssekunde gezittert werden. 2014 gab es einen 32:31-Erfolg, 2015 einen 27:26-Sieg. In diesem Frühjahr stand es zwei Minuten vor dem Abpfiff noch 25:25, Coburg setzte sich auf 28:25 ab und gewann mit 28:26.
Rückkehr: Ein weiterer HSC-Spieler neben Christoph Neuhold kehrt an seine einstige Wirkungsstätte zurück. Für TW Jan Kulhanek war der ASV Hamm von 2005 bis 2008 seine erste Station in Deutschland. Er bildete ein Gespann mit Martin Ziemer, der derzeit das Tor des Bundesligisten TSV Hannover-Burgdorf hütet. Trainer war damals schon Kay Rothenpieler, der bereits seit 2001 bei den Westfalen ist.
Bericht von Ralph Bilek
Bild von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)