Der HSC 2000 Coburg empfängt am Samstag um 19.30 Uhr mit dem TuS Nettelstedt-Lübbecke einen der großen Aufstiegsfavoriten. Nach der Schlappe im Erzgebirge steht das Team von Trainer Jan Gorr in der Bringschuld.
TuS Nettelstedt-Lübbecke, VfL Gummersbach und TV Hüttenberg: Dass die kommenden drei Gegner des HSC 2000 Coburg in der 2. Handball-Bundesliga für eine Menge Qualität stehen, unterstreicht allein die Tatsache, dass dieses Trio in der Spielzeit 2017/18 erstklassig unterwegs war. Verbunden sind die drei Teams auch durch einen Trainer: Emir Kurtagic.
Vor der aktuellen Spielzeit übernahm der 39-Jährige TuS N-Lübbecke, die Jahre zuvor hatte er in Hüttenberg (2017 bis 2019) und Gummersbach (2011 bis 2017) das Zepter geschwungen. Die Mission des Bosniers in Ostwestfalen: Den ambitionierten TuS nach einer verkorksten letzten Saison (Platz 7) möglichst wieder zurück ins Handball-Oberhaus führen.
Am Samstag um 19.30 Uhr gastiert TuS N-Lübbecke (5. Platz/3:1 Punkte) in der HUK-Arena beim HSC 2000 Coburg (10./2:2). „Nettelstedt-Lübbecke ist ein verkappter Erstligist – vom Kader und von der Struktur her. Sie sind in dem Jahr noch besser, weil sie eingespielt sind und mit einem Mann wie Roman Becvar noch Qualität dazugewonnen haben“, meint HSC-Trainer Jan Gorr. Ein solches Team sei nur mit „ganz vielen Emotionen und den Zuschauern im Rücken“ zu bezwingen.
Diese müssen Florian Billek und Co. aber erst einmal wieder hinter sich bekommen, denn nicht nur die Coburger Fans, die ihre Mannschaft am vergangenen Sonntag ins Erzgebirge begleiteten, waren ob der letztlich klaren 25:33-Niederlage beim EHV Aue enttäuscht. Hatten die Vestestädter die ersten 45 Minuten noch ausgeglichen gestaltet (22:22), riss der Faden mit einem 11:3-Lauf der Gastgeber in der letzten Viertelstunde komplett. „Wir haben uns von unserem Kurs abbringen lassen, es herrschte Hektik in unserem Spiel. Aue hat das Ruder übernommen“, erklärt Gorr. „Entscheidend war auch, dass wir im Abwehr-Torwart-Vergleich deutlich unterlegen waren.“
Während HSC-Keeper Jan Kulhanek in der Schlussphase selbst ein relativ unplatzierter Ball durch die Beine rutschte, wuchs auf der anderen Seite der etatmäßige dritte Torhüter, Vilius Rasimas, mit zehn Paraden bei 21 Würfen auf sein Tor geradezu über sich hinaus. „Wir haben die Big-Points verpasst. Die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor hat gefehlt, die Ausbeute war nicht ausreichend. Durch unsere Fehlwürfe ist Aue extrem gut ins Tempogegenstoßspiel gekommen und hat dann Oberwasser bekommen“, so Gorr.
Einige Abpraller, die sein Team nicht in die Hände bekam und stattdessen einfache Tore kassierte, wurmen Gorr zwar, in puncto Einsatz möchte er seinen Jungs aber nichts vorwerfen.
Und so unbefriedigend der Spielausgang auch war, nahm der HSC-Coach auch Positives mit. „Tobias Varvne hat deutlich aufsteigende Tendenz gezeigt, ähnliches gilt auch für Christoph Neuhold“, sagt Gorr. Zum ersten Mal nach langer Zeit stand der vor allem in der Hinserie der vergangenen Spielzeit perfekt funktionierende Rückraum um Varvne, Neuhold und Pontus Zetterman wieder von Anfang an gemeinsam auf der Platte.
Zetterman sucht seine Form
Während Varvne (acht Tore) und Neuhold (vier) das Offensivspiel über weite Phasen diktierten, war Zetterman kein Faktor. „Er ist aktuell noch weit weg von dem, was er kann. Es ist aber nicht unüblich, dass man nach einer langen Verletzungspause von mentaler Seite in ein Loch fällt, wenn die Spielbelastung höher wird. Er muss sich da jetzt Schritt für Schritt rauskämpfen“, so Gorr. Ein guter Zeitpunkt dafür wäre die Partie am Samstag, schließlich geht es für den 25-jährigen Schweden gegen seinen alten Arbeitgeber. Im TuS-Trikot wurde Zetterman in der Spielzeit 2016/17 zum wertvollsten Spieler der 2. Liga ausgezeichnet.
Von seinen starken Individualisten lebt auch das aktuelle Team der Ostwestfalen. Im linken Rückraum sind das die wurfgewaltigen Valentin Spohn und Marian Orlowski. Als Spielmacher operieren die routinierten Nationalspieler Becvar (Tschechien) und Lukasz Gierak (Polen), der es gerne mit Schlagwürfen probiert. Auf der rechten Rückraumseite gilt es für die Coburger, die Kreise von Jo Gerrit Genz einzuengen. „Er ist stark im Eins-gegen-Eins, setzt seinen Körper gut ein“, sagt Gorr.
Um der physisch starken TuS-Deckung den Wind aus den Segeln zu nehmen, sei der Schlüssel, immer wieder das Tempospiel zu forcieren, so Gorr.
Samstag, 19.30 Uhr: HSC Coburg – TuS N-Lübbecke
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Konstantin Poltrum, Fabian Apfel – Max Preller, Maximilian Jaeger, Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß, Sebastian Weber, Florian Billek, Marcel Timm, Pontus Zetterman, Girts Lilienfelds, Tobias Varvne, Stepan Zeman, Andreas Schröder, Christoph Neuhold Es fehlt: Jakob Knauer Trainer: Jan Gorr
TUS N-Lübbecke: Peter Tatai, Mats Grezesinksi – Roman Becvar, Jo Gerrit Genz, Jens Bechtloff, Lukasz Gierak (?), Marko Bagaric, Peter Strosack, Marvin Mundus, Valentin Spohn, Moritz Schade, Marian Orlowski, Jan-Eric Speckmann, Dominik Ebner (?), Patryk Walczak (?) Es fehlt: Johannes Jepsen Trainer: Emir Kurtagic Schiedsrichter: Pawel Fratzczak / Paulo Ribeiro
Bericht: Coburger Tageblatt
Bild: Henning Rosenbusch