Coburger Eigengewächs geht konsequent seinen Weg

Jakob Knauer ist das, was man im Profisport gemeinhin einen „local hero“ nennt. Aus der Jugend – Abteilung des HSC 2000 Coburg für drei Jahre an die bekannte Talenteschmiede der Füchse Berlin gewechselt, kehrte der Rückraumspieler 2017 zu seinem Heimatverein zurück. Nach einer gelungenen Premierensaison ist der Youngster längst auf einem sehr guten Weg hin zu einem gestandenen Zweitligaspieler.

Niemand verkörpert gegenwärtig den vor einigen Monaten propagierten neuen „Coburger Weg“ so perfekt wie Jakob Knauer. Schließlich gehört es zu den erklärten Zielen der HSC – Verantwortlichen, den Handball – Standort Coburg künftig auch für Talente noch attraktiver zu machen, idealerweise aus dem eigenen Nachwuchs. Und der Neustädter stammt bekanntlich aus der Jugend des HSC 2000. Aber natürlich hatte auch er zunächst vieles ausprobiert. „Ich bin durch einen Freund im Kindergarten zum Handball gekommen. Angefangen mit Sport habe ich beim Kinderturnen. Später kamen noch Leichtathletik und Fußball hinzu, bis ich mich für Handball entscheiden musste. Ich habe mit 13 bereits jeden Tag trainiert, da immer Fußball, Handball oder Leichtathletik auf dem Programm standen.“ Handball war aber schon immer ein Thema im Hause Knauer, denn auch seine Eltern haben diesen Sport betrieben. Ihnen verdankt Jakob ohnehin eine Menge: „Menschlich und von der Einstellung her sind meine Eltern meine großen Vorbilder, weil sie für mich und meine Geschwister immer da sind. Egal wie schwer es ist, sie wollen immer das Beste für mich und unterstützen mich in allen Lebenslagen.“ Das taten sie natürlich auch, als er sich 2014 dafür entschied, an das Jugendinternat der Füchse Berlin zu wechseln – damals wie heute eine TOP – Adresse in Sachen Nachwuchsarbeit.

Unter Bob Hanning schnell gereift

Für einen 15jährigen war es natürlich dennoch ein großer Schritt, die heimische Komfortzone zu verlassen und nunmehr auf sich allein gestellt zu sein. „Wenn man von zu Hause weg ist, dann lernt man den Standard daheim erstmal zu schätzen. Immer warmes Essen, dass man ins Bett gehen kann, wann man will, dass der Kühlschrank immer voll ist, dass man viel mehr Zeit hat.“ Dennoch zieht der inzwischen 19jährige rückblickend ein durchweg positives Fazit seiner Berliner Zeit: „Es war absolut die richtige Entscheidung. Ich konnte bereits mit 15 unter professionellen Bedingungen trainieren. Unter der Trainingsleitung von Bob Hanning trainierten wir jede Einheit an der Belastungsgrenze. Es war also das perfekte Training, um mit Druck in Spielsituationen klarzukommen. In der A – Jugend – Bundesliga – Saison sind wir jedes Auswärtsspiel einen Tag früher angereist. Das war auch totales Neuland für mich. Neben der sportlichen Entwicklung habe ich mich aber auch persönlich weiterentwickelt. Ich war im Internat auf mich alleine gestellt und musste lernen, Verantwortung zu übernehmen.“ Aber die Anstrengungen lohnten sich: Bereits in seiner ersten Saison in der Hauptstadt wurde er mit der B – Jugend der Füchse Deutscher Meister und konnte diesen Titel mit dem Team ein Jahr später verteidigen. Erste Berufungen in die Jugend – Nationalmannschaft ließen dann auch nicht lange auf sich warten. Höhepunkt war dabei zweifellos die U18 – Europameisterschaft 2016 in Kroatien, von der Jakob Knauer und die deutsche Auswahl mit einer Bronzemedaille zurückkehrten.

