„Ich möchte spielen, solange es geht“
Tobias Varvne kam 2017 vom österreichischen Erstligisten Bregenz Handball zum HSC 2000 Coburg. Dort ist er als intelligenter Spielmacher und zuverlässiger Torgarant gleichermaßen sofort zum Leistungsträger und Publikumsliebling avanciert.
Groß war die Begeisterung im weiten Rund der HUK COBURG arena, als die Verantwortlichen des HSC vor dem Anpfiff zum letzten Heimspiel des Jahres 2018 neben den Vertragsverlängerungen mit Sebastian Weber und Felix Sproß noch eine weitere Personalie verkündeten: Spielmacher Tobias Varvne wird bis mindestens 2021 weiterhin das Coburger Trikot tragen. Dank seiner stets professionellen Einstellung und vor allem seinen konstant guten Leistungen hatte sich der sympathische Schwede schnell in die Herzen der Coburger Fans gespielt. Und der heute 32-jährige kann sich gut vorstellen, auch nach diesem Zeitpunkt noch weiter für die Vestestädter aufzulaufen. „Ich möchte gerne spielen, solange es geht und mein Körper mitmacht.“ Schließlich spielt der Handball schon von Klein – Auf die wichtigste Rolle im Leben von Tobias Varvne. Aber wie in Schweden durchaus Usus hat er sich in der Jugend auch in anderen Sportarten ausprobiert. In seinem Falle waren das unter anderem Eishockey, Fußball, Tennis und Golf. „Ich finde es ist gut, wenn du anderes ausprobierst. Auch meine Freunde haben alles probiert. Wir haben nur Sport gemacht die ganze Zeit.“ Dass „Tobi“ dann am Ende doch beim Handball gelandet ist, hat natürlich auch mit den familiären Traditionen zu tun. Seine Eltern waren selbst ebenso aktive Handballer wie seine beiden Brüder.
Karriere zeigte stetig nach oben
Während die jedoch ihre Laufbahn inzwischen wieder beendet haben, startete die Handball – Karriere von Tobias Varvne von Beginn an aber gleich mal so richtig durch. Bereits im Alter von 15 Jahren gab er sein Debüt in der 1. Mannschaft seines Heimatvereins LIF Lindesberg. Nach zwei Aufstiegen in Folge war er mit seinem Team dann schließlich in der 1. Schwedischen Liga angekommen, wo sich der Spielmacher gleich in seiner Premieren – Saison 2005/06 über die Auszeichnung als „Newcomer des Jahres“ freuen durfte. Und es dauerte nicht lange, bis sein Name dann auch in den Notizbüchern der schwedischen Auswahltrainer auftauchte. Insgesamt absolvierte der Rechtshänder 11 Jugend- und 24 Junioren-Länderspiele. Sein sportlicher Höhepunkt war dabei natürlich die U21 – WM 2007 in Mazedonien. Zunächst hatte er mit seinen zehn Toren beim Halbfinalsieg gegen Dänemark wesentlichen Anteil am Finaleinzug der „Tre Kronor“. Im Endspiel ging es dann gegen die deutsche Auswahl, in deren Reihen neben den aktuellen Nationalspielern Uwe Gensheimer, Steffen Weinhold und Martin Strobel damals übrigens auch sein heutiger Teamkollege Sebastian Weber stand. Das Finale endete mit einem 31:29 – Erfolg für Schweden, zu dem auch „Tobi“ vier Treffer beisteuerte.
Nach dem Abstieg des LIF Lindesberg wechselte der Spielmacher dann 2011 zum Spitzenteam von IFK Skövde, um weiterhin in der 1. Liga spielen zu können. „Es war eine coole Zeit. Wir waren eine Super – Mannschaft, mit vielen guten Spielern: Andreas Nilsson, der heute in Veszprem spielt, Mikael Appelgren von den Rhein – Neckar Löwen, Andreas Cederholm von GWD Minden und natürlich Markus Hagelin.“ Seit jener Zeit in Skövde läuft Tobias Varvne auch mit der Trikotnummer 34 auf. „In Lindesberg hatte ich immer die 13, weil das die Nummer von meinem Vater war. Aber in Skövde war das Trikot mit der 13 als Würdigung für Andreas Larsson unter das Hallendach gezogen und wurde nicht mehr vergeben. Ich hatte kurz zuvor zwei Länderspiele gemacht und da trug ich die 34. Die habe ich dann behalten.“ In den folgenden drei Jahren bestritt der Liebhaber von Hip-Hop-Musik 70 Spiele für den IFK Skövde und erzielte dabei 269 Tore. 2014 sah Tobias Varvne dann aber endgültig die Zeit für einen Wechsel ins Ausland gekommen. „Ich wollte etwas Neues probieren. Ich hatte acht Jahre in der 1. Liga in Schweden gespielt. Ich kannte alle Hallen und alle Spieler.“ Als sein Landsmann Robert Hedin, damals Trainer beim österreichischen Erstligisten Bregenz Handball, von seinen Wechselabsichten erfuhr, rief er ihn sofort an und lotste den Spielmacher an den Bodensee. Dort schrieb „Tobi“ fleißig weiter an seiner persönlichen Erfolgsgeschichte. Mit Bregenz wurde er zweimal Vizemeister und spielte im EHF – Pokal; er selbst erhielt in den Spielzeiten 2014/15 und 2015/16 die Auszeichnung als „Bester ausländischen Spieler der Liga“
Deutschland war schon immer das Ziel
Doch sein großer Wunsch war immer, irgendwann mal in Deutschland zu spielen. Mit dem Angebot des HSC 2000 Coburg bot sich ihm schließlich 2017 die Chance dazu. Er sprach ausführlich mit seinem Kumpel Markus Hagelin, traf sich mit Jan Gorr lange und entschied sich schließlich dafür, eine entsprechende Ausstiegsklausel in seinem Bregenzer Vertrag zu ziehen. „Ich habe mich dazu entschieden, Bregenz Handball nach dieser Saison zu verlassen“, bat er die dortigen Fans um Verständnis. „Ich hatte hier drei großartige Jahre, aber es ist für mich Zeit, den nächsten Schritt zu machen und eine neue Herausforderung anzunehmen. Es war immer mein Ziel, in Deutschland zu spielen, und ich denke, dass Coburg der richtige Verein für mich ist.“ Das sah man in der Vestestadt natürlich genauso. „Tobias ist ein sehr spielintelligenter Akteur, der sowohl Torgefahr ausstrahlt als auch seine Nebenleute exzellent in Position bringen kann. Er hat uns nicht nur in vielen Spielen, sondern gerade auch in den persönlichen Gesprächen mit seinem professionellen und zielorientierten Auftreten überzeugt“, verteilte Jan Gorr schon bei der Verpflichtung des Schweden ungewohnt große Vorschusslorbeeren, denen der Vorzeige – Profi dann jedoch vom ersten Tag an gerecht wurde. Er überzeugte als gewitzter Spielmacher ebenso wie als zuverlässiger Torjäger. Mit 154 Toren in seiner ersten Coburger Saison schaffte er es sogar in die TOP 25 der Liga. Und auch in dieser Spielzeit präsentiert sich der glühende Fan von Manchester United bislang mit bemerkenswerter Konstanz und Spielfreude, was auch an seinen Mitspielern liegt: „Wir sind ein Team. Wir spielen füreinander und haben viel Spaß auf dem Feld und auch in der Kabine. Dann ist es immer einfacher zu spielen, wenn du Spaß zusammen hast.“ Bliebe eigentlich nur noch die Frage nach der korrekten Schreibweise seines Namens zu klären. Vor allem in einheimischen Medien – so beispielsweise auch in der offiziellen Länderspielstatistik des schwedischen Handballverbandes – wird der Spieler häufig unter Warvne geführt. Was ist nun richtig? „Ich weiß es selbst nicht. Im Pass steht Varvne. Aber ich habe mich die ganze Zeit in Schweden immer Warvne geschrieben, wie meine Eltern auch. Aber Varvne scheint für viele wohl irgendwie einfacher zu sein.“
Bericht von Gerd Nußpickel
Bilder von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)