Vom Dessau-Roßlauer HV kehren die Coburger erstmals nicht gefrustet in die Heimat zurück. Herausragende Abwehrleistung sichert den ungefährdeten Erfolg.

Dessau-Roßlau/Coburg – Im sechsten Vergleich der Teams des Dessau-Roßlauer HV und des HSC 2000 Coburg erreichte die Gastmannschaft den ersten Erfolg in der Fremde. Für die Dessauer, die derzeit von der guten Vorrunde leben, war die 24:30 Niederlage besonders bitter, weil der Abstand nach hinten sich weiter verringerte, denn sie warten weiter auf ihren zweiten Erfolg 2018.

Die Coburger hingegen mussten nach den zwei knappen Siegen in Essen und Hamm und nach der Heimpleite gegen Elbflorenz diesmal nicht zittern, stellten zu Beginn des zweiten Durchgangs die Weichen auf Sieg. „Aus der guten Abwehrleistung heraus haben wir ein starkes Konterspiel gezeigt“, äußerte sich Coburgs Trainer Jan Gorr zum Schlüssel für den Erfolg.

„Optimal ist die Trainingsarbeit noch nicht, weil in erster und zweiter Mannschaft immer noch Akteure fehlen und mit Wehwechen zu kämpfen haben“, doch konnte Gorr zumindest auf seinen zuletzt gewohnten Stamm zurückgreifen, ließ Jakob Knauer allerdings zu Hause. Dessau musste aus der von Gorr erwarteten „Rückraumpower“ Florian Pfeiffer ersetzen. Trotzdem waren sie zuversichtlich.

Dessen Vertreter im linken Rückraum, Jonas Hönicke, dreifacher deutscher Jugendmeister: „Wir haben uns auf ein sehr kampfbetontes Spiel vorbereitet, da Coburg eine spielstarke und vor allem körperlich starke Mannschaft ist. Sie bringen sehr viel Spielerfahrung mit. Wir haben uns insbesondere bei der Videoanalyse auf ihr taktisches Spiel vorbereitet. Wir wollen wieder mit dem gleichen Ehrgeiz und Willen vorrangehen, wie im letzten Heimspiel und hoffen, dass wir mit den Zuschauern zusammen den Bock wieder umstoßen können und den nächsten Biber-Heimsieg feiern können.“

Die Biber, wie sich die Dessauer nennen, hatten auch den besseren Start, weil die ersten drei HSC-Würfe trotz teilweise optimaler Wurfposition ihr Ziel verfehlten. Als deren Quote nach oben ging erfolgte auch die erste Führung. Doch die Chancenverwertung blieb der Schwachpunkt beim HSC, während in der Abwehr meist gut gearbeitet wurde.

Doch auch da ließen sie sich immer wieder von den oft kreuzenden, schnellen Akteuren des Gegners auseinanderspielen. Deswegen blieb die Partie so eng wie von vielen erwartet und mit vielen Stürmerfouls, da die SR da phasenweise eine ganz enge Regelauslegung hatten. Nach 18 Minuten lag mit den Gastgebern erstmals ein Team mit mehr als einem Tor in Führung.

Coburg tat sich gegen die robust verteidigende Dessauer Abwehr, die erst defensiv agierte, oft aber offensiv heraustrat wenn der HSC-Spielzug in die entscheidende Phase kam, schwer. Selten kam dann der finale Pass auf den freien Mann an, zudem schlichen sich immer wieder Unaufmerksamkeiten ins HSC-Spiel, die mit Ballverlusten endeten.

Trotzdem gingen sie, nachdem sie seit der siebten Minute einem Rückstand hinterhergelaufen waren oder maximal zum Ausgleich kamen, kurz vor der Pause mit einem 4:0-Lauf doch in Führung. „Wir haben uns in den ersten 25 Minuten noch nicht dafür belohnt, dass wir so gut gedeckt haben. Da gab es ein, zwei Kleinigkeiten, die wir im weiteren Verlauf viel besser gelöst haben“, begründete Spielführer Till Riehn diese „Anlaufzeit“. Dieser war der ruhigen Spielweise zu verdanken, mit der sie weiterhin agierten und zudem hatten sie sich besser auf die Dessauer Abwehr eingestellt. Hinzu kamen jetzt leichte Fehler des Gastgebers, die Coburg nutzte.

