Bericht von Neuer Presse Coburg
Am Mittwochabend lag der HSC in Leipzig zur Pause aussichtslos zurück, kämpfte sich aber in Hälfte zwei wieder in die Partie. Wie hat Coach Alois Mraz die Partie erlebt? Was bedeutet das für das Spiel gegen den BHC?
Coburg – Leipzig-Star Philipp Weber hatte es gesagt. Im NP-Interview erklärte der 28-jährige Kopf des Bundesligisten aus Sachsen, dass der HSC in den Partien der Handball-Bundesliga meist bis zu einem gewissen Zeitpunkt gut mithalten könne. Und er behielt Recht. Dieser gewisse Zeitpunkt war am Mittwochabend etwa Minute 15. Bis dahin machte der bereits abgestiegene Klub aus der Vestestadt seine Sache ordentlich, führte zwischenzeitlich und trat mutig auf. In den vorherigen Spielen zu Hause gegen Balingen (27:27) und gegen Lemgo (23:27) war der Eindruck ähnlich. Der HSC schien, seit der Abstieg auch rechnerisch feststeht, wie befreit und ging entschlossen zu Werke. So auch am Mittwochabend in der Leipziger Arena vor knapp 1300 Zuschauern. „Teil eins der ersten Hälfte war ausgeglichen“, sah auch Coach Alois Mraz am Donnerstagvormittag seine Mannschaft nicht schlechter agieren als das Team von André Haber.
Doch danach folgte der Knick im Coburger Spiel. Der HSC musste erneut ohne den noch immer an der Hand verletzten Regisseur Tobias Varvne auskommen und machte nach der Anfangsviertelstunde zu viele Fehler, vor allem offensiv. Zu riskante Anspiele, zu hektische Spielzüge, zu schnell abgeschlossene Angriffe – und schon war es passiert. Leipzig setzte sich ab, führte bis zur Pause gar mit sieben Toren (22:15). „Wir wollten eigentlich die Abwehr seitlich bewegen und die Angriffe länger ausspielen. Dann hätten wir bessere Wurfmöglichkeiten gehabt“, erklärt Mraz im Nachgang.
Debakel deutete sich an
Doch es klappte nicht. Bei der deutlichen Leipziger Pausenführung deutete sich ein Debakel an. Zur Erinnerung: Anfang März lag der HSC schon nach 30 Minuten im Spiel in Magdeburg aussichtslos zurück (8:22). Am Ende kam die Mraz-Mannschaft mit 22:43 unter die Räder und war auf der Platte quasi zu keinem Zeitpunkt präsent. „Das Spiel in Leipzig lässt sich schwer mit dem in Magdeburg vergleichen. Dort waren wir zu keiner Zeit im Spiel und sind von Anfang an hinterhergelaufen“, sagt der tschechische Coach der Vestestädter.
Gut, ein anderer Vergleich ergibt aber durchaus Sinn. Anfang Juni, Max-Schmeling-Halle Berlin: Bei den Füchsen startete Coburg – wie am Mittwochabend – gut ins Spiel, verzettelte sich in Hälfte eins aber mehr und mehr und ging mit einem 11:17 in die Kabine. Am Ende stand ein 20:32 auf der Anzeigetafel, auch weil die Gäste nicht wirklich etwas entgegenzusetzten hatten. Aus der Halle geschossen wurden die HSCler – anders als noch in Magdeburg – in der Hauptstadt zwar nicht, dennoch war das Spiel nach 30 Minuten gelaufen. Nun drohte nach dem 15:22 beim SC DHfK erneut Ungemach – doch diesmal passierte das Gegenteil.
