Zweitligist HSC 2000 Coburg führt deutlich gegen Rostock. Doch mit dem siebten Feldspieler stellt der Aufsteiger den HSC vor unlösbare Probleme – und dreht das Spiel.

Coburg — Der HSC 2000 Coburg hat eine große Chance verpasst. Mit dem dritten Sieg im vierten Spiel des neuen Jahres hätte der Handball-Zweitligist sich weiter in Richtung einstellige Tabellenplätze schieben können. Doch die Vestestädter ließen ihre Chance liegen. Die Mannschaft von Trainer Brian Ankersen unterlag am Samstagabend dem HC Empor Rostock mit 26:28 (15:13). Dabei lagen die Vestestädter über weite Strecken auf Kurs und führten im zweiten Abschnitt mit fünf Treffern. Doch Rostock, die Überraschungsmannschaft der Liga, zeigte eine tolle Moral und trotzte dem Schock nach der Halbzeitpause, als sich Robin Breitenfeldt am Knie verletzte. Hauptgrund war aber Rostocks ungewöhnliches Spiel mit zwei Kreisläufern.

2. Bundesliga HSC Coburg – HC Empor Rostock 26:28 (15:13) 

Dass Coburg das Spiel gegen Rostock aus der Hand gab, hatte sich der HSC aber selbst zuzuschreiben. Denn: Sowohl im ersten als auch im zweiten Abschnitt lagen die Coburger, die auf die positiv getesteten Justin Kurch und Paul Schikora sowie auf Lukas Juskenas (Magen-Darm-Infekt) verzichten mussten, mehrfach deutlich in Führung. Das erste Mal nach nur zehn Minuten, als Coburg mit 6:2 führte.

HSC mit Blitzstart

Torwart Jan Kulhanek, mit insgesamt zehn Paraden gut aufgelegt, entschärfte in der Anfangsphase drei Bälle, die HSC-Abwehr ließ wenig zu und die Gastgeber zogen ihr Tempospiel auf. Allen voran durch Florian Billek, der drei Treffer per Gegenstoß erzielte. Rostock, das aus dem Rückraum wenig Durchschlagskraft hatte und immer wieder über Durchbrüche zum Erfolg kommen wollte, blieb acht Minuten ohne Tor, und der HSC nutzte die Durststrecke der Gäste, um mit einem 5:0-Lauf auf 6:2 zu enteilen.

Nach einer Viertelstunde bekam die HSC-Deckung aber zunehmend Probleme – und das lag einer taktischen Änderung Rostocks. Gäste-Trainer Till Wiechers, der aufgrund einer Corona-Infektion zuletzt vom ehemaligen HSC-Nachwuchskoordinator Dorian Wagner vertreten wurde, stellte auf das bewährte und schwer zu verteidigende System mit zwei – teilweise agierte Empor sogar mit drei – Kreisläufern. Und damit kam der HSC überhaupt nicht zurecht. In Überzahl spielten die Rostocker immer wieder den freien Mann an. Die Folge: Der Gast von der Ostsee robbte sich wieder an den HSC heran (9:8, 20.). Ankersen reagierte prompt und nahm die Auszeit – und die taktische Maßnahme hatte Erfolg. Mit einem 3:0-Lauf setzte sich der HSC wieder auf vier Tore ab (12:8, 23.).

Doch in den letzten fünf Spielminuten vor der Halbzeitpause sorgten leichte Fehler dafür, dass Rostock das Spiel wieder öffnen konnte. Bitter aus HSC-Sicht: Statt mit einer Drei-Tore-Führung in die Kabinen zu gehen, landete ein abgefälschter Wurf von Philipp Asmussen zum 15:13-Halbzeitstand im Coburger Tor.

Nach der Pause zog der HSC ein zweites Mal deutlich in Führung und führte nach Treffern von Max Preller (19:14) und Merlin Fuß (20:15) mit fünf Toren. Kurz zuvor hatte sich Rostocks Robin Breitenfeldt, gerade erst von einer Corona-Infektion genesen und bis dahin bester Torschütze der Rostocker des Spiels, am Knie verletzt und wurde unter Tränen vom Feld getragen. Doch den Nackenschlag steckten die Gäste, bei denen unter anderem Kreisläufer Jonas Thümmler fehlte, erstaunlich gut weg. Rostock agierte weiterhin im „Sieben gegen Sechs“, spielte seine Angriffe konsequent und hatte in Kreisläufer Dennis Mehler seinen treffsicheren Zielspieler.

Zwar zog Coburg noch einmal auf drei Tore davon (22:19, 46.), aber das Spiel kippte längst in Richtung Rostock. Auch deshalb, weil der HSC im zweiten Abschnitt im Angriff große Probleme hatte und in 20 Minuten nur sieben Tore erzielte. Zudem leistete sich der HSC im gesamten Spiel drei Fehlwürfe, als das Rostocker Tor verwaist war.

Coburger Unmut in der Schlussphase

In der Schlussphase blieb Coburg zwischen Minute 53 und 60 gänzlich ohne Tor. Das nutzte Rostock, um durch Mehler erst auszugleichen und kurz darauf durch einen von Nick Witte verwandelten Siebenmeter erstmals seit dem 2:1 (3.) in Führung zu gehen (26:25, 57.). Vor diesem Treffer gab es heftige Coburger Proteste, ob Billeks Foul wirklich Siebenmeter-würdig war.

Eine Minute später trafen die Gäste zur Vorentscheidung ins leere HSC-Tor zum 27:25 (58.). Den Anschlusstreffer durch Tobias Varvne konterte Witte, der erneut aus sieben Metern cool blieb und zum 28:26-Endstand traf – wieder begleitet von Coburger Protesten, die sich ungerecht behandelt fühlten. An der zwölften Saisonniederlage war der HSC aber zu großen Teilen selbst schuld.

Statistik

HSC Coburg: Kulhanek (10 Paraden), Jochens (2 Paraden) – Preller (3), Runarsson (2), Fuß (4), Toom, Billek (7), Mubenzem (1), Knauer, Varvne (1), Schäffer (1), Grozdanic (3/3), Schröder (4), Bauer

HC Empor Rostock: L. Mehler (5 Paraden), Uhl (3 Paraden) – Wilhelm (1), Ottsen (2), Schutze (2), D. Mehler (6), Witte (3/2), Asmussen (5), Schmidt, Zboril, Mehrkens, Breitenfeldt (6/3), Kohnagel (1), Pechstein, Lössner (2)

Schiedsrichter: Kern (Bellheim) / Kuschel (Karlsruhe)

Zuschauer: 980

Zeitstrafen: 5:3 (2x Bauer, 2x Billek, Grozdanic – 2x Asmussen, Ottsen)

Siebenmeter: 3/3 (Grozdanic trifft alle Versuche) – 5/6 (Jochens hält einmal)

Spielfilm: 1:0 (1.), 1:2 (3.), 3:2 (5.), 6:2 (10.), 7:4 (15.), 9:6 (18.), 9:8 (20.), 12:8 (23.), 14:10 (25.), 15:13 (30.), 17:13 (34.), 18:14 (36.), 19:14 (38.), 20:15 (40.), 20:17 (41.), 20:18 (43.), 20:19 (44.), 22:21 (49.), 24:23 (52.), 25:25 (56.), 25:26 (57.), 26:28 (60.)

Beste Spieler: Kulhanek, Billek / Breitenfeldt, D. Mehler

 

Bericht von inFranken

Bild von Svenja Stache