Nach der Pause gab es erst einmal Pfiffe gegen die Coburger, die diese sehr ausgedehnt hatten und sogar von den SR geholt werden mussten, aber da schon auf dem Weg waren. Nachdem die Gastgeber danach schnell zum Anschlusstreffer kamen, nutze der HSC in der Folge Fehler konsequent aus. Stefan Lex setzte erfolgreich Hüftwürfe an, es wurde schnell nach vorne gespielt und mit viel Übersicht agiert. Resultat daraus war eine Fünf-Tore-Führung bis zur 35. Minute, die HV-Coach Uwe Jungandreas zur Auszeit greifen ließ um sein Team neu einzustellen.

Ausgangspunkt für diese äußerst erfolgreiche Phase war die gute Abwehrarbeit des HSC. Danach verwalteten sie erst einmal diesen Vorsprung, ließen in der Konzentration etwas nach. Auf diesem Niveau erschien das recht gefährlich, denn der Gastgeber ließen alles andere als locker. Unermüdlich angetrieben von den lautstraken Trommlern, aber mit zu vielen Fehlern im Passspiel und Spielaufbau. So holte sich Florian Billek mit einem „Steal“ den Ball zum 16:22. Mit einer weiteren Auszeit versuchte Jungandreas sein Team noch einmal wachzurütteln.

Doch das gelang nicht, sie reihten fast einen einfachen Fehler an den andren und ihr Gegner blieb diesmal hellwach – zeigte sehenswerte Aktionen so wie Florian Billek auf der halbrechten Rückraumposition, als sich die Abwehr zu sehr auf ihn konzentrierte und Sebastian Weber, mutterseelenallein am Kreis, von ihm bedient wurde.

Den Rest spielten die Coburger locker runter, waren am Ende nicht mehr so konzentriert, dass der SRHV noch zu einer Ergebniskosmetik kam, die Punkte in eigener Halle erstmals gegen Coburg aber zurecht abgeben musste.

Stimmen

HSC-Trainer Jan Gorr: „Wir haben uns im Laufe des Spiel immer besser auf die Aktionen von Dessau eingestellt. Sie haben weniger aus dem Rückraum geworfen, sondern eher versucht mit schnellen Aktionen zum Erfolg zu kommen. Meine Mannschaft hat während des Spiels gelernt, damit richtig umzugehen. Das war die Grundlage, dass unser Vorsprung immer mehr angewachsen ist.“

HSC-Spielführer Till Riehn: „Die Abwehr mit „Wolle“ (Kulhanek) dahinter war heute richtig stark. Vorne war sicher nicht alles optimal, aber wenn du so eine Deckung spielst, dann kannst du das dir schon einmal erlauben. Abgesehen von den letzten zehn Minuten haben wir eine richtig gute Partie gezeigt.“

Statistik

Dessau-Roßlauer HV – HSC 2000 Coburg 24:30 (11:13).

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Oliver Krechel; Philipp Barsties, Markus Hagelin (1), Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß (5), Dominic Kelm, Sebastian Weber (3), Stefan Lex (4), Benedikt Kellner, Florian Billek (11/5), Till Riehn, Tobias Varvne (2), Romas Kirveliavicius (4). Trainer: Jan Gorr.

Dessau-Roßlauer HV: Phil Döhler, Philip Ambrosius; Tomas Pavlicek (7/4), Marek Vanko, Vincent Somann (2), Libor Hanisch (4), Johannes Wasielewski (7), Daniel Schmidt, Jonas Hönicke (3/1), Bruno Zimmermann, Jakub Stryc, Tom Hanner, Justin Lee Milkow (1), Jan Zahradnicek. Trainer: Uwe Jungandreas.

SR: Christian Kroll / Emanuel Oliver Polke

Spielfilm: 1:0 (2.), 1:2 (4.), 2:2 (7.), 4:3 (10.), 5:5 (13.), 7:7 (16.), 9:7 (19.), 11:9 (25.), 11:11 (27.), 11:13 – 12:13 (31.), 12:15 (32.), 13:19 (37.), 15:21 (41.), 16:23 (45.), 17:26 (48.), 20:26 (52.), 21:28 (54.), 21:29 (56.), 24:30.

Zuschauer: 1.196 in der Anhalt-Arena

Siebenmeter: 5/5 – 5/5

Strafminuten: 8 (Sohmann, Vanco, Hanner, Stryc) – 8 (Kelm, Kellner, Hagelin, Sproß)

Beste Spieler: Hönicke, Wasielewski – Hagelin, Billek.

 
Bericht von Ralph Bilek
Bilder von Henning Rosenbusch (www.http://henning-rosenbusch.de/)