Steigerung in der Defensive, gute Chancenverwertung in der Offensive
Mit guter Moral und einer gehörigen Portion Kampfgeist arbeitete sich der Absteiger zurück in die Begegnung. Bei einem freien Wurf von Außen hätte Felix Sproß zwischenzeitlich sogar auf 29:30 stellen können. Kleinigkeiten fehlten, um tatsächlich noch einmal in diese verloren geglaubte Partie zurückzukommen. „Wir haben in der Halbzeit besprochen, dass wir kompakter verteidigen wollen. Wir haben die Zweikämpfe vorher zu einfach verloren“, meint Mraz. Diese Steigerung in der Defensive war erkennbar. Nach 22 Gegentoren zur Pause waren es in Durchgang zwei nur noch 13 – ein akzeptabler Wert gegen einen gestandenen Bundesligisten. Im eigenen Angriff kam der HSC auch besser zur Geltung, spielte nun geduldiger und nutzte vor allem technische Fehler der Leipziger konsequent. SC-Coach André Haber schaute zwischenzeitlich bedröppelt drein, als die Seinen die deutliche Führung beinahe aus der Hand gaben. Am Ende setzte sich der Favorit aufgrund seiner individuellen Klasse aber doch noch deutlich mit 35:29 durch.
Die Qualitätsfrage
Welchen Vergleich stellt HSC-Trainer Alois Mraz nun an, wenn er das Berlin-Spiel und die Leipzig-Partie gegenüberstellt? „Da war am Mittwoch schon ein deutlicher Schritt in die richtige Richtung zu sehen.“ Mit dieser Einschätzung liegt er richtig, wenngleich offensichtlich ist, dass im Coburger Kader zwar zweifelsohne Qualität vorhanden ist, aber konstant über 60 Minuten oder gar über eine komplette Saison diese einfach nicht ausreicht, um wirklich konkurrenzfähig zu sein. Gute 15 Minuten in Hälfte eins, weitere gute 15 Minuten nach der Pause: Ergibt in Summe eine gute Halbzeit – zu wenig für Punkte in der höchsten deutschen Spielklasse. Nach der sehenswerten Anfangsviertelstunde machte sich der HSC bis zum Seitenwechsel das Leben selbst schwer und hatte zum ersten Mal nach nahezu konstant guten Leistungen gegen Balingen und Lemgo wieder eine längere Schwächephase im Spiel.
Rückkehr in der Nacht
Gegen 1 Uhr in der Nacht war die Mannschaft am Donnerstagmorgen wieder in Coburg. Außer Regeneration und einer Videositzung war für diesen Tag nichts weiter geplant. Schließlich geht es am Samstag schon weiter. Gegner ist dann ab 20.30 Uhr in der HUK-Arena der Bergische HC. Die Partie wird wie gewohnt live bei Sky übertragen.
Der BHC konnte von den vergangenen 13 Begegnungen lediglich zwei gewinnen, muss sich aber keine Gedanken um einen möglichen Abstieg machen. Das Team von Trainer Sebastian Hinze steht im sicheren Tabellenmittelfeld. Die Nordrhein-Westfalen sind schwer einzuschätzen, kommen als Wundertüte nach Oberfranken. Am 1. Spieltag etwa gewann der BHC in Magdeburg. Auch nach der WM-Pause startete die Mannschaft im Februar gut in die Restsaison. Von den ersten sieben Spielen nach Jahresbeginn verlor der Bergische HC nur einmal, holte aber fünf Siege bei einem Unentschieden. Nun kommt der Gegner mit einer Negativserie nach Coburg. „Der BHC hat enorme Qualität“, lobt Mraz den Kontrahenten trotz dieser Statistik von zuletzt. Zum Beispiel: Fabian Gutbrod und Lucas Stutzke im linken Rückraum, Tomas Babak auf der Mitte sowie Max Darj am Kreis.
Leichtes Abschlusstraining am Freitag
Der HSC wird am Freitag zusätzlichen zu einem leichten Abschlusstraining, wie Mraz sagt, auch noch eine Videobesprechung auf dem Plan haben. Dann geht es am Samstag in der Arena wieder um Punkte. Nach aktuellem Stand gibt es keine Ausfälle aus dem Leipzig-Spiel zu beklagen, „wir müssen aber in Zusammenarbeit mit unseren Physios einen guten Job machen und gut regenerieren.“
HSC 2000 Coburg (Aufgebot): Jan Kulhanek, Konstantin Poltrum, Paul Dreyer – Pouya Norouzi Nezhad, Felix Sproß, Dominic Kelm, Drasko Nenadic, Florian Billek, Dino Mustafic, Pontus Zetterman, Paul Schikora, Stepan Zeman, Milos Grozdanic, Andreas Schröder, Christoph Neuhold.
Bericht von Neue Presse Coburg
Bild von Svenja Stache