Wenn der HSC 2000 Coburg am Samstag den TV Hüttenberg empfängt, ist das für einige Akteure in Gelb – Schwarz einmal mehr auch eine Begegnung mit der eigenen sportlichen Vergangenheit. Neben Trainer Jan Gorr haben auch Kapitän Sebastian Weber, Torjäger Florian Billek und Torhüter Konstantin Poltrum bereits für den TVH gespielt. Letzterer avancierte im Hinspiel sogar zum Matchwinner, als er in der Schlusssekunde einen Siebenmeter parierte und damit den Coburgern den knappen 22:21 – Auswärtssieg rettete. Gerd Nußpickel unterhielt sich im Vorfeld des Rückspiels mit dem im Sommer von der HSG Konstanz gekommenen Schlussmann über seine Zeit in Hüttenberg, seinen Wechsel nach Coburg und seine Erwartungen.
Konstantin, du bist 2009 von deinem Heimatverein HSG Mörlen zum TV Hüttenberg gewechselt, bist Junioren – Nationalspieler geworden und hast dann auch dein Debüt in der 2. BL gegeben. Wie wichtig war die Zeit in Hüttenberg für deine sportliche Entwicklung?
„Sehr, sehr wichtig. Ich glaube, ich habe in Hüttenberg gerade in der Jugend noch mal einen Riesenschritt machen können, auch durch die Unterstützung von Torwarttrainer Waldemar Strzelec. Das war gut für mich und sehr wichtig. Im Aktivenbereich ist natürlich der Einstieg schwierig, gerade als junger Torhüter. Doch auch da habe ich Erfahrungen gesammelt. Aber gerade die gute Jugendarbeit war sehr wichtig für mich.“
Verfolgst du heute noch den Weg des TVH und hast du vielleicht auch noch Kontakt zu einigen der aktuellen Hüttenberger Spielern?
„Es ist immer besonders, gegen Hüttenberg zu spielen. Es macht auch immer Spaß. Mit Mario Fernandez oder Moritz Lambrecht habe ich noch zusammengespielt, auch mit Fabi Schomburg und Daniel Wernig. Ragnar Johansson kenne ich noch von meinem letzten halben Jahr in Hüttenberg. Gegen Moritz Zörb habe ich in der Jugend oft gespielt. Ich habe schon hin und wieder Kontakt dahin
und verfolge das auch. Ich sympathisiere immer noch mit Hüttenberg, alleine schon, weil ich den Verein sympathisch finde und die Arbeit, die sie mit ihren Mittel leisten. Von daher beobachte ich und verfolge das alles. Aber konkreten Kontakt in der Form, dass ich wöchentlich mit ihnen kommuniziere, habe ich jetzt nicht.“
Du hast zuletzt drei Jahre in Konstanz gespielt und bist dann vor dieser Saison nach Coburg gewechselt. Was waren die wichtigsten Gründe für diese Entscheidung?
„Es hat auch einiges dafür gesprochen, in Konstanz zu bleiben: Meine Freundin wohnt da, ich konnte da studieren, ein wunderschöner Ort, der Bodensee, ein Riesenargument. Auf der anderen Seite stand die Frage: Was setze ich damit für ein Zeichen, nicht nur der Sportwelt oder der Handballwelt generell, sondern auch mir gegenüber. Ich hatte die Möglichkeit, sportlich einen Schritt weiter zu gehen und habe dann gesagt: Okay, wenn ich das jetzt nicht mache, werde ich es wahrscheinlich mein Leben lang bereuen.“
Haben sich – auch wenn erst wenige Monate vergangen sind – deine Erwartungen an den Wechsel bislang erfüllt?
„Ich spiele wahrscheinlich in der qualitativ hochwertigsten Mannschaft, in der ich bisher gespielt habe. Das war auch genau der Schritt, den ich wollte. Wenn ich schon meine Komfortzone verlasse, dann will ich mich auch auf den Handball fokussieren. Und ich muss sagen, ich bin sehr positiv angetan von der Mannschaft an sich. Ich hätte nicht gedacht, dass wir so viel Spaß zusammen haben können. Das ist schon verrückt. Ich weiß nicht, ob es Zufall war, aber es sind viele Charaktere dazu gekommen, die glaube ich der Mannschaft gut tun und die für eine Mannschaft wichtig sind.“
Trotzdem scheint dem HSC 2000 Coburg die Leichtigkeit der Hinrunde zuletzt ein wenig abhandengekommen zu sein. Es gab eine deftige Niederlage gegen Nordhorn und trotz der beiden Siege hat sich die Mannschaft auch gegen Aue und Dormagen sehr schwer getan. Hat die Niederlage gegen Nordhorn der Mannschaft möglicherweise psychologisch einen Knacks versetzt?
„Überhaupt nicht. Nordhorn war sicher in vielerlei Hinsicht ein Rückschritt. Wie wir uns präsentiert haben, so sollten wir uns nicht präsentieren. Von daher waren wir sehr enttäuscht und niedergeschlagen. Wir haben uns zusammengesetzt. Wir haben auch geschaut, was lief falsch, was müssen wir generell noch verbessern, wo können wir wieder ansetzen, was hat uns stark gemacht.
Ich spiele jetzt die fünfte Saison in der 2. Liga und wenn ich eines gelernt habe, dann dass die 2. Liga unfassbar lang ist. Und jetzt zu sagen, wir haben ein Spiel gegen Nordhorn verloren, jetzt lassen wir es halt so hinlaufen, wäre sehr kurzsichtig. Wenn wir uns jetzt aufgeben würden, dann würden wir uns am Ende ärgern und alle mit hängenden Köpfen dasitzen, und da hat keiner Lust drauf. Klar, es wird nicht einfach und wir müssen Woche für Woche daran arbeiten und versuchen, uns weiter zu entwickeln. Und wenn wir dann am Ende sehen: Okay, es hat gereicht, geil. Wenn wir dann am Ende merken: Es hat halt nicht gereicht, okay – woran hat es gelegen, wir machen weiter.
Das Gespräch führte Gerd Nußpickel
Bild von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)