Die Coburger mussten in einem ausgeglichen Spiel lange auf die befreienden Tore warten. Mit vier Toren am Ende sicherte Anton Prakapenia den 32:28-Heimsieg.
Der Aufsteiger Handball Sport Verein Hamburg hat den weiterhin ersatzgeschwächten HSC 2000 Coburg bis zum Abpfiff voll gefordert. Den HSC-Verantwortlichen und Spielern war nach anstrengenden 60 Minuten die Erleichterung nach dem 32:28-Sieg anzumerken. Auf der anderen Seite war HSV-Coach Torsten „Toto“ Jansen spürbar mitgenommen. Einmal mehr stand sein Team auswärts nach einer couragierten Leistung ohne Punkte da: „Die bessere Torwartleistung hat das Pendel zum HSC ausschlagen lassen, die dann mit einem Arbeitssieg erfolgreich waren.“ Dem widersprach Jan Gorr: „Arbeitssieg hat ein bisschen was Negatives. Es war ein enges, intensives Spiel. Beide Mannschaften haben attraktiven Handball gezeigt und viel dafür getan, Werbung für diese 2. Liga zu machen.“ HSC 2000 Coburg – HSV Hamburg 32:28 (17:16)
Bei den ersten drei gegnerischen Toren ließen sich die Coburger von den Hamburgern düpieren, die danach bei zwei vermeintlichen Fouls an Markus Hagelin zudem Glück hatten, dass die Schiedsrichter die beiden daraus resultierenden Konter laufen ließen. Coburg tat sich gegen die resolut verteidigenden Hamburger schwer, eine Lücke zu finden. Der Aufsteiger verschob schnell, aber als dann die ersten Konter in Richtung HSV-Gehäuse liefen, wechselte die Führung. Den möglichen Führungsausbau auf zwei Tore vergab erst Jakob Knauer von der Außenposition, dann Pontus Zetterman, dem der Ball frei auf der Mittelposition aus der Hand sprang. Die jeweils direkten Gegenzüge führten zum erneuten Ausgleich.
Coburger Abwehr mit Schwächen
Das weite Verschieben der Hamburger Deckung auf die Ballseite nutzte der HSC mehrmals mit Pässen von den Halbpositionen auf die gegenüberliegende Außenposition aus. Dem entsprang dann die Zwei-Tore-Führung der Coburger, die aber wieder schnell egalisiert wurde. Sehenswert waren in dieser Phase die Pässe aus der eigenen Abwehr heraus, erst von Torwart Jan Kulhanek, dann von Zetterman, auf Felix Sproß, der sicher einnetzte. Sorgen musste man sich zu diesem Zeitpunkt um die HSC-Abwehr machen, da die Gäste oft zu einfach zu Toren kamen. Im Angriff machten es sich die Coburger mit dem zu häufigen Versuch, den Kreisläufer anzuspielen anstatt den Abschluss aus dem Rückraum zu suchen , selbst das eine oder andere Mal zu schwer. Als die Unparteiischen dann konsequenter durchgriffen, gab es zum Leidwesen von Gästecoach Torsten Jansen zwei Zeitstrafen in den letzten fünf Sekunden vor der Pause gegen sein Team.
Poltrum mit starken Paraden
Zu viert warf der HSV in der zweite Halbzeit an, nahm über eine Minute seiner Doppelzeitstrafe von der Uhr, ehe Knauer den Konter vergab. Auf einen Treffer im zweiten Durchgang mussten die Zuschauer dreieinhalb Minuten warten, ehe Neuhold aus der eigenen Hälfte loszog und den Ball unhaltbar im Tor unterbrachte. Da der HSC bis zur 40. Minute weitere klare Einwurfchancen liegen ließ, konnten die Coburger die Gäste nicht abschütteln und mussten nun selbst eine doppelte Zeitstrafe überstehen. Das nutzte Hamburg zum wiederholten Ausgleich. Dabei agierten die Norddeutschen weiter gut strukturiert im Angriff und bestens organisiert in der Deckung, die den Coburger Spielfluss, durch immer wieder vorgezogenes Spiel der beiden „Halben“ unterband. Es bedurfte schon toller Paraden von Konstantin Poltrum und eines Gewaltwurfes von Zetterman unter die Latte, dass Coburg vorne blieb. Doch in Überzahl der Coburger nutzte Hamburg den zusätzlichen Feldspieler zu ersten eigenen Führung nach der Pause.
