1. Handball-Bundesliga – Der HSC 2000 Coburg will gegen die Rhein-Neckar Löwen Selbstvertrauen tanken. Fragezeichen stehen hinter Poltrum und Neuhold.

Coburg – Es wird für den HSC 2000 Coburg von Woche zu Woche schwieriger mit einem positiven Gefühl nach vorne zu schauen. Wenn dann noch ein Gegner wartet, der von der Papierform nicht bezwingbar erscheint, ist es schwer daran zu glauben, dass Punkte machbar sind. Vor einer solchen Aufgabe stehen die Coburger am kommenden Sonntag (Anwurf um 16 Uhr) gegen die Rhein-Neckar Löwen.

Doch gerade da haben sie gezeigt, dass sie durchaus mithalten können, es in den meisten Fällen aber an Konstanz über die volle Länge fehlt. Zudem war die Niederlage in Ludwigshafen naturgemäß ein Stimmungstöter. „Natürlich belastet das erst einmal. Wir haben nicht das erreicht, was wir wollten. Aber seit Dienstag geht der Blick nach vorne“, ist Trainer Alois Mráz auf die kommende Aufgabe fokussiert. Doch wie gelingt es, so einem Gegner vielleicht doch gefährlich zu werden, der angefangen nicht nur von Palicka und Katsigiannis im Tor über Lagarde, Lagergren und Schmid im Rückraum sowie Kohlbacher am Kreis über eine Top-Besetzung verfügt. Denn auch die Außen Groetzki und Gensheimer darf der HSC nicht ins laufen kommen lassen. Dazu muss Zetterman, Varvne und Co. im Angriff aber mehr einfallen als zuletzt. „Wir dürfen gar nicht so sehr auf den Gegner schauen. Unabhängig davon müssen wir erst mal wieder selbst auf 100 Prozent kommen, an unsere Leistungsgrenze gehen“, fordert Mráz von seinem Team. Ob da Torwart Poltrum und Neuhold mithelfen können wird sich erst kurzfristig entscheiden.

Natürlich hat der HSC-Coach bemerkt, dass es in seinem Team klemmt, verkrampft agiert wird. Trotzdem soll es gegen die Rhein-Neckar Löwen Selbstvertrauen tanken. Aufgrund der letzten Auftritte fragen sich die Fans trotzdem. Wie kommt das Team wieder dorthin, um dem Gegner einen offen Fight zu liefern? Dazu wäre es enorm wichtig, eine Partie länger als eine Viertelstunde ausgeglichen zu gestalten. Denn das ständige An- und Hinterherrennen ist sicherlich nicht förderlich. Ludwigshafen war vor zweieinhalb Wochen den „Löwen“ ebenbürtig und hatte diese am Rande einer Niederlage. Das Rezept: Verhinderung, dass deren individuelle Überlegenheit in Tore umgewandelt wird. Vielleicht kommt dem HSC entgegen, dass es gegen den zweimaligen deutschen Meister weit weniger so kampfbetont zur Sache gehen wird wie in Ludwigshafen, pflegen die Gäste doch eher ihr spielerisches Potenzial auszuschöpfen. Doch das ging in dieser Saison auch schon häufig daneben. In der Liga haben die „Löwen“ nicht zuletzt durch die aktuelle Niederlage bei der HSG Wetzlar, bereits die sechste der laufenden Saison, den Anschluss an die Ligagrößen Kiel und Flensburg längst verloren. Nun geht es lediglich noch darum, einen Europapokalplatz zu sichern. Gegen Magdeburg, Göppingen, aber auch noch Berlin, den Bergischen HC und Melsungen kein leichtes Unterfangen. Punktverluste gegen das Schlusslicht aus Coburg sind da definitiv nicht eingeplant. Es ist somit ein Aufeinandertreffen zweier Teams mit Katerstimmung und enttäuschten Erwartungen.

 

Die Akteure

HSC 2000 Coburg: Kulhanek, Dreyer; Preller, Nezhad, Sproß, Nenadic, Billek, Mustafic, Knauer, Zettermann, Varvne, Schikora, Kurch, Zeman, Grozdanic, Schröder. Trainer: Alois Mráz. (es fehlen: Apfel, Neuhold, Poltrum)

Rhein-Neckar Löwen: Katsigiannis, Palicka; Schmid, Veigel, Kirkelokke, Lagarde, Patrail, Tollbring, Ahouansou, Lagergren, Groetzki, Gislason, Nielsen, Nilsson, Kohlbacher. Trainer: Martin Schwalb.

Schiedsrichter: Fedtke/Wienrich

 

Die Lage in der Liga

Die Rhein-Neckar Löwen sind innerhalb von sechs Tagen gleich drei Mal gefordert. Bereits gestern Abend empfingen sie die HSG Nordhorn-Lingen. Nach der Partie in Coburg geht es fast nahtlos weiter. Denn bereits am Dienstagabend sind sie im Viertelfinal-Hinspiel der European League bei Chekhovskie Medvedi in Russland gefordert und wollen unbedingt ins Final Four. In der Liga schauen sie auf die Konkurrenz um die internationalen Plätze der kommenden Saison, von denen der SG Magdeburg zeitgleich mit dem Coburg-Spiel bei der HSG Nordhorn-Lingen zu Gast ist.

Der HSC hat zudem im Blickwinkel, wie sich der kommende Gegner TBV Lemgo-Lippe gegen den TSV GWD Minden schlägt. Zum Top-Spiel erwartet Spitzenreiter SG Flensburg-Handewitt den SC DHfK Leipzig. Bereits am Samstagabend erwartet der TSV Hannover-Burgdorf den THW Kiel. Coronabedingt pausieren müssen am 25. Spieltag der HC Erlangen, der die zuletzt acht Mal erfolgreiche Frischauf Göppingen erwartet hätte und der Bergische HC, der bei HBW Balingen-Weilstetten zu Gast gewesen wäre.

 

 

Randnotizen

Ohne Chance – In den bisherigen drei Begegnungen gegen die Rhein-Neckar Löwen hatte Coburg gar nichts zu bestellen, jede Niederlage fiel zweistellig aus. Im ersten Aufeinandertreffen, im September 2016 noch ohne Sky-Übertragungen das Fernsehspiel des 2. Spieltages und erstes Bundesliga-Heimspiel für Coburg überhaupt, hieß es am Ende 19:31. Das Rückspiel ging mit 20:33 verloren und auch im Hinspiel dieser Saison setzte es mit einem 24:39 eine deftige Niederlage.

Top-Tracking – Mit einer Laufleistung von knapp 750 Kilometern in den bisherigen Spielen belegt der HSC derzeit den dritten Rang in der Liga. Vor den Coburgern sind lediglich der TVB Stuttgart (762 km) und der kommende Gegner Rhein-Neckar Löwen mit 763 Kilometern platziert. Auf die höchste Spielzeit mit über 22 Stunden in 24 Partien kommt Florian Billek. Er stand damit mehr als eine Stunde länger auf der Platte als der Nächstplatzierte Robert Weber von der HSG Nordhorn-Lingen.

Mit neuer Halle – Die Rhein-Neckar Löwen verfügen seit zwei Wochen neben der SAP-Arena über eine zweite Heimhalle, den 4.000 Zuschauer fassenden SNP Dome. Die in Heidelberg stehende Halle wird für das Team die zweite Heimat, soll insbesondere bei internationalen Spielen genutzt werden. Erwogen wird zudem, sich bei einem Einzug ins Final Four der European League als Ausrichter dieses Turniers zu bewerben.

Auf Abschiedstour – Für Martin Schwalb, erst seit vergangenem Jahr Trainer der Rhein-Neckar Löwen, ist es bereits schon wieder eine Abschiedstour. Denn ab der kommenden Saison wird er für den Vielleicht-Erstligisten HSV Hamburg tätig sein, für den er seit 2016 das Vizepräsidentenamt bekleidet, das momentan ruht. Er kehrt damit dorthin zurück, wo er ab 2005 neun Jahre lang erfolgreich tätig war, die Champions League gewann, vor allem aber in sein familiäres Umfeld. Als Nachfolger ist Sebastian Hinze vom Bergischen HC heißer Favorit, hat dort aber noch einen Vertrag bis 2022.

 

Bild von Svenja Stache

Bericht von Ralph Bilek