Sein Treffer drei Sekunden vor dem Abpfiff sichert glücklichen 27:26-Erfolg über den TV Hüttenberg.
„Der 22.2.2020 ist doch ein schöner Tag für zwei weitere Heimpunkte für unser Team“ – so leitete Hallensprecher Pechauf seine Moderation ein, was zum Ende der Halbzeitpause sein Kompagnon Straubel nochmals bekräftigte. Bis der HSC 2000 Coburg diese zwei anstatt möglicherweise null Punkte eingefahren hatte, dauerte es bis drei Sekunden vor Schluss. Schröder traf zum 27:26-Sieg. „Das war für uns ein Lucky Punch in einem umkämpften Spiel“, brachte es HSC-Coach Gorr auf den Punkt. Schröder war zwar der Matchwinner für Coburg, aber das ermöglicht hat ein anderer. Varvne brachte alle seine acht Würfe im gegnerischen Tor unter und übernahm in der entscheidenden Phase der Partie Verantwortung.
Gorr musste, bevor es richtig losging, erst einmal zwei Hände voller Geschenke in die Kabine bringen, die ihm Bekannte von seiner alten Wirkungsstätte mitgebracht hatten. Auch sonst hatte er nicht die gewohnte Ruhe in der unmittelbaren Spielvorbereitung, musste immer wieder Hände schütteln und begrüßen. Zu verschenken hatte sein Team auf der Platte allerdings nichts. Vielmehr stand im Fokus, die bittere Hinspielniederlage nach diskussionswürdigen Schiedsrichter-Entscheidungen wettzumachen. Einen eingelegten Einspruch gegen die Spielwertung hatte der HSC damals wieder zurückgezogen.
Dass die Spielweise der Hüttenberger den Coburgern nicht liegt, war schon aus dem Hinspiel und den letzten Jahren bekannt. Zudem schien es, als würde das unglückliche Remis von Gummersbach irgendwie Kopf und Beine lähmen. Mit ihrer 3:2:1-Deckung bereitete der TVH dem HSC Probleme über die gesamte Distanz. Drei Fehlpässe nach fünf Minuten und fast in jedem Angriff angezeigte Zeitspiele waren ein Indiz dafür, dass es in den Abläufen des HSC nicht passte. Dafür passte das „Händchen“ von Billek, denn mit zwei sehenswerten Strafwurfhebern in der Anfangsphase sorgte er dafür, dass sein Team zunächst vorne blieb. Doch auch die Deckung erwies sich gegen die häufig rochierenden und mit hohem Tempo agierenden Hüttenberger Angreifer als nicht so sattelfest. In der Abwehr provozierten sie weiter mit ihrer zupackenden Spielweise Ballverluste der Coburger.
Als Poltrum gegen Stegefelt einen Strafwurf parierte, der wenig später frei verzog, war der Weg für die erste Zwei-Tore-Führung der Partie frei, Billek und Jaeger trafen. Doch hinten wie vorne hatte der HSC gegen die körperbetonte Spielweise des TVH Probleme und die Schiedsrichter taten gut daran, nach gut zwanzig Minuten etwas härter durchzugreifen und die erste Zeitstrafe zu verhängen. Denn nur wenig später, als Knauer mit einem Hechtsprung zu Boden gerissen wurde, zeigte sich so manche Abwehraktion an der Grenze des Erlaubten. Leider machte es sich der HSC mit einigen vergebenen aussichtsreichen Einwurfmöglichkeiten selbst schwer, nutzte seine Überzahlsituationen nicht. Zudem konnten sie die Kreise von Tomas Sklenak und Björn Zintl auf der Mittelposition nicht entscheidend einschränken, die immer wieder ihre Nebenleute bedienten. Sie durften dafür jedoch meist lange hin und her spielen, zum Unmut der oft Zeitspiel fordernden Coburger Fans. HSC-Geschäftsführer Michael Häfner zeigte sich zum Wechsel unzufrieden: „Das ist kein Vergleich mit unserem couragierten Auftritt in Gummersbach.“
Auch nach der Pause blieben die Probleme, Hüttenberg ging durch seine gute Abwehrarbeit sogar selbst wieder in Führung. Geschickt konnten sie Unterzahlsituationen weiter herunterspielen, nutzen unter Druck ihre Optionen und die Fehler der Gastgeber, die sich zudem häuften. Im Gegensatz dazu agierte Hüttenberg weiter sehr ballsicher. Nach 42 Minuten nutzte Coburg mit einem energischen Sebastian Weber sein Überzahlspiel, konnte sich nach einem erneuten Ballverlust bei Poltrum bedanken, der den Wurf von Zintl nach einem Konter entschärfte.
Die erste erneute Führung hatte Billek nach dem 22:22 in der Hand, vergab jedoch in kürzester Zeit zwei Konter in Folge, anschließend scheiterte Wucherpfennig mit einem Strafwurf. Dem folgte ein Fehlpass von Sproß auf den konternden Wucherpfennig. Fast symptomatisch diese kurze Passage für das gehemmt wirkende Spiel der Coburger an diesem Abend. Es war dann aber doch Wucherpfennig zusammen mit Varve, die im Alleingang für die Treffer 20 bis 26 sorgten und letztendlich so den „Lucky Punch“ von Schröder überhaupt ermöglichten. „Wir können heute noch wahnsinnig viel aus dem Spiel mitnehmen, was wir besser machen können. Eben auch, dass wir die Mentalität haben, Spiele zum Schluss noch zu gewinnen“, zeigte sich der Matchwinner angriffslustig für die kommenden Wochen.
In der Pressekonferenz stellte sich Gorr nochmals klar vor sein Team: „Unter der Woche mussten wir uns fast noch dafür entschuldigen, dass wir in Gummersbach, wo bislang nur Essen ein Remis erreicht hat, nicht gewonnen haben. Obwohl wir diese Partie 55 Minuten klar bestimmt haben, zeigte sich eine Unzufriedenheit, die ich nicht verstehen kann. Auch die Kritik, die ich heute nach unserem Hüttenberg-Spiel schon vernommen habe, kann ich nicht nachvollziehen. Solche Spiele gehören zum Ligaalltag.“
Stimmen
HSC-Trainer Gorr: „Wir wussten, dass Hüttenberg mit seinem geduldigen Spiel schwer zu verteidigen ist. Zudem mussten wir uns fast jedes Tor hart erkämpfen, die Gegenstoßquote hat sich in Grenzen gehalten. Weil wir aber nicht aufgegeben, an uns geglaubt haben, muss ich mein Team loben, das viele Nackenschläge weggesteckt hat.“
TVH-Trainer Griesbach: „Wir können nicht viel besser machen, haben innerhalb von zwei Wochen mit je einem Tor gegen die Top-Teams aus Essen und Coburg verloren. Meiner Mannschaft kann ich überhaupt keinen Vorwurf machen. Es ist einfach nur bitter. In der entscheidenden Phase haben wir die Chance auf zwei wegzuziehen nicht genutzt. Es hat nicht sollen sein – sch …!“
Statistik
HSC 2000 Coburg – TV Hüttenberg 27:26 (12:12).
HSC 2000 Coburg: Kulhanek (13 Gegentore, 3 Paraden), Poltrum (13 Gegentore, 4 Paraden), Apfel (n.e.); Preller (n.e.), Jaeger (2), Wucherpfennig (3/3), Spross, Kelm, Weber (2), Billek (7/2), Knauer (1), Zetterman (2), Varvne (8), Zeman (1), Schröder (1), Neuhold. Trainer: Gorr.
TV Hüttenberg: Plaue (9 Gegentore, 4 Paraden), Weber (18 Gegentore, 6 Paraden); Fuß, Sklenak (3), Lambrecht, Rompf, Zörb (3), Stegefelt (4/1), Mubenzem (2), Hübscher (4/3), Hahn (1), Zintel (6), Klein, Schreiber (3). Trainer: Griesbach.
SR: Fedtke / Wienrich
Spielfilm: 2:0 (3.), 2:2 (7.), 3:4 (10.), 4:4 (11.), 5:4 (12.), 6:5 (14.), 6:6 (17.), 8:6 (19.), 9:7 (21.), 10:8 (24.), 10:10 (27.), 12:11 (29.), 12:12 – 13:12 (32.), 14:13 (35.), 14:15 (36.), 15:16 (39.), 16:18 (40.), 17:18 (42.), 18:18 (43.), 19:20 (46.), 22:22 (50.), 22:23 (53.), 23:24 (56.), 24:25 (57.), 26:25 (60.), 27:26.
Zuschauer: 2.678
Siebenmeter: 5/7 (Billek und Wucherpfennig scheitern an Plaue) – 2/3 (Stegefelt scheitert an Poltrum)
Strafminuten: 2 (Zeman) – 10 (Lambrecht, Schreiber, Klein, Zörb, Sklenak)
Beste Spieler: Billek, Varvne – Sklenak, Zintl.
Bericht: Ralph Bilek
Foto: Henning Rosenbusch