Mit Ehrgeiz, Talent und klaren Zielen

Felix Sproß kam 2017 vom Drittligisten TV Kirchzell zum HSC 2000 Coburg. Er fühlt sich sowohl auf Linksaußen als auch im zentralen Rückraum zuhause und spielt längst eine wichtige Rolle im jungen HSC – Team.

„Zum Handball bin ich durch meinen Vater und seine sportliche Vergangenheit gekommen. Wir haben in Minden gewohnt, wo er auch lange gespielt und selber trainiert hat“, blickt Felix Sproß auf die Anfänge seiner Karriere zurück. Vater Joachim war in den achtziger und neunziger Jahren ein bekannter Handballer in Deutschland. Für Bayer Dormagen, GWD Minden und den TuS Nettelstedt absolvierte er insgesamt 110 Erstligaspiele und wurde 1997 mit dem TuS sogar Europapokalsieger. „Deshalb wollte ich ihm nacheifern und habe mit vier Jahren angefangen, ein bisschen den Ball aufs Tor zu werfen. Meine ersten Vereine waren TSV GWD Minden und der TV Hahlen.“ Doch wie viele andere in seinem Alter probierte er sich natürlich auch in anderen Sportarten aus. „Ich habe, bis ich elf oder zwölf war, parallel zum Handball erfolgreich Fußball bei der SV Bölhorst Häverstädt gespielt. Ich habe auch gerne mal Basketball gespielt, aber leider habe ich dafür nicht das größte Talent, was meine Teamkollegen sicher bestätigen können.“ Doch spätestens 2009, als die Familie aus Westfalen nach Lörrach in den südwestlichste Ecke Deutschlands gezogen war, fiel die Entscheidung endgültig für den Handball. Felix spielte zunächst beim ESV Weil am Rhein und anschließend im Nachbarland Schweiz bei den Basel Titans, dem RTV Basel und schließlich beim TV Birsfelden. „Gerade mal in der Schweiz zu spielen, war für mich echt spannend und eine coole Erfahrung. Man sieht viele schöne Ecken von der Schweiz und es sind nicht so lange Fahrten wie in Deutschland.“

„Ich wollte einfach spielen, spielen, spielen.“

Sein Talent blieb aber auch in Deutschland nicht verborgen und so wagte „Sprossi“ schon bald den nächsten Karriereschritt: Als 15jähriger verließ er das Elternhaus und wechselte an die Handball – Akademie des TV Großwallstadt. „Hauptsächlich wollte ich mich sportlich einfach mehr weiterentwickeln und alles für mein Kindheitsziel, Handballprofi zu werden, in die Waagschale werfen. Großwallstadt hat sich sehr um mich bemüht und mir und auch meinen Eltern von Anfang an ein positives Gefühl vermittelt. Rückblickend war das eine super Entscheidung, die ich nicht bereue und die mich sportlich, aber auch gerade auf persönlicher Ebene enorm weitergebracht hat. Die schönste Erinnerung an die Zeit ist eigentlich der Moment zum Schluss, als ich das Abitur in der Hand gehabt habe, einen Profivertrag unterschrieben hatte und wusste, der ganze Aufwand die letzten Jahre hat sich gelohnt und es ist alles gut gegangen so, wie ich es mir erhofft hatte.“ Mit der B – Jugend der Akademie erreichte Felix Sproß 2014 die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Im Finale um Platz 3 erzielte er dann zwar acht Tore, konnte damit aber die Niederlage seines Teams gegen den VfL Gummersbach auch nicht verhindern. In dessen Reihen standen damals mit Maximilian Jaeger und Marcel Timm übrigens auch zwei Spieler, die heute seine Teamkollegen beim HSC sind. Später lief der bereits damals sowohl auf Linksaußen als auch auf der Spielmacher – Position einsetzbare Youngster noch regelmäßig für den TVG in der A – Jugend – Bundesliga und in der 1. Mannschaft auf. 2016 entschied er sich dann trotz zahlreicher Angebote auch aus der 2. Bundesliga zunächst erst einmal für einen Wechsel zum benachbarten Drittligisten TV Kirchzell. „Ich wollte einfach spielen, spielen, spielen. Gerade als junger Spieler bringt es nichts, in einer höherklassigen Mannschaft zu spielen, aber vielleicht nur auf der Bank zu sitzen. Kirchzell ist ein spannender Ausbildungsverein, wir hatten eine total junge coole Truppe und letztendlich habe ich dem Verein super viel zu verdanken, weil ich durch ihr Vertrauen in mich den Sprung in die zweite Liga geschafft habe.“ Natürlich hat Felix aber auch nach diesem Wechsel stets den Weg des TV Großwallstadt mit Interesse verfolgt: „Ich finde es super, dass sie wieder aufgestiegen sind. Mit dem Umfeld, der Infrastruktur und dem Kader gehören sie einfach in die zweite Liga.“

Sehr schnell im Team angekommen

Seinen ganz persönlichen „Aufstieg“ in die 2. Bundesliga hatte der Youngster jedoch bereits im letzten Jahr vollzogen. Denn wie erwartet überzeugte Felix Sproß beim TV Kirchzell sofort mit konstant guten Leistungen und einer hohen Toreffektivität, was die Verantwortlichen des Vereins letztlich mit einem lachenden, aber auch einem weinenden Auge registrierten. „Uns ist klar, dass wir für Felix und andere große Talente eine Durchgangs-Station sind“, so ,Mister Kirchzell‘ Gottfried Kunz. „Das war schon immer so und wir nehmen diese Verantwortung auch immer wieder gerne an.“ Das „Rennen“ um das begehrte Allrounder – Talent machte schließlich der HSC 2000 Coburg. „Felix ist bereits mit jungen Jahren ein sehr ehrgeiziger Spieler mit einem großen Willen. Neben seiner Vielseitigkeit im Angriff imponiert mir besonders sein Abwehrspiel. Und das ist eine wichtige Voraussetzung, um sich dauerhaft auf Bundesliganiveau zu etablieren“, verteilte Jan Gorr bereits bei der Vertragsunterzeichnung einige Vorschusslorbeeren, denen der Blondschopf aber schon bald gerecht wurde. Mit 103 Toren war er in seiner Premieren – Saison immerhin viertbester Coburger Torschütze. Auf Grund seiner Leistungen und seines sympathischen Auftretens ist „Sprossi“ längst auch zu einem Liebling der Coburger Fans avanciert. Wenn der 21jährige mal nicht in Sachen Handball unterwegs ist, verbringt er am liebsten viel Zeit mit Freunden oder widmet sich intensiv seinem Studium der Kommunikation und Dokumentation an der Hochschule Aschaffenburg. „Momentan lerne ich unheimlich viel und möchte meinen Bachelor nächstes Semester mit Bestnoten abschließen“, verrät er mit einem Augenzwinkern. „Das war natürlich ein Spaß, aber ich möchte tatsächlich im April mit meinem Studium fertig sein und dann ab Sommer vielleicht einen Master dranhängen oder einen neuen Bachelorstudiengang anfangen.“ Und was wünscht sich der Handballer Felix Sproß für die nächsten Jahre seiner gerade erst beginnenden Profi – Karriere? „Ich möchte viele unterschiedliche Erfahrungen sammeln können, die mich nicht nur sportlich weiterbringen, sondern auch auf persönlicher Ebene. Das Ausland würde mich zum Beispiel auch sehr reizen. Sonst wünsche ich mir, von größeren und schlimmeren Verletzungen verschont zu bleiben und vor allen Dingen auch den Spaß am Sport nicht zu verlieren.“

Bericht von Gerd Nußpickel

Bilder von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)