Beim TVB Stuttgart will Trainer Alois Mraz, dass sich sein Team deutlicher an die Vorgaben hält als bisher.
Die Vorbereitung auf die Fortführung der Punktrunde in der 1. Handball-Bundesliga stand beim HSC 2000 Coburg unter ungünstigen Vorzeichen. Aufgrund der Corona-Infektion von Justin Kurch musste das Mannschaftstraining unterbrochen werden, die Spieler befanden sich in Quarantäne. Dennoch haben die Coburger nichts unversucht gelassen, um vor der Partie am Samstag beim Tabellenzehnten TVB Stuttgart, Anwurf um 20.30 Uhr, bestens gewappnet zu sein.
Die Schwaben haben erst am Dienstag mit der Verpflichtung eines neuen Trainers für die nächste Saison aufhorchen lassen. Nur noch in dieser Saison steht demnach „Urgestein“ Jürgen Schweikardt als Trainer und Geschäftsführer an der Seitenlinie des TVB Stuttgart. Sein Geschäftsführer-Vertrag wurde bis 2026 verlängert, auf der Bank nimmt künftig Roi Sanchez Platz (siehe auch Randnotizen).
Zum HSC: „Wir haben per Stream Online-Workouts gemacht, die Philipp Barsties kreativ gestaltet hat“, zeigt sich HSC-Trainer Alois Mraz ganz ohne Scheu ob dieser neuen Trainingsmethoden des Athletiktrainers. Was blieb in der Quarantäne auch anderes übrig. „Wir wollen einiges besser machen als im alten Jahr, da brauchen wir die Grundlagen“, weiß Mraz.
Handballer in „Homeoffice“
Auch HSC-Geschäftsführer Jan Gorr unterstreicht das: „An einigen Dingen mussten und müssen wir feilen. Da gilt das Hauptaugenmerk erst mal auf Kraft und Ausdauer.“ Denn erst war 14 Tage Weihnachtspause und gerade als es so richtig losgegangen war, kam die Quarantäne. Handballer im Homeoffice sozusagen. Und jetzt kommt die Reise zum TVB Stuttgart, gegen den die Bilanz des HSC alles andere als rosig ist.
In der Schwaben-Metropole gewannen die Coburger schließlich noch nie. Mraz hofft auf ein Ende dieser Negativserie: „Wir werden alles dafür tun, doch ich warne davor, die größte Gegenwehr alleine bei ,Jogi‘ Bitter im Tor zu sehen.“ Der Nationaltorwart, noch einer der konstantesten während der Weltmeisterschaft, ist sicher ein wichtiger Faktor. Mit 136 Paraden in zwölf Spielen hat er die beste Quote der Liga. „Und Prost dahinter ist nicht minder schwer zu überwinden.“ Der HSC-Coach zählt weitere Stützen auf, deren Kreise seine Abwehr einschränken soll. Neben den schnellen Außen wäre da Max Häfner auf der zentralen Rückraumposition, im rechten Rückraum Kristjansson, ein Akteur mit gutem Wurf, Zug zum Tor, agil im Eins-gegen-eins und dabei immer noch mit einem Auge für den Kreisläufer.
Dort wartet Peshevski, den Mraz als „Eisbrecher“ bezeichnet. Da sind spannende Duelle mit Coburgs Stepan Zeman zu erwarten. Auch Stuttgarts Coach Jürgen Schweikardt stellt fest: „Jogi ist unser wichtigster Spieler, auch neben dem Spielfeld als Motivator und Leader. Doch jeder einzelne Spieler bei uns hat sich sehr gut weiterentwickelt.“
Zeman ist nach abgesagter WM seines tschechischen Teams und Infektion wieder fit und gab im Training Vollgas. „Doch wir agieren da vorsichtig und werden ihm die nötigen Pausen geben, um ihn nicht überzubelasten“, sagt der Trainer. Weiter verzichten muss Mraz auf Max Preller, dafür sind Kapitän Andreas Schröder und Dino Mustafic wieder fit. Jakob Knauer macht auch gute Fortschritte: Passübungen sind für den im Leipzig-Spiel verletzten Linkshänder schon wieder möglich.
Geht es nach Mraz, dann soll sein Team schnell nach vorne spielen. Ergibt sich diese Option aber nicht, dann sollen Chancen geduldig herausgearbeitet werden. Schnell könnte es deswegen nach vorne gehen, weil der TVB oft mehrere Leute in Angriff und Abwehr wechselt. „Doch wir müssen zuerst das schaffen, was wir uns selbst vornehmen“, lautet die Devise des HSC-Trainers. Dabei müssen seine Anweisungen konsequent umgesetzt werden.
Die Aufgebote
TVB 1898 Stuttgart: Bitter, Prost – Häfner, Asgeirsson, Weiß, Lönn, Schulze, Röthlisberger, Nicolaus, Zieker, Müller, Pfafftheicher, Peshevski, Kristjansson, Wieling
Trainer: Jürgen Schweikardt
HSC 2000 Coburg: Kulhanek, Poltrum – Nezhad, Sproß, Billek, Nenadic, Varvne, Schikora, Zetterman, Dettenthaler, Kurch, Schröder, Zeman, Mustafic, Grozdanic, Neuhold – Trainer: Alois Mraz
Es fehlen: Preller, Knauer (beide verletzt), Apfel (nicht im Kader)
Schiedsrichter: Christian Hannes / David Hannes.
Die Lage in der 1. Liga
Fünf Punkte Rückstand, oder mehr? Es wird am Wochenende nur einen halben Re-Start in die 1. Liga geben, denn am 17. Spieltag wurden die Hälfte aller Partien verlegt. Die MT Melsungen ist schon jetzt mit sechs Partien in Rückstand. Und jetzt wird auch noch die Partie gegen die Rhein-Neckar Löwen zu einem anderen Zeitpunkt ausgetragen.
Dabei wäre es ein kurioses Spitzenspiel gewesen, denn nach Minuspunkten sind beide Teams gleichauf. Die „Löwen“ (23:7 Punkte) liegen auf Platz 2, Melsungen auf Rang 13 mit zehn Pluspunkten weniger (13:7). Auch das weitere Topspiel zwischen dem Spitzenreiter SG Flensburg-Handewitt (25:3 Punkte) und dem SC Magdeburg, der bereits neun Minuspunkte auf dem Konto hat, davon sechs in eigener Halle, fällt aufgrund der WM-Halbfinalspiele aus. Deshalb kann der THW Kiel, das Team mit den wenigsten Minuspunkten, mit einem Erfolg gegen den SC DHfK Leipzig an den Rhein-Neckar Löwen vorbeiziehen und sich hinter Spitzenreiter Flensburg einordnen.
Aus HSC-Sicht sind natürlich die Partien der Abstiegskonkurrenz wichtig: Dabei reist TuSEM Essen zu seinem Ex-Trainer Jaron Siewert zu den Füchsen Berlin, die ihre Erfolgsserie aus dem November und Dezember fortsetzen wollen. Das käme den Coburgern genauso entgegen wie ein Erfolg von Frisch Auf Göppingen gegen die Eulen Ludwigshafen und ein Sieg von GWD Minden gegen HBW Balingen-Weilstetten. Dann würde sich nämlich am Fünf-Punkte-Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz (16.) vorerst nichts ändern.
Bericht von inFranken
Bild von Svenja Stache