Ärgert der HSC Coburg den HC Erlangen ein zweites Mal? „Das wäre überragend“, sagt Geschäftsführer Jan Gorr.
Das vierte Duell zwischen dem HSC Coburg und dem HC Erlangen in der höchsten deutschen Spielklasse wird für mindestens ein Jahr das letzte sein. Die Oberfranken hätten selbst bei einem Erfolg und einer gleichzeitigen Niederlage des HBW Balingen-Weilstetten gegen die Rhein-Neckar Löwen noch immer einen Rückstand von zehn Punkten auf den ersten Nichtabstiegsplatz – bei sieben ausstehenden Begegnungen in der Handball-Bundesliga.
Verliert der HSC und gewinnt der HBW, hat Coburg 14 Punkte Rückstand – bei noch 14 zu holenden Zählern. Rein rechnerisch wäre der Aufsteiger dennoch noch nicht abgestiegen, da bei Punktgleichheit der direkte Vergleich zählt und das Rückspiel gegen Balingen-Weilstetten noch nicht gespielt wurde. Bis zu der im Frühjahr abgebrochenen Saison zählte bei Punktgleichheit die Tordifferenz.
Noch nie gab es ein Unentschieden
Die Hausherren haben zwar sieben der bislang elf Frankenderbys gewonnen – ein Remis gab es noch nie – doch zuletzt gingen zwei Mal die Coburger als Sieger von der Platte. Beim Torverhältnis hat der HCE mit 289:270 die Nase vorn.
Wie schon das Hinspiel in der HUK-Arena, das der HSC nach 15:18-Pausenrückstand mit 27:26 gewann, findet das Derby in der Nürnberger Arena vor leeren Rängen statt. Die Sieben-Tage-Inzidenz in der zweitgrößten Stadt Bayerns nähert sich erst langsam dem für Zuschauer relevanten Wert von unter 50. Am Dienstag lag sie laut RKI bei 64,43. „Die Chancen stehen nicht schlecht, dass wir die letzten ein oder zwei Heimspiele vor Publikum spielen“, sagt René Selke.
HC Erlangen will Revanche
Das Derby schlage aus Sicht des HCE-Geschäftsführers, der von 2007 bis 2011 das HSC-Tor hütete, diesmal nicht so hohe Wellen. Keine Zuschauer, kaum sportliche Bedeutung. Denn auch für den HCE geht es wahrscheinlich nur noch um die goldene Ananas. Gleichwohl habe seine Mannschaft etwas gutzumachen. „Personelle Ausreden zählen am Mittwoch nicht. Wir müssen noch einmal alles reinlegen. Es gibt keinen Schönheitspreis zu gewinnen. Wer mehr will und mehr investiert, setzt sich durch“, glaubt der 36-Jährige. „Und der HSC will uns sicher noch einmal ärgern.“
Bei den Gastgebern geht es darum, die kleine Coburger Siegesserie in den Derbys und die große Erlanger Verletzungsserie zu brechen. „Jede Woche gibt es eine neue Hiobsbotschaft“, sagt Selke mit Blick auf inzwischen acht ausfallende Akteure. Das bedeute ständig neue Aufstellungen. „In dieser Lage brauchen wir über sportliche Ziele nicht zu sprechen“, erwidert der Geschäftsführer Kritikern, die den Klub weiter oben in der Tabelle erwarten.
Trainer Michael Haaß ist bei Torwart Klemen Ferlin vorsichtig optimistisch, ihn in dieser Saison noch einmal zwischen die Pfosten stellen zu können. Für das restliche Septett will der Coach keine Versprechungen machen. Für den Ex-Coburger Nico Büdel, aber auch für Steffen Fäth, Nikolai Link, Antonio Metzner, Hampus Olsson und Petter Overby ist der Ausfall am Mittwoch bitter. „Seit dem Abpfiff in der HUK-Arena warten wir auf die Revanche“, sagt Haaß. Um mangelnden Willen macht sich der 37-Jährige diesmal keine Sorgen: „Wir haben in den vergangenen Wochen gelernt, zusammen zu kämpfen, bis es nicht mehr geht. Schon kurz nach der Niederlage am Sonntag in Berlin haben die Augen aller Spieler geleuchtet. Wir sind bereit für das Derby.“
HSC will jede Situation ausnutzen
Der HSC 2000 Coburg trat zuletzt drei Mal in Folge in der heimischen Arena an und musste sich am vergangenen Sonntag mit 25:30 MT Melsungen geschlagen geben. Zuvor fuhr das Team von Alois Mraz einen knappen 28:26-Sieg gegen den TVB Stuttgart ein und hielt auch gegen die SG Flensburg-Handewitt (25:29) lange mit.
„Natürlich spielen wir diesmal auswärts in Erlangen“, sagt HSC-Trainer Mraz. „Das ist für uns eine sehr schwere Aufgabe. Wir haben uns aber vorgenommen, jede Situation für uns zu nutzen, in der der Gegner nicht bereit ist und das wollen wir auch in Erlangen zeigen.“ Ähnlich sieht es HSC-Geschäftsführer Jan Gorr: „Das große Ziel ist es, in einer Saison beide Derbys zu gewinnen. Das wäre überragend.“
Gorr sieht keinen Vorteil
An einen Vorteil für den HSC ob der vielen Erlanger Verletzten glaubt Gorr nicht. „Ich glaube nicht, dass das eine große Rolle spielt. Es geht ums Prestige und dann wird man versuchen, mit vielen anderen Parametern solche personellen Dinge auszugleichen.“ Beim HSC Coburg wird sich aller Voraussicht nach nichts am Kader ändern. Justin Kurch (Rückenprobleme) befindet sich im Aufbautraining, ein Einsatz kommt wohl zu früh. „Wir wollen nichts riskieren“, sagt Gorr.