Der HSC belohnt bei der Fan-Rückkehr seine treuen Anhänger mit einem 27:27 gegen Balingen-Weilstetten. Pouya rettet in den letzten Sekunden einen Punkt.
Vor wenigen Tagen ist der HSC 2000 Coburg nach einer enttäuschenden Vorstellung in der Berliner Max-Schmeling-Halle rechnerisch aus der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga abgestiegen. Am Donnerstagabend spielte die Mannschaft von Trainer Alois Mraz so, als würde es um ihr letztes Hemd gehen. Vielleicht auch, weil die Coburger bei der Rückkehr ihrer Fans wussten, dass sie nach einer sehr durchwachsenen Spielzeit etwas gutzumachen hatten. Der HSC trotzte dem noch um das Überleben kämpfenden HBW Balingen-Weilstetten nach einer dramatischen Schlussphase beim 27:27 (16:14) einen Punkt ab. Über 40 Minuten zeigten Florian Billek & Co. auch spielerisch eine ganz starke Leistung.
Nach fast sieben Monaten waren die „Monologe“ der HSC-Hallensprecher vorbei. Nach gespielten 60 Sekunden durften die 450 anwesenden Coburger Anhänger nach einem verwandelten Siebenmeter „Grozdanic“ zu „Milos“ ergänzen. Was zu dem Zeitpunkt keiner geahnt hatte: Der Serbe sollte nur wenige Minuten auch die Zuschauerrolle einnehmen. Sein dritter Siebenmeterversuch landete am Kopf von HBW-Keeper Mike Jensen. Da sich dieser kurz vor dem Wurf nicht mehr bewegte, eine harte, aber regelkonforme Entscheidung der Unparteiischen. Nach acht Spielminuten musste der 26-Jährige Platz nehmen – hinter einem roten Absperrband in der Kurve.
Ersatz Felix Sproß und seine anderen Teamkollegen zeigten sich von der Hinausstellung allerdings unbeeindruckt und präsentierten sich spielfreudig wie selten in dieser Spielzeit. Das belebende Element im HSC-Spiel war ohne Frage Pouya, der das abermalige Fehlen von Tobias Varvne (Handverletzung) fast vergessen ließ. Mit schnellen Körpertäuschungen narrte er die Gästedeckung das eine oder andere Mal. Konnte der Iraner nicht selbst abschließen, bediente er am Kreis Routinier Dominic Kelm.
Und auf der anderen Seite des Spielfelds war auf Torhüter Konstantin Poltrum Verlass. Der Coburger Torhüter parierte insgesamt 13 Bälle – den meisten ging eine freie Wurfchance der Balinger voraus. Machtlos war er zu Beginn nur gegen die ansatzlosen Abschlüsse des Montenegriners Vladan Lipovina, der viermal in der ersten Halbzeit traf. Doch außer ihm waren fast alle Gästespieler von der HSC-Deckung abgemeldet. Auch eine Auszeit von HBW-Trainer Jens Bürkle beim Stand von 8:5 brachte die Gastgeber nicht aus dem Konzept. Der ehemalige Balinger Florian Billek schraubte Vorsprung mit seinem ersten Treffer – weitere acht kamen später hinzu – erstmals auf vier Tore nach oben (12:8). Nachdem Pouya in den letzten Minuten vor dem Seitenwechsel einige Minuten verschnaufen durfte, verlor das HSC-Angriffsspiel etwas an Dynamik und Variabilität. Da sich das Team von Coach Alois Mraz darüber hinaus noch vereinzelte Unkonzentriertheiten im Rückzugsverhalten leistete, betrug die Führung zur Pause nur noch zwei Tore (16:14).
In den zweiten 30 Minuten ging es noch deutlich körperbetonter zur Sache. Auf den Sitzen hielt es nun kaum jemanden mehr – weder Beteiligte, noch Fans oder Grozdanic in seiner „privaten Loge“. In der 41. Spielminute bekam der Serbe unverhofft Besuch: von HSC-Kreisläufer Stepan Zeman. Der Tscheche hatte die Coburger gerade noch mit 22:18 in Front gebracht, ehe er mit seiner dritten Zeitstrafe die Platte verlassen musste.
Und diesen Verlust konnten die Hausherren nicht auffangen. Die Coburger zeigten sich nach fast perfekten 40 Minuten beeindruckt von der härteren Gangart der Gäste. Pouya wurde rüde von Jona Schoch zu Boden geschickt und musste sich auf der Bank sammeln. Bürkle stellte kurz zuvor auf eine 5:1-Deckung mit Tim Nothdurft als vorgezogenen Abwehrspieler um. Dagegen fanden die Coburger Rückraumspieler zu selten ein probates Mittel. Stürmerfouls und unvorbereitete Würfe waren die Folge.
Der HBW robbte sich dadurch Tor um Tor heran. Dass der HSC seine Führungbis zehn Minuten vor Spielende (23:23) verteidigen konnte, war vor allem dem weiterhin bärenstarken Konstantin Poltrum zu verdanken. Doch auch nachdem Balingen nach einem Siebenmeter von Gregor Thomann die Partie zwischenzeitlich drehte (24:25), waren bei den Gastgebern keine hängenden Köpfe zu beobachten. Coburg nahm den Abnutzungskampf voll an. Pouya war zwar im zweiten Durchgang weitestgehend abgemeldet, hatte aber noch eine Patrone im Colt. Vier Sekunden vor dem Abpfiff gelang ihm ein Durchbruch zum umjubelten 27:27-Ausgleich. Auf der Gegenseite landete das Spielgerät nach einem Wurf von Björn Zintel zwar im Coburger Tor – die Schiedsrichter zählten allerdings einen Schritt zu viel.
Die Statistik
HSC 2000 Coburg: Poltrum (27 Gegentore/13 Paraden), Kulhanek – Pouya (5), Sproß (1), Kelm (4), Nenadic, Billek (9/4), Mustafic, Zetterman (2), Schikora, Zeman (1), Grozdanic (2/2), Schröder (3), Neuhold
HBW Balingen-Weilstetten: Ruminsky, Jensen – Zobel, Lipovina (4), Kirveliavicius, Thomann (5/4), Nothdurft (6), Wiederstein (2), Gretarsson (1/1), Diebel, Beciri (1), Schoch (2), Zintel (4), Saueressig (2), Heinzelmann, Strosack
Schiedsrichter: Thomas Kern / Thorsten Kuschel
Zeitstrafen: 10:4 (Zeman 3x , Sproß, Billek / Schoch 2x)
Rote Karte: Zeman, Grozdanic / –
Siebenmeter: 6/7 (Grozdanic scheitert an Jensen) – 5/6 (Gretarsson scheitert an Poltrum)
Spielfilm: 2:1 (3.), 5:5 (11.), 9:5 (18.), 14:11 (26), 16:14 – 19:18 (36.), 22:18 (41.), 23:23 (49.), 25:26 (58.), 27:27
Bericht von inFranken
Bild von Svenja Stache