Gesamtpaket beim HSC 2000 stimmt

Doch spätestens mit dem Eintritt in den Männerbereich stand dann auch für Jakob Knauer die Frage nach seinem weiteren sportlichen Weg. Neben einigen kleineren Unstimmigkeiten abseits des Spielfeldes war es vor allem die Frage nach der sportlichen Perspektive, die den Youngster immer intensiver über einen Abschied aus Berlin nachdenken ließ, zumal die zweite Mannschaft der Füchse zu jener Zeit nur in der 4. Liga unterwegs war. Mindestens eine Liga höher sollte es aber schon sein für den wurfstarken Linkshänder und so konnten die Verantwortlichen des HSC 2000 schließlich im Juni 2017 das verkünden, was viele Handball – Anhänger der Region schon länger gehofft hatten: Jakob Knauer kehrt zu seinem Heimatverein zurück. Für den Youngster selbst ein logischer Schritt: „Ich habe mich nach den drei sehr lehrreichen und extrem erfahrungsvollen Jahren in Berlin für den HSC entschieden, da das Gesamtpaket mit der Bundesligamannschaft, dem Entwicklungsteam in der dritten Liga und der A-Jugend-Bundesliga stimmt. Ich hatte natürlich auch durch meinen Vater in der vergangenen Zeit schon Kontakt zu Coburg und habe die letzte Saison in der ersten und dritten Liga mitverfolgt. Der nächste Entwicklungsschritt für mich persönlich ist es, im Männerbereich Fuß zu fassen und gegen stärkere Gegner zu spielen, was in der zweiten Männermannschaft in Coburg gegeben ist. Ich freue mich auch auf das familiäre Handballumfeld in meiner neuen alten Heimat, welches ich noch von früher kenne, und auf die bevorstehenden Aufgaben.“ Und es sollte sogar noch besser kommen für den Linkshänder: „Natürlich habe ich auch immer auf die 1. Mannschaft des HSC geschielt. Bevor ich in Coburg den Vertrag unterschrieben habe, hat mir Jan versichert, dass ich auch regelmäßig bei ihm mittrainieren dürfte. Nachdem ich letzte Saison bereits sehr viele Einsatzzeiten in der 2. Liga bekam und in der 2. Mannschaft gesetzt war, wurden meine Erwartungen mehr als erfüllt.“ Am Ende standen immerhin 23 Bundesliga – Einsätze und ebenso viele Tore für Jakob Knauer zu Buche. Das soll natürlich nur der Anfang sein für den bei 1,93 m Körpergröße aktuell nur 84 kg schweren Rückraumspieler, der vor allem weiter an den Defiziten arbeiten will: „Meine Stärken liegen eher im Eins gegen Eins und im Durchbruch sowie in der Abwehr. Meine größte Schwäche ist zur Zeit meine Physis, wie das bei Spielern, die frisch aus dem Jugendbereich kommen, fast immer ist. Ich muss noch an Körpermasse zulegen.“ HSC – Coach Jan Gorr sieht seinen Schützling dabei auf einem guten Weg: „Jakob ist noch ein junger Spieler, mit dem sich die Leute hier richtig identifizieren können. Aber er muss nun den nächsten Step gehen in der Entwicklung und dazu gehört neben der athletischen Weiterentwicklung, noch mehr Verantwortung auf dem Spielfeld zu übernehmen und Akzente zu setzen. Und das ist für einen Mann in seinem Alter schon eine große Aufgabe. Aber ich traue ihm das ohne Wenn und Aber zu.“ Die Leistungen des Coburger Youngsters im bisherigen Saisonverlauf bestätigen jedenfalls die Einschätzung seines Übungsleiters. Und sie blieben auch den Verantwortlichen des DHB nicht verborgen, denn unlängst flatterte dem Rückraumspieler – ebenso wie Teamkollegen Marcel Timm – die Einladung zum nächsten Lehrgang der deutschen U21 – Nationalmannschaft ins Haus.

Von Gerd Nußpickel

Bilder von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)