Aber beginnend mit einem „Empty-Net-Goal“ von Knauer schloss Coburg einen 3:0-Lauf an und ging sieben Minuten vor dem Ende erstmals mit drei Toren in Front. Beim HSC kamen sieben Minuten vor dem Abpfiff Lilienfelds und Anton Prakapenia. Der Weißrusse warf alle seine vier Treffer in den letzten Minuten, der Lette steuerte zwei Treffer zu einem Sieg bei, der erst drei Minuten vor dem Abpfiff besiegelt war. Zu oft hatten die Hanseaten Rückstände wieder ausgleichen können. Gorr hatte für die Einwechslungen wohl genau den richtigen Zeitpunkt erwischt.
HSC 2000 Coburg – HSV Hamburg 32:28 (17:16)
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek (14 Gegentore, 3 Paraden), Konstantin Poltrum (14 Gegentore, 9 Paraden); Markus Hagelin, Maximilian Jaeger, Felix Sproß (6), Anton Prakapenia (4), Marcel Timm, Jakob Knauer (1), Pontus Zetterman (7/2), Girts Lilienfelds (3), Tobias Varvne (4), Christoph Neuhold (7) Trainer: Jan Gorr
HSV Hamburg: Justin Rundt (24 Gegentore, 5 Paraden), Marcel Kokoszka (8 Gegentore, 0 Paraden); Blazenko Lackovic, Leif Tissier, Niklas Weller (2), Lukas Ossenkopp (4/1), Dominik Axmann (1), Marius Fuchs (7), Philipp Bauer (2), Jan Forstbauer (5), Christopher Rix (1), Finn Wullenweber, Thies Bergemann (2), Jan Kleineidam (3), Kevin Herbst (1). Trainer: Torsten Jansen
SR: Julian Fedtke / Niels Wienrich
Spielfilm: 2:1 (3.), 3:3 (7.), 3:5 (8.), 4:6 (11.), 7:6 (13.), 8:8 (17.), 11:9 (19.), 11:11 (20.), 14:12 (23.), 16:14 (27.), 16:16 – 18:16 (34.), 18:18 (36.), 20:18 (38.), 20:20 (42.), 22:20 (44.), 22:22 (46.), 23:24 (50.), 25:24 (51.), 26:24 (52.), 28:25 (54.), 29:26 (57.), 31:26 (59.), 32:28.
Zuschauer: 2267
Siebenmeter: 2/2 – 1/2 (Weller trifft die Latte)
Strafminuten: 6 (Timm 4, Zettermann) – 10 (Lackovic, Forstbauer 4, Bergemann, Ossenkamp)
Beste Spieler: Neuhold, Sproß, Prakapenia – Fuchs, Forstbauer.
Stimmen zum Spiel
Jan Gorr (HSC-Trainer): „Durch die äußerst disziplinierte Spielweise der Hamburger war es für uns eine Geduldsfrage. Schon in der Pause haben wir in der Kabine darüber gesprochen, dass irgendwann der Zeitpunkt kommt, an dem wir zuschlagen müssen. Wir wollten dann aber oft zu viel, machten einfache Fehler. So verpassten wir es, uns früher einen Vorsprung herauszuspielen.“
Torsten Jansen (HSV-Trainer): „Schöne Halle, tolle Kulisse, starker Gegner, aber keine Punkte für uns. Beide Teams haben schönen Tempo-Handball gezeigt, die Angriffsreihen haben das Spiel geprägt. Wir haben Coburg immer wieder beschäftigt, ihnen neue Aufgaben gestellt. Das hat mein Team gut gemacht und plötzlich hält Poltrum diese schwierigen Bälle.“
Christoph Neuhold (siebenfacher Torschütze): „Es war ein schweres Spiel mit einem verdienten Sieg. Hamburg hat das Spiel schnell gemacht, damit hatten wir doch Probleme. Es hätte durchaus auch anders ausgehen können.“
Bericht von Ralph Bilek
Bild von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)