Der HSC Coburg präsentiert sich vor der Kulisse von 1096 Fans kämpferisch verbessert und ringt die SG Bietigheim mit 27:25 nieder.
Der HSC 2000 Coburg ist in der 2. Liga angekommen: Mit 27:25 (11:11) eroberte der Erstliga-Absteiger am Sonntagnachmittag vor der Kulisse von 1096 Zuschauern zwei ganz wertvolle Punkte gegen eine keineswegs enttäuschende SG Bietigheim. Die Gäste zeigten nämlich deutlich mehr Gegenwehr als zuletzt der EHV Aue im Coburger Sporttempel.
Am eigenen Kreis bauten die Gastgeber von Beginn an eine „gelbe Wand“ auf: Justin Kurch, Andreas Schröder und Jan Schäffer packten gemeinsam mit Merlin Fuß 60 Minuten lang entschlossen zu. Im Nahkampf ging es jederzeit hochmotiviert und extrem aggressiv, aber trotzdem handballerisch fair zur Sache. Schließlich stand nach dem schwachen Saisonstart auch viel für die Vestestädter auf dem Spiel: Das Abrutschen in den Tabellenkeller drohte.
2. Bundesliga: HSC 2000 Coburg – SG BBM Bietigheim 27:25 (11:11)
Spaß machte dieses Ziehen, Schieben und Schubsen, dieses Drücken, Halten, Würgen und Schlagen keinem Bietigheimer. Exakt so hatte sich Trainer Brian Ankersen das sicher vorgestellt. Der neue HSC-Coach wollte den Jungs aus Baden-Württemberg den Zahn ziehen, ihnen die Lust am Kombinieren nehmen, seinem Ex-Team also richtig wehtun. Und Ankersens fieser, aber durchaus legitimer Matchplan ging am Ende auf.
Die mitgereiste 15-köpfige Trommler-Truppe aus Bietigheim lieferte sich vom ersten Angriff an mit den Coburger Fans in der gegenüberliegenden Westkurve einen ebenso packenden Schlagabtausch wie die Protagonisten auf der Platte: 9:10 hieß es nach gut 24 Minuten. Voraus ging ein kräftezehrender Abnutzungskampf auf Biegen und Brechen. Die „Gelben“ und die „Blauen“ schenkten sich keinen Zentimeter.
Auffälligster Coburger: Max Preller. Der junge Linksaußen mit „Stallgeruch“ erwischte einen tollen Tag, erzielte vier geile Tore. Für eine Coburger Pausen-Führung reichten die Preller-Glücksmomente aber nicht ganz. Grund: die vom 200-fachen spanischen Ex-Nationalspieler Iker Romero (753 Tore) sehr emotional gecoachten Gäste hatten einen „Joker im Ärmel“ – besser gesagt einen Poltrum im Kasten! Der Ex-HSCler lief zum Entsetzen der Vestestädter Mitte des ersten Durchgangs zur Höchstform auf und ärgerte mit tollen Reaktionen seine ehemaligen Kumpels gewaltig. Nur gut, dass er diese Form in der zweiten Halbzeit nicht halten konnte. Ebenso wenig den Wurf zum 11:11-Ausgleich von Karl Toom vier Sekunden vor der Pausen-Sirene.
Toom mit Gewalt vor und nach der Pause
So wie der erste Durchgang endete, so begann der zweite: Mit einem beherzten Schlagwurf von Toom. Der HSC lag wieder vorn. Und Toom blieb im Fokus: Erst mit einer Zeitstrafe, in der aus der 13:11-Führung schnell ein 13:14-Rückstand wurde, und dann mit dem nächsten Einschlag – Respekt, wer’s selber macht! Da waren selbst die beiden „Rand-Figuren“, die verletzten Rückraum-Asse Tobias Varvne und Jakob Knauer – neben der Coburger Bank total begeistert.
Einflussreiche Auszeiten auf beiden Seiten
Doch die Kiste blieb eng, extrem spannend und sehr unterhaltsam: 17:17 (41.). Auszeit Romero. Der spanische Weltstar von einst hatte die richtigen Tipps für seine Jungs. Binnen sechs Minuten ging Bietigheim mit 21:18 in Führung. Auszeit Ankersen. Der Däne verzichtete auf den zu diesem Zeitpunkt von vielen erwarteten, obligatorischen Torwartwechsel. Er schenkte weiter den am Finger leicht lädierten Jan Kulhanek das Vertrauen – eine goldrichtige Entscheidung.
Vorne durfte Dieudonne Mubenzem erstmals ran, der prompt einlochte und für Aufholjagd-Feeling im Sporttempel sorgte. Aber auch die Nerven lagen auf beiden Seiten jetzt blank. Viele Unterbrechungen und hitzige Wortwechsel an der Seitenlinie. Nicht nur die beiden hervorragenden Schiedsrichter sondern ausgerechnet auch Youngster Preller blieb cool: Zwei Treffer binnen zwei Minuten von Coburgs Nummer zwei: 22:22 (53.). Als sich Justin Kurch kurz danach durchtankte (23:22) und Kulhanek endlich heiß lief, waren die Fans aus dem Häuschen und bereit für eine stimmungsgewaltige Crunchtime am Sonntagabend um kurz vor halb sechs. Kapitän Schröder legte einen Treffer nach (25:23/57.) und Kulhanek fischte sich den nächsten Ball von Linksaußen – damit war die Vorentscheidung gefallen. 97 Sekunden vor dem Ende nahm Ankersen seine letzte Auszeit. Zwei Tore vorn und Ballbesitz Coburg. Mit dem Mut der Verzweiflung und einer offenen Manndeckung versuchte Romero zwar noch einmal alles, doch Preller – wer sonst – und der an diesem Tag zwar nicht so effektive, aber unermüdliche Florian Billek machten Bietigheim schließlich den Garaus.
Brian Ankersen ist nach dem Spiel stolz
Coburgs Trainer war nach dem Spiel zufrieden: „Ich bin sehr stolz auf den Sieg und auf meine Mannschaft. Dieser Erfolg ist in der Phase, in der wir uns momentan befinden, natürlich sehr wichtig und gibt Selbstvertrauen für das neue System.“
Bericht von inFranken
Bild von Svenja Stache