In Melsungen gelang den Coburgern der erste und bisher einzige Auswärtssieg in der 1. Bundesliga. Dem HSC fehlt Unbekümmertheit und Glück – vielleicht ändert sich das heute.
Woraus kann der HSC 2000 Coburg vor dem schweren Gang zur MT Melsungen – Anwurf heute Abend um 19 Uhr – Positives ziehen? Zum einen daraus, in fast allen Spielen oft mitgehalten zu haben. Aber auch ein Blick in die Historie kann ermutigen.
Am 4. September 2016 fuhr der HSC zu seinem allerersten Erstligaspiel in die Rothenbach-Halle, verlor Rückraum-Kanonier Romas Kirveliavicius nach 20 Minuten wegen einer Roten Karte. Sie führten zur Halbzeit mit 11:10, nach 53 Minuten stand es 20:20. Und ganz anders als in vielen Spielen dieser aktuellen Saison wendete sich das Blatt zugunsten der Coburger. Am Ende stand ein sensationeller 25:20-Sieg zu Buche.
„Vielleicht weckt das ja positive Gedanken bei denen, die damals dabei waren“, hofft HSC-Coach Alois Mraz. „Doch mit dem, was uns am Donnerstagabend erwartet, hat das trotzdem nichts mehr zu tun. Da müssen wir neu schauen, wie wir es hinbekommen.“ Der Coburger Trainer gibt nicht auf, mit seinem Team den Bann brechen zu wollen, auch wenn er erneut einen herben personellen Rückschlag hinnehmen muss. Denn Kapitän Andreas Schröder wird mit einer Wadenverletzung ausfallen. „Wir müssen sehen, wie wir das wieder hinbekommen, denn Zetterman und Nenadic haben noch Defizite nach ihren Verletzungen, sind noch nicht bei 100 Prozent. Da merkt man den Trainingsrückstand.“
Mraz hofft zumindest darauf, dass „Drasko heute wieder richtig Gas geben kann“. Doch wie will er den Mittelblock mit Arnar Arnarsson (2,01 Meter) und Finn Lemke (2,10 Meter) überwinden? „Wenn es drüber nicht geht, müssen wir unten vorbei“, sieht das Mraz ganz pragmatisch. Sein Team soll die sehr mannbezogene Deckung in Bewegung halten, das Eins-gegen-eins suchen und auf Lücke gehen. Dafür muss der Ball aber rundlaufen und das Timing stimmen. Außerdem darf nicht zu viel auf den Schultern auf Tobias Vavne lasten, der in den letzten beiden Partien 14 Mal erfolgreich war.
Melsungen, das bereits im August überraschend früh auf europäischer Bühne scheiterte, traf die Pandemie im Spielablauf hart. Durch eine Quarantäne mussten drei Partien im November verlegt werden. Zudem muss Spielmacher Domagoj Pavlovic ersetzt werden, der sich einen Teilanriss der Sehnenplatte in Längsrichtung der Fußsohle zuzog und mehrere Monate pausieren muss. „Ein Riesenverlust für uns“, bedauert MT-Trainer Gudmundsson. Nun muss es für die Melsunger wieder Lasse Mikkelsen reißen, der in den vergangenen Jahren auf dieser Position immer gesetzt war.
Sechs deutsche Nationalspieler
Doch liest sich der Kader des HSC-Gegners wie das Who is who der deutschen Nationalspieler, insgesamt sind es sechs. Silvio Heinevetter im Tor, der Abwehrchef und Kapitän Finn Lemke, im Rückraum Kai Häfner und Julius Kühn sowie auf der rechten Außenposition das DHB-Duo Tobias Reichmann und der Handballer des Jahres 2019, Timo Kastening. Auch deswegen wird Melsungen gerne als MT Deutschland bezeichnet und sich ungern vom HSC stoppen lassen.
Trotzdem – Coburg will ein Erfolgserlebnis, es fehlen jetzt schon Zähler aus den Spielen, in denen man mithalten, den Bock aber nicht umstoßen konnte. Doch wer weiß, vielleicht läuft es ja genau anders als vor vier Jahren. Da stand Coburg die ersten vier Spieltage nicht auf einem Abstiegsplatz, den sie danach allerdings nie wieder verlassen hatten.
Bericht von inFranken
Bild von Svenja Stache