Zunächst gleichen die Hausherren den Pausenrückstand binnen fünf Minuten aus (16:16). „Wir sind super aus der Kabine raus, haben uns hinten wie vorne super zurückgekämpft, unsere Linie gefunden“, sagte HC-Regisseur Arseniy Buschmann. Bis zur 41. Minute dauert es in der fairen Partie, bis die Schiedsrichter Julian Fedtke und Niels Weinreich die erste Zwei-Minuten-Strafe aussprechen – an den Dresdner Linksaußen Julius Dierberg.
Es bleibt die einzige Strafe für die Gastgeber. Uns so etwas wie der Wendepunkt. Dierbergs Trainer Rico Göde klagte auf der Pressekonferenz, dass ihm das Zupacken seines Team gefehlt habe. „Wir können nicht nur mit schönem Handball gewinnen, so gut sind wir nicht. Wir müssen hinten ein bisschen ekliger sein“, unterstrich der Ex-Profi, der damit keineswegs unfair meinte. „Wir müssen Coburg einfach noch mehr stressen, das war mir in der Abwehr ein bisschen zu wenig“, sagte der 37-Jährige.
„Es war ein sehr ausgeglichenes Spiel. Zum Schluss hat unser Torwart noch ein paar ganz wichtige Bälle weggenommen“, sagte der zweifache Torschütze Christoph Neuhold.
Kulhanek dreht spät auf
Jan Kulhanek, vorher nicht unbedingt ein Faktor, wurde in der Schlussphase zu einer der Kleinigkeiten, die letztlich über Sieg und Niederlage entschieden. Den Siebenmeter des sechsfachen Dresdner Torschützens Marc Pechstein guckte er zunächst an den Pfosten, wischte den zurückprallenden Ball dann mit einem Reflex in Richtung HC-Tor, das Leder trudelte um wenige Zentimeter am anderen Tor vorbei. „Das war glücklich für uns mit der Torwartleistung“, schätzt Neuhold ein. „Wir haben uns bis jetzt immer schwergetan in Dresden, jetzt hat es endlich mal geklappt. Wir haben sehr konzentriert gespielt, und wenig Fehler gemacht. Sicher war auch das ausschlaggebend, dass wir heute die Punkte geholt haben.“
Vielleicht war das auch eine jener Kleinigkeiten, die die Endphase zu einer letztlich klaren Angelegenheit machten. Coburg spielte keineswegs überragend, aber abwartend, clever auf die entscheidenden Fehler der Dresdner wartend. Die nutzten die Gäste in der Schlussphase gnadenlos effizient aus. In zwei Unterzahlsituationen – Andreas Schröder (51.) und Marcel Timm (54.) mussten auf die Bank – erzielte Coburg vier Tore. Bedingt durch technische Fehler und überhastete Abschlüsse des Außenseiters. „In der letzten Viertelstunde entscheiden die Kleinigkeiten. Da haben wir einfach zu oft die falschen Entscheidungen getroffen“, betont Hennig Quade, mit acht Treffern bester Schütze der Dresdner. Coburgs Trainer musste ebenfalls einen Kreisläufer loben. „An der Stelle, auch wenn ich das nicht oft mache, muss ich bei unserem Spieler Dominic Kelm bedanken. Der hat seine Profikarriere eigentlich schon beendete, spielt bei uns in der 2. Mannschaft. Aber wir haben aktuell das Problem, dass unsere beiden etatmäßigen Kreisläufer Stepan Zeman und Sebastian Weber verletzt sind“, erklärte Gorr. Die Ersatz-Kreisläuferachse Kelm (sechs Tore) und Marcel Timm (zwei) sorgt für ein Viertel der Coburger Treffer. „Da war ich extrem froh, dass er da in die Bresche springt. Das war für uns unglaublich wertvoll“, unterstrich Gorr. Denn der 41-Jährige sah zuvor auch noch genügend Verbesserungspotenzial. „Das war ein sehr emotionales Spiel. Wir wissen, wie schwer es ist, die beiden Punkte hier mitzunehmen. Wenn ich sehe, wie der Start in die zweite Halbzeit war, sah es nicht danach aus.“
Neue Deckung bricht Rhythmus
In jener Phase habe man gemerkt, was Dresdens Heimstärke ausmacht. „Eine tolle Atmosphäre und eine sehr euphorische Spielweise“, sagte Gorr. „Aber diesmal haben wir die richtigen Antworten gefunden. Wir haben uns nie wirklich ins Hintertreffen bringen lassen. Das hatte auch mit einer taktischen Umstellung Mitte der zweiten Halbzeit zu tun. „Das war das erste Mal seit langer Zeit, dass wir unsere Abwehr umstellen mussten, weil wir davor nicht wirklich Zugriff bekommen haben“, unterstreicht der HSC-Coach. Seine offensivere 3:2:1-Deckung machte den Dresdnern mehr zu schaffen. „Ich glaube“, sagte Gorr, „das hat Dresden noch mal eine neue Aufgabe gegeben und uns ein, zwei Ballgewinne beschert, die uns in Front gebracht haben“. Sein Trainerkollege Göde: „Am Ende muss ich einfach sagen, da sieht man, welche Mannschaft in der Tabelle oben steht und konstant ist.“ Denn Coburg steht mit nunmehr 14:4 Punkten weiter auf einem Aufstiegsplatz.
HC Elbflorenz – HSC 2000 Coburg 28:32 (13:16)
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek (16 Gegentore, 5 Paraden), Konstantin Poltrum (12, 3) – Maximilian Jaeger (6), Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß, Dominic Kelm (6), Florian Billek (8/4), Marcel Timm (2), Pontus Zetterman (4), Girts Lilienfelds, Tobias Varvne, Andreas Schröder (4), Christoph Neuhold (2)
Trainer: Jan Gorr
HC Elbflorenz: Mario Huhnstock (5 Paraden, 19 Gegentore), Tom Gores (3, 13 Gegentore) – Gabor Pulay (1), Oskar Emanuel, Julius Dierberg (2/1), Nils Gugisch (3), Arseniy Buschmann (2), Mindaugas Dumcius (3), Phillip Jungemann, Robin Hoffmann, Marek Vanco, Henning Quade (8), Michal Kasal (2), Jonas Thümmler (1), Marc Pechstein (6/1), Nico Cornelius Trainer: Rico Göde
SR: Niels Wienrich/Julian Fedtke
Spielfilm: 2:0 (2.), 2:3 (6.), 5:5 (14.), 7:8 (17.), 10:10 (21.), 12:13 (25.), 12:16 (29.), 13:16 – 16:16 (34.), 19:18 (38.), 21:21 (42.), 23:24 (47.), 24:26 (51.), 26:27 (53.), 26:29 (55.), 27:31 (58.).
Zuschauer: 1717
Siebenmeter: 2/3 – 4/4
Strafminuten: 2 (Dierberg) – 4 (Timm, Schröder)
Bericht: Coburger Tageblatt
Foto: Iris Bilek