Vor dem Spiel lautete die entscheidende Frage: Wird sich das HSC-Lazarett, das zuletzt aus sechs Leistungsträgern bestand, lichten? Die Antwort: Jein. Merlin Fuß, Florian Billek und Tumi Steinn Runarsson kehrten zwar in den Kader zurück, wurden von Gorr aber nur sehr dosiert eingesetzt. In der ersten Halbzeit vertraute der Coburger Trainer in großen Teilen der Rumpfmannschaft, die im Pokalspiel in Hagen trotz Niederlage zu überzeugen wusste.
Und was der HSC in dieser personellen Konstellation in den ersten zehn Minuten gegen Hamm-Westfalen auf die Platte brachte, war beeindruckend. Die Deckung war aggressiv und unterband viele versuchte Anspiele auf ASV-Kreisläufer Stefan Bauer kompromisslos. Aufgrund der guten Abwehrarbeit kamen die Coburger zu einigen Ballgewinnen, die sie in einfache Kontertore ummünzten. Und auch im Positionsspiel fanden Geburtstagskind Pavels Valkovskis, Jakob Knauer und Arkadiusz Ossowski im Rückraum erstaunlich gute Lösungen gegen die Körperlichkeit des Spitzenreiters.
Und auch auf Jannes Krone war wieder Verlass: Der Rechtsaußen traf vom Siebenmeterstrich und im nächsten Angriff nach einem Ballgewinn ins leere Tor. Danach bahnte sich Ossowski seinen Weg durch die Mitte. Der HSC führte nach zehn Minuten mit 8:4. Dass es so nicht weitergehen würde, dürfte den meisten der 1608 Zuschauer in der HUK-COBURG arena klar gewesen sein.
Dass das Vier-Tore-Polster aber bereits nach zweieinhalb Minuten der Vergangenheit angehörte, war aus Coburger Sicht ärgerlich. Fehlpass Ossowski, unvorbereiteter Wurf Knauer, technischer Fehler Valkovskis: Der HSC lud die Hammer nun zu Kontermöglichkeiten ein, die eiskalt ausgenutzt wurden. Oder wie es Gorr in seiner Auszeit beim Stand von 8:9 nach 14 Minuten ausdrückte: „Wir nehmen vorne Bälle, die keine Chancen sind, und bekommen dann Konter. Vier Stück waren das jetzt.“
Mit dem Comeback von Merlin Fuß hatte der HSC nun mehr Durchschlagskraft aus dem Rückraum. Zweimal powerte sich der 23-Jährige in dieser Phase trotz heftiger Gegenwehr durch und hielt die Gastgeber somit im Spiel. Im weiteren Verlauf der Partie war Fuß bei seinen Abschlüssen (3 von 9 aus dem Feld) aber ähnlich glücklos wie seine Positionskollegen. Die Kreisläufer und Linksaußen Jaeger wurden kaum ins Offensivspiel eingebunden, natürlich auch bedingt durch die massive ASV-Deckung. Dass Coburg trotz eines strauchelnden Angriffs zur Halbzeitpause noch auf Tuchfühlung war, lag auch an einem erneut starken Rückhalt. Kristian van der Merwe parierte 15 Bälle.
Sein Gegenüber, Marcos Colodeti, stand dem Dänen aber um nichts nach und setzte mit 16 Paraden und einer Fangquote von 44 Prozent sogar noch einen drauf. So gehörte die Anfangsphase des zweiten Durchgangs den beiden Torhütern, die beste Chancen zunichtemachten. Die Coburger verloren trotz der zahlreichen Paraden des Brasilianers nicht die Nerven und meldeten sich nach dem 14:20 (38.) zurück. Angetrieben vom Rückkehrer-Trio Fuß, Billek und Runarsson, das nun im Angriff die Akzente setzte. Besonders Billek benötigte keine Anlaufzeit, verkürzte mit zwei Siebenmetern und einem schnörkellosen Wurf von Rechtsaußen auf 18:21 (46.).
Coburg hatte nun mehrmals die Chance, näher heranzukommen, ließ aber in der Phase den Fokus vermissen. Schäffers langer Ball auf Billek kam nicht an, Fuß traf nur den Pfosten und Schäffer warf frei am Kreis über das Tor. Die umstrittene Szene mit Max Jaeger gab den Coburgern dann den Rest. Die Moral war gebrochen, das Spiel mehr oder weniger entschieden. „In einigen Phasen war mehr drin. Da haben wir ein, zwei Bälle zu viel verworfen, sonst wäre das Spiel noch mal enger geworden“, sah es Youngster Valkovskis eher pragmatisch. ASV-Mittelmann Björn Zintel war trotz Auswärtssieg nicht ganz zufrieden: „Es war ein intensives, teilweise auch sehr fahriges Spiel. Wir waren vorne nicht so konsequent wie in den letzten Spielen. Aber unter dem Strich lobenswert, dass wir das Spiel über unsere Deckungsarbeit so kontrollieren konnten.“
HSC 2000 Coburg: Van der Merwe (15 Paraden), Apfel (1 Parade) – Runarsson, M. Jaeger (1), Bis, Glatthard, Fuß (3), Obranovic, Ossowski (4), Billek (4/3), Krone (5/2), Knauer (2), P. Valkovskis (2), Schäffer (1)
ASV Hamm-Westfalen: Colodeti (16 Paraden), Hertlein – Huesmann (4/2), Fuchs, Schöttle (3), Artmeier, Schulze (4), Sterba (6), Jungemann (1), Zintel (3), Dayan (2), Stüber, von Boenigk (2), Bauer (1)
Schiedsrichter: André Kolb / Markus Kauth
Zuschauer: 1608
Zeitstrafen: 3 (Glatthard, Knauer, Schäffer) – 5 (2 x Schulze, Schöttle, Fuchs, Bauer)
Siebenmeter: 5/6 (Krone scheitert an Colodeti) – 2/3 (Huesmann scheitert an Apfel)
Spielfilm: 3:1 (3.), 5:2 (8.), 7:3 (10.), 8:4 (11.), 8:7 (13.), 8:9 (14.), 9:11 (21.), 10:13 (25.), 12:16 (29.) – 14:16 (31.), 14:20 (38.), 17:20 (43.), 19:22 (50.), 19:25 (53.), 21:25 (55.), 22:26
Beste Spieler: van der Merwe – Zintel, Colodeti
Den gesamten Bericht findet ihr bei unserem Medienparter dem Coburger Tageblatt.
Bericht von Coburger Tageblatt
Bild von Svenja Stache