Die Coburger ärgern den großen Favoriten SG Flensburg-Handewitt mit einem couragierten Auftritt, doch am Ende steht eine 25:29-Niederlage.

Ein couragierter Auftritt – aber keine Punkte. Wer Zählbares erwartet hatte, weil der haushohe Favorit „angeschlagen“ in die Vestestadt reiste, wurde eines Besseren belehrt. Doch ernsthaft hatte wohl ohnehin kaum jemand im Lager des HSC 2000 Coburg an einen Erfolg gegen die SG Flensburg-Handewitt geglaubt. Der Tabellenletzte verkaufte sich teuer, ärgerte den Titelaspiranten vor allem bis weit in die erste Hälfte (9:9/18.) hinein, um am Ende die Klasse der Norddeutschen neidlos anerkennen zu müssen. Mit 29:25 (15:11) entführte Flensburg die Zähler aus Coburg.

Der Klassenerhalt ist zwar rein rechnerisch noch immer zu schaffen, doch die Planungen des HSC laufen längst für die 2. Liga. Mit den vielen Erkenntnissen und Erfahrungen aus der laufenden Corona-Saison, einem auf etlichen Positionen erneuerten Spielerkader und Trainer Alois Mraz auf der Kommandobrücke wird dann ein Neuanfang gestartet.

Tolle Anfangsphase des HSC

Bis zu einem leichtfertig vergebenen freien Ball am Kreis – Zemans Aufsetzer war zu scharf und landete über dem Kasten – klappte bei den Coburgern in der Anfangsphase nahezu alles. Ohne Milos Grozdanic (Bänderverletzung am Knöchel) und Jakob Knauer (Achillessehnenriss), dafür aber mit Felix Sproß auf Linksaußen, Zweck-Optimist Andreas Schröder im Rückraum („Wir brauchen einen Lauf, dann können wir den Klassenerhalt noch schaffen“) und dem von Beginn an hellwachen Jan Kuhlanek im Tor, legte der Tabellenletzte ständig vor (5:4/11.). Die verletzungsgeplagten Norddeutschen, die erst ein Spiel in dieser Saison in der 1. Bundesliga verloren (in Kiel), mussten zwar auf mehrere Spieler verzichten und schonten auch den einen oder anderen angeschlagenen Akteur, steckten diese Ausfälle aber im Laufe des Spiels und im Stile eines Spitzenteams immer besser weg.

Wie schon bei ihrer 21:26-Niederlage am Donnerstag in der „Königsklasse“ in Aalborg erwischten die Flensburger einen schwachen Start. Das lag zwar zum einen an ihrer eklatanten Abschlussschwäche, andererseits aber auch an der aufmerksamen Abwehrarbeiten der hochmotivierten „Gelben“ mit einem bärenstarken Tschechen im Tor.

Coburg blieb dran, steckte sogar einen Zwei-Tore-Rückstand weg (6:8/17.). Zwar scheiterte Florian Billek mit einem Heber vom Siebenmeter-Strich – sein Wurf landete an der Latte -, doch der junge Kreisläufer Justin Kurch lochte in dieser Phase zweimal aus schwierigen Positionen gekonnt ein. Felix Sproß mit einem Tempogegenstoß und Pontus Zetterman sorgten nicht nur für die viel umjubelte Führung 9:8 (19.), sondern auch für die erste Auszeit. SG-Coach Maik Machulla hatte Redebedarf mit seinen müde wirkenden Stars. Mit Erfolg: Binnen fünf Minuten gelangen den Gästen vier Treffer in Folge, der Favorit führte 12:9, kurz darauf unterbrach Coburgs Coach Alois Mraz. Doch Flensburg war plötzlich im „Flow“ und sorgte in den verbleibenden Minuten vor der Pause für die erwarteten Verhältnisse: Die Gäste agierten jetzt zielstrebiger, im Tor wurde Torbjorn Bergerud immer mehr zum Faktor hinter einer soliden 6:0-Deckung. Die Folge: Eine Vier-Tore-Führung zur Pause (11:15). Dieser Zwischenspurt war spielentscheidend.

HSC auch nach der Pause mit viel Biss

Danach wollte die Europa-Auswahl anscheinend schnell für klare Verhältnisse im Coburger Sporttempel sorgen, machte jedoch die Rechnung ohne die weiter konzentrierte Gegenwehr des Außenseiters. Mraz schickte ab der 40. Minute Konstantin Poltrum in den Kasten, der mit einigen tollen Paraden seine Vorderleute im Spiel hielt (20:23/45.).

Mehreren Flensburgern fehlte aufgrund der Dauer-Belastung sichtbar die körperliche Frische, doch mit viel Routine, einstudierten Spielzügen und individueller Klasse ließen sie nichts anbrennen. So sehr sich die bis in die Haarspitzen weiter hoch motivierten Gastgeber auch bemühten, der Abstand wurde einfach nicht kleiner. Mraz ließ aber nichts unversucht und stellte sein Team in der 49. Minute noch einmal neu ein. Doch der Schuss ging nach hinten los: Die Routiniers Pouya Norouzinezhad und der Ex-Flensburger Drasko Nenadic im Rückraum fanden keine Lücken mehr.

Die Fehler der Coburger häuften sich und der Tabellenzweite nutzte das