Die Euphorie in Coburg sollte entfacht werden, stattdessen steht eine Ernüchterung. Handball-Zweitligist HSC Coburg hat am Samstagnachmittag das Auswärtsspiel beim HC Empor Rostock mit 27:29 (14:11) verloren und den zweiten Sieg im zweiten Spiel der neuen Saison verpasst. Und das hat sich der HSC selbst zuzuschreiben. Vor der Pause verpassten es die Coburger, deutlicher zu führen und nach dem Seitenwechsel verschlief der HSC die Anfangsphase komplett. Rostock kämpfte leidenschaftlich und feierte den nächsten Coup über einen Bundesliga-Absteiger.
2. Bundesliga
HC Empor Rostock – HSC 2000 Coburg 29:27 (11:14)
Alois Mraz, Trainer des HSC 2000 Coburg, erwartete eine bissige Rostocker Mannschaft – und er behielt Recht. Der Aufsteiger von der Ostsee hatte am ersten Spieltag einen Überraschungserfolg gelandet und Bundesliga-Absteiger HSG Nordhorn-Lingen mit 22:19 geschlagen. Nun wollten die Gastgeber den nächsten Absteiger aus der stärksten Liga der Welt schlagen. Rostock spielte couragiert und gestaltete die Partie in den ersten 20 Minuten ausgeglichen.
Zwar ging der HSC durch Jan Schäffer in Führung (2.), mit drei Treffern in Folge – davon zwei durch Marc Pechstein verwandelte Siebenmeter – zog der HC Empor zunächst auf 3:1 davon (5.). Coburgs 6:0-Deckung, bei der Dieudonné Mubenzem und Tobias Varvne auf den Halbpositionen frühzeitig attackierten, stand gut, aber noch nicht gut genug, um sich früh im Spiel Sicherheit zu holen. Nach zwölf Minuten brachte Mubenzem den HSC erstmals wieder in Führung (6:5). Und langsam wurde das Coburger Spiel besser.
Das hatte auch mit der Einwechslung von Karl Toom zu tun. Der Este leistete sich zwar manchen Fehlwurf aus dem Rückraum, vor allem aber brachte er Linksaußen Milos Grozdanic ins Spiel. Der Serbe war eine Viertelstunde nur Anspielstation, dann brachten drei Grozdanic-Treffer in Folge den HSC auf 10:8 davon (18.). Zwar verkürzte Tim Völzke auf 9:10 (19.), es sollte aber für sieben Minuten der vorerst letzte Rostocker Treffer sein.
Nun stand Coburgs Abwehr, bei der sich Kapitän Andreas Schröder, Jan Schäffer, Karl Toom und Stefan Bauer bei der Abwehr im Mittelblock abwechselten, stabiler – und überstand selbst Unterzahlsituationen schadlos. Beim 13:9 durch Schröder führten die Gäste erstmals mit vier Treffern (26.). Allerdings verpasste es die Mraz-Sieben, sich eine komfortable Führung zur Halbzeit zu erspielen.
HSC 2000 Coburg verpasst klarere Führung
Janos Steidtmann, bester Rostocker des Spiels, erlöste mit seinen beiden Treffern die Empor-Anhänger nach der torlosen Phase (11:13, 28.). Kurz darauf traf Coburgs Merlin Fuß zum 14:11-Halbzeitstand. Nach der Pause wurden die Gäste dafür bestraft, dass sie ihre Chancen nicht zu einer klareren Führung nutzten.
Während Coburg in der Anfangsphase neben sich stand, kam Rostock voller Leidenschaft aus der Kabine, legte einen 4:1-Lauf auf die Platte und zwang Mraz schon nach fünf Minuten zu einer Auszeit (15:15). Nach 42 Minuten brachte Dennis Mehler Rostock erstmals wieder in Führung (19:18). Während bei den Gästen vorne und hinten fast nichts mehr stimmte, witterten die Hausherren ihre Chance. Angetrieben wurde der Aufsteiger auch von Torwart Leon Mehler, der auf starke 13 Paraden kam. Er dürfte sich den einen oder anderen Tipp von Dorian Wagner geholt haben. Wagner war bis zu dieser Saison Jugendkoordinator beim HSC und ist nun in Rostock Co- und Torwarttrainer.
Als sich das Spiel drehte, hatte beim HSC einer etwas dagegen: Karl Toom. Die Coburger Treffer 21 bis 26 gingen alle auf das Konto des wurfgewaltigen Halblinken. Absetzen konnte sich der HSC aber nicht, weil Rostock immer wieder Lücken in der HSC-Abwehr fand. Drei Minuten vor dem Schluss traf Justin Kurch und brachte Coburg – auf Vorlage von Toom – mit 27:25 in Führung.
Karl Toom verlässt das Glück
Doch Rostock drehte das Spiel erneut. Und das auch deshalb, weil Toom nun kein Glück mehr hatte. Erst leistete er sich einen seiner vier Fehlwürfe, dann produzierte er ein Stürmerfoul. Zuvor entschärfte Mehler einen Wurf von Tobias Varvne. Coburg gelang in den letzten drei Minuten des Spiels kein einziger Treffer mehr, während Rostock vier Mal einnetzte. Das letzte Tor des Tages erzielte Jonas Ottsen, der zum 29:27-Endstand traf – und die Euphorie in Coburg erstmal bremste.
Die Statistik:
HC Empor Rostock: Wetzel, L. Mehler (13 Paraden) – Wilhelm (1), Steidtmann (5), Ottsen (4), Schutze, D. Mehler (2), Völzke (4), Witte, Asmussen, Zboril, Breitenfeldt (2), Kohnagel (1), Thümmler (3), Pechstein (5/5), Lössner (2)
Trainer: Wiechers
HSC 2000 Coburg: Kulhanek (6 Paraden), Jochens (1 Parade) – Preller, Fuß (1), Toom (7), Billek (1), Mubenzem (1), Varvne (3), Schäffer (2), Schikora, Kurch (2), Grozdanic (6/1), Schröder (4), Bauer
Trainer: Mraz
Schiedsrichterinnen: Blunck/Maceyzik
Zuschauer: 220 (mehr waren nicht zugelassen)
Siebenmeter: 5/6 (Kulhanek hält ein Mal gegen Pechstein) / 1/1 (Grozdanic trifft den einzigen Siebenmeter)
Zeitstrafen: 4:5 (D. Mehler, Zboril, 2x Pechstein – 2x Billek, Varvne, Schikora, Bauer)
Spielfilm: 0:1 (2.), 3:1 (5.), 4:4 (9.), 5:6 (12.), 6:8 (16.), 9:12 (22.), 9:13 (26.), 11:13 (28.), 11:14 (30.), 15:15 (35.), 16:17 (38.), 19:18 (43.), 20:21 (46.), 23:23 (51.), 25:27 (57.), 29:27 (60.)
Beste Spieler: L. Mehler, Steidtmann – Toom, Grozdanic
Bericht von inFranken
Bild von Iris Bilek