Das Schlusslicht der 1. Bundesliga gewinnt beim bisherigen Zehnten TVB Stuttgart klar mit 29:23. Poltrum und Schröder ragen noch heraus.
Da waren es nur noch vier! Nach dem Husarenritt vom Samstagabend beim TBV Stuttgart beträgt der Rückstand des HSC 2000 Coburg zum rettenden 16. Tabellenplatz in der 1. Handball-Bundesliga nur noch vier Punkte. Bei ihrem zweiten Saisonsieg zeigten die „Gelb-Schwarzen“ ihre bisher beste Saisonleistung.
Nicht Nationaltorsteher Johannes Bitter, sondern Konstantin Poltrum war der Held des Abends. Der HSC-Schlussmann zeigte 14 Paraden, hielt damit 39 Prozent aller Bälle. Ein Topwert für Coburgs Nummer Eins. Gemeinsam mit Kapitän Andreas Schröder, der unmittelbar nach der Pause mit drei Toren die Weichen auf Überraschungssieg stellte, ragte er aus einer geschlossenen Mannschaftsleistung noch heraus.
TVB Stuttgart gegen HSC Coburg 23:29 (9:11)
Mit einem Doppelschlag von Kapitän Andreas Schröder und Rechtsaußen Florian Billek nach immerhin schon fünf Minuten ging der HSC mit 1:2 in Führung. Die Deckung stand gut, das erste Tor aus dem Spiel heraus kassierte Konstantin Poltrum erst nach gut sechs Minuten. Beide Teams taten sich im Positionskampf schwer. Das lag sicher auch an den vielen Verletzten auf beiden Seiten. Während die Stuttgarter ihren kompletten Rückraum, allen voran auf Ideengeber Max Häfner, ersetzen mussten, fehlte auf HSC-Seite neben dem Langzeitverletzten Knauer auch noch „Wirbelwind“ Pouya.
Doch die Coburger spielten mit Biss. Billek versenkte seinen zweiten Tempogegenstoß zum 5:5 (14.) und sein Pendant auf Linksaußen, Grozdanic verwandelte nicht nur sicher vom Strich (6:6/17.), sondern brachte den Tabellenletzten nach dem nächsten gelungenen Tempogegenstoß zum zweiten Mal in Führung (6:7/19.). Vor allem dank der hochkonzentrierten Abwehrleistung – Schröder, Zeman, und Nenadic stellten einen guten Innenblock – begegneten die Vestestädtern den verunsicherten und oft ideenlos agierenden Schwaben auf Augenhöhe.
Die Partie blieb eng, lebte von der Spannung – nicht von der Klasse. Doch Alois Mraz konnte das egal sein, er konnte hochzufrieden mit seinem Team sein. Und das brachte der Tscheche auch bei der ersten Auszeit deutlich zum Ausdruck: „Gut so Jungs, ihr macht das prima.“ Außerdem warnte Mraz vor den letzten Minuten der ersten Hälfte, in denen er aggressive Gastgeber erwartete. „Wir bleiben kompakt, arbeiten hinten genauso weiter und nach vorne spielen wir wieder die zweite Welle“.
Sein Plan ging auf: Grozdanic erhöhte erst mit einem tollen Wurf aus spitzem Winkel gegen Johannes Bitter auf 10:8 und der Siebenmeter-Spezialist überwand der Nationaltorsteher kurz danach auch ein zweites Mal vom Strich. Halbzeitstand: 11:9 für Coburg. Auch weil der hochgelobte Stuttgarter Schlussmann nur vier Bälle hielt.
Die Anfangsphase des zweiten Durchgangs gehörte Andreas Schröder, der mit drei Toren aus dem Rückraum auf 16:10 erhöhte (36.). Dazwischen lagen zwei tolle Paraden von Poltrum und ein Tempogegenstoß über den flinken und abschlusssicheren Billek. Eine kleine Sensation bahnte sich an. Bei Stuttgart lagen die Nerven blank: Trainer Jürgen Schweikardt brachte im Tor Primoz Prost für den entnervten Bitter und spielte vorne mit dem siebten Feldspieler. Und der TVB-Chef forderte vor allem eine härtere Gangart. Doch all seine Maßnahmen fruchteten gegen einen bis in die Haarspitzen hochmotivierten Gegner nicht. Ganz im Gegenteil: „Teufelskerl“ Poltrum lief zur Bestform auf, parierte reihenweise Würfe aus Nahdistanz und verwandelte selbst zum 17:11 mit einem Wurf über das ganze Feld ins leere Tor. Als Nenadic in der 41. Minute auf eine Sieben-Tore-Führung stellte, war die Vorentscheidung gefallen.
Erst recht als Billek den 20. HSC-Treffer in unnachahmlicher Art und Weise erzielte und beim Jubel gestenreich seine Mitspieler animierte. Danach funktionierte auch das Anspiel an den Kreis hervorragend: Erst profitierte Stephan Zeman und danach zweimal „Oldie“ Dominic Kelm. Der Routinier, der für den fehlenden Justin Kurch in die Bresche sprang, präsentiert sich in körperlich erstklassiger Verfassung und vollstreckte zweimal eiskalt. Diese Coolness fehlte danach Milos Grozdanic und Nenadic, die beide bei ihren Würfen aus der eigenen Hälfte das leere Stuttgarter Tor verfehlten. Dazu kamen zwei unüberlegte Würfe von Zetterman, so dass die Führung auf fünf Treffer schmolz (20:25/53.). Mraz reagierte sofort und beruhigte das wilde Treiben auf der Platte mit einer Auszeit.
Der Sieg geriet danach nicht mehr in Gefahr. Schröder, Tobias Varvne und Drasko Nenadic führten klug Regie und spielten jetzt ihre Erfahrung aus. Die Angriffe wurden lange ausgespielt und so immer wieder wertvolle Zeit von der Uhr genommen. Varvne beseitigte schließlich mit einem Doppelschlag die letzten Zweifel.
Die Statistik
TVB Stuttgart: Johannes Bitter, Primoz Prost – Dominik Weiß (2), Rudolf Faluvegi, Adam Lönn (1), Alexander Schulze (3), Samuel Röthlisberger, Fynn-Luca Nicolaus, Luis Plymford Foege, Patrick Zieker (4), Jerome Müller (4), Sascha Pfattheicher (2), Zarko Peshevski, Viggo Kristjansson (6/3), Tim Roman Wieling (1).
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Konstantin Poltrum (1), Fabian Apfel – Felix Sproß, Andreas Schröder (6), Dominic Kelm (2), Drasko Nenadic (2), Florian Billek (5), Dino Mustafic, Pontus Zetterman (3), Tobias Varvne (3), Paul Schikora, Felix Dettenthaler, Stepan Zeman (1), Milos Grozdanic (6/2).
Bericht von inFranken
Bild von Iris Bilek