Wenn die Coburger Handballer am Donnerstag in ihre Vorbereitungsphase für die Rückrunde in der 2. Bundesliga starten, gibt ein Gewichtheber Takt vor.
Krafttraining, Koordination und Schnelligkeit. Beim HSC 2000 Coburg wird wieder gepowert. Trainer Jan Gorr hat ab Donnerstag seine Handballprofis zur Vorbereitung auf das Restprogramm in der 2. Handball-Bundesliga unter seinen strengen Fittichen. Während die Nationalmannschaft in die WM startet, müssen Varvne, Billek, Hagelin & Co. auch viele Gewichte stemmen!
Gorr holt sich dafür zusätzliche Kompetenz ins Boot. Er vertraut wie in den letzten Jahren nämlich den außergewöhnlichen Fähigkeiten von Ex-Gewichtheber Martin Zawieja. Der ehemalige Athletiktrainer der Handball-Nationalmannschaft (von 2011 bis 2014) und aktuelle Athletiktrainer des Olympiateams Luxemburg 2020 ist seit Dienstagabend in der Vestestadt und hat mit Gorr ein umfangreiches Trainingsprogramm für die ambitionierten HSC-Spieler ausgearbeitet.
Partner beim Nationalteam
Die beiden Übungsleiter lernten sich bei der Nationalmannschaft kennen, als Gorr 2013 an der Seite von Chefcoach Martin Heuberger als Co-Trainer für den DHB tätig war. Zusammen mit Philipp Barsties, der nach seinen schweren Knieverletzungen inzwischen als Athletiktrainer beim HSC Verantwortung bekommen hat, wurden gestern Nachmittag die letzten Details besprochen, bevor es heute Nachmittag um 15.30 Uhr in der Halle mit der ersten Praxiseinheit losgeht.
Knauer, Sproß oder Zetterman müssen sich dann vor allem auf Lastheben und Kniebeugen einstellen, da die nachweislich den größten Anteil am Muskelwachstum haben.
Lastheben und Kniebeugen
Profitieren von den Anweisungen des Experten, der sein Wissen auch an die Sportler im österreichischen Ringsport Verband weitergibt, sollen auch die verletzten und rekonvaleszenten Handballer des HSC. Gerade die Arbeit mit der Langhantel ist prädestiniert für den Aufbau.
Nach Knie- und Rückenoperationen oder anderen chirurgischen Eingriffen wie sie Sebastian Weber, Florian Billek oder zuletzt auch Christoph Neuhold hinter sich haben, ist nach Ablauf der Reha-Phase Langhanteltraining ideal für einen optimalen Aufbau der Muskulatur und der Kraftfähigkeiten. Zu Beginn werden einfache und langsame Übungen mit der Hantel trainiert. Später wird die Komplexität gesteigert.
Neue Bewegungsqualität
Zawieja ist fest davon überzeugt, dass sich schnell enorme Fortschritte einstellen, die sich in neuer Bewegungsqualität und der gesteigerten Intensitäten auch im Handballtraining widerspiegeln: „Das gibt den Spielern zum Beispiel eine verbesserte Beinachsenstabilität, eine gesteigerte Sprungkraft und damit auch ein größeres Selbstvertrauen“, weiß der ehemalige Weltklasse-Gewichtheber, der die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 1988 im Superschwergewicht (über 110 kg) gewann. Drei Jahre später belegte Zawieja auch noch den dritten Platz bei der Weltmeisterschaft und viermal wurde er Deutscher Meister in dieser Disziplin (1984, 1990 und 1991).
Mit gezielten Krafttraining will er und Gorr die Leistung der Spieler noch einmal auf ein anderes Niveau heben: „Beim Wurf, Antritt und Sprung ist immer noch was herauszukitzeln“, sagt der Coburger Cheftrainer.
Aber auch als Risikovermeidung ist dieses gezielte, regelmäßige Krafttraining unabdingbar. Gerade die eher passiven Körper- und Gelenkstrukturen sollen gestärkt werden: „Für Knochen, Bänder, Sehnen und Knorpel wird ein muskuläres Schutzkorsett aufgebaut und die belasteten Strukturen verstärkt“, weiß Gorr. Das Verschleißrisiko werde so wirkungsvoll reduziert – gerade bei einer derart körperbetonten Sportart wie Handball.
Gorr ist bei der WM live vor Ort
Für Gorr und seinen prominenten Mitstreiter steht fest, dass gerade beim Handball die Kraftanforderungen komplexer geworden sind. Dynamisches Langhanteltraining und Muskelaufbau gehören beim HSC deshalb längst zum Alltag.
Während sich der Trainer nächste Woche das eine oder andere Spiel der deutschen Nationalmannschaft in Berlin und Köln live vor Ort anschauen wird und dabei auch noch eine Fortbildungsveranstaltung des DHB besucht, müssen Prakapenia, Wucherpfennig, Lilienfelds & Co. ihre Hausaufgaben schweißtreibend und gewissenhaft erledigen. Wenn das erworbene Wissen und die erarbeitete Kraft rechtzeitig beim Re-Start in die 2. Liga gewinnbringend umgesetzt werden, könnten die Chancen des HSC auf eine Rückkehr in die deutsche Eliteliga um ein paar Prozentpunkte steigen.
Bericht von Coburger Tageblatt