Den Coburgern wurden im Topspiel gegen Verfolger HSG Nordhorn-Ligen deutlich die Grenzen aufgezeigt. Schon nach 20 Minuten war der Wurm drin.
Das war eine bittere Auswärtsschlappe! Denn auch im vierten Anlauf musste der HSC 2000 Coburg ohne Zählbares die Heimreise von der HSG Nordhorn-Lingen antreten. Hatte es nach 20 Minuten noch gut ausgesehen, bestimmten die Gastgeber mehr und mehr diese Partie und gewannen mit 29:21 sehr deutlich.
Zwar hatte HSC-Coach Jan Gorr im Vorfeld der Partie davon gesprochen, dass es „wahnsinnig verlockend ist, im Emsland einen Big Point zu landen, wenn auch sportlich anspruchsvoll.“ Davon war sein Team dann doch meilenweit entfernt. Der Gastgeber dominierte über weite Strecken vor 3500 Zuschauern.
Sein Gegenüber Heiner Bültmann zeigte sich vor der Partie ganz locker, scherzte, mit dem HSC-Wunsch konfrontiert, endlich im vierten Anlauf die Punkte mitzunehmen: „Wir sollten es so lassen wie es ist, ihr gewinnt zu Hause, wir gewinnen zu Hause.“ Und so kam es dann auch.
Mit zuletzt 21:3 Zählern im Rücken betonte er kurz vor dem Anwurf zudem noch einmal: „Ich bin tiefenentspannt, egal was heute passiert.“ Warum Bültmann das war, zeigte der Spielverlauf, denn je länger die Partie dauerte, umso souveräner agierte sein Team und zeigte den Gästen deutlich die Grenzen auf.
Wie anspruchsvoll die Aufgabe werden sollte, zeigte sich von Beginn an, zumal die Coburger mit Markus Hagelin (Entzündung an Ferse) auf einen wichtigen Abwehrstabilisator verzichten mussten. Dieses Fehlen konnten sie auf Dauer nicht kompensieren. Es war eine völlig andere Partie als in der vergangenen Woche gegen die Rhein Vikings. Das lag vor allem am Gegner und dessen Spielsystem. Die kompakte 6:0-Abwehr versuchte der HSC mit schnellen Gegenstößen zu überraschen. Der Gegner stand dem in nichts nach, so dass es immer wieder temporeich hin und her ging.
Im Positionsspiel taten sich beide Mannschaften schwer. Aber Pontus Zettermann überraschte nicht nur einmal mit verdeckten Hüftwürfen Buhrmester im Tor der Nordhorner und war maßgeblich an der Drei-Tore-Führung nach zehn Minuten beteiligt. Danach hatte Zettermann sein Pulver verworfen.
Trotz des Pechs, das der HSC bei Abprallern hatte und das Nordhorn bis zu diesem Zeitpunkt drei Mal im Vorteil sah, hielt die Führung. Als der HSC danach zwei Mal überhastet abschloss und einen schönen Spielzug nicht mit einem Torerfolg krönte – Varvne scheiterte am Nordhorner Torsteher – war der Gastgeber zur Stelle und wendete das Blatt.
Allerdings gelang ihnen zunächst nicht der Ausgleich, auch weil Kulhanek einen Strafwurf an den Pfosten lenkte. Doch aufgrund einiger „Fahrkarten“ der Coburger passierte es dann doch. Nordhorn kam zu seinem gefürchteten Konterspiel und ging selbst in Führung. Sie bestimmten jetzt diese Partie eindeutig, gegen zu lässig wirkende HSCler, die zwei weitere Abpraller dem Gegner überlassen mussten.
Gegen die immer sicherer stehende HSG-Abwehr gab es in den letzten zehn Minuten vor dem Wechsel kaum ein Durchkommen, auch nicht am Kreis, der fast immer gut abgeschirmt war. Und über die Außenspieler des HSC lief so gut wie gar nichts. Was dann trotzdem noch durchkam wurde eine Beute von Buhrmester, so dass die doch unerwartet deutliche Halbzeitführung der Nordhorner letztlich auch gerechtfertigt war. Sie machten einfach weniger Fehler.
Plötzlich regnete es Konfetti…
Kurz nach Wiederanpfiff musste die Partie für einige Minuten unterbrochen werden, da, scheinbar von einer Vorveranstaltung in der Multifunktionshalle, Konfetti von der Decke regnete. Das inspirierte aber eher die Gastgeber. Coburg spielte nun auch mal über seine Außenspieler, was gleich mehr Platz schaffte. Doch in der Abwehr blieben die sie über den Kreis ungewöhnlich verwundbar.
Vorne fehlte der Überblick, der Ball lief zu oft quer, es ging zu wenig steil in Richtung HSG-Tor. Das machte es der HSG leicht, die Lücken zu schließen. Coburg kam überhaupt nicht mehr richtig zum Zug und die Nordhorner Fans feierten „Buhri“ im Tor der HSG. Denn einen Ball nach dem anderen fischte der Keeper weg.
Ins Bild passte dann die harte glatte rote Karte gegen Marcel Timm elf Minuten vor dem Abpfiff wegen Schieben in der Luft, was sein Gegenspieler auch etwas provoziert hatte. Hinzu kamen vermehrt überhastete Abschlüsse, Pech bei drei Pfosten-treffern von Patrick Weber und weiterhin eine stark aufspielende Nordhorner Mannschaft.
Doch der Faden war letztlich bereits nach zwanzig Minuten gerissen. Richtig nahmen die Coburger diesen nicht mehr auf. Zudem ging das Torwartduell diesmal eindeutig zu Gunsten der HSG. Im Hinspiel war es genau umgekehrt, so dass unterm Strich eine verdiente Niederlage für die Coburger bleibt.
HSG Nordhorn-Lingen – HSC Coburg 29:21 (16:12)
HSG Nordhorn-Lingen: Björn Buhrmester (21 Gegentore, 18 Paraden), Bart Ravensbergen (n.e.) – Lutz Heiny, Toon Leenders (3), Pavel Mickal (4/1), Patrick Miedema (1), Alexander Terwolbeck (1), Luca de Boer (3), Philipp Vorlicek (5), Alec Smit, Lasse Seidel, Julian Possehl (2), Georg Pöhle (10/3). Trainer: Heiner Bültmann.
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek (18/7), Konstantin Poltrum (11/4) – Maximilian Jaeger (2), Lukas Wucherpfennig, Felix Spross (1), Sebastian Weber, Anton Prakapenia (3), Florian Billek (5/2), Marcel Timm (1), Jakob Knauer, Pontus Zettermann (5), Tobias Varvne (1), Patrick Weber (3). Trainer: Jan Gorr.
SR: Pawel Fratczak und Paulo Ribeiro.
Spielfilm: 1:1 (3.), 2:4 (8.), 3:6 (11.), 7:8 (15.), 7:9 (19.), 11:10 (23.), 12:10 (25.), 14:10 (28.), 16.12 – 16:13 (31.), 20:16 (37.), 21:17 (43.), 23:17 (46.), 23:18 (49.), 25:19 (53.), 26:19 (55.), 29:21.
Zuschauer: 3543
Siebenmeter: 4/5 (Mickal scheitert an Kulhanek) – 2/2.
Strafminuten: 8 (Pöhle 4, Leenders, Heiny) – 6 (Timm, Prakapenia, Weber). – Rote Karte: – / Marcel Timm (48:17).
Beste Spieler: Pöhle, Buhrmester – Zettermann.
Bericht von
Bilder von Iris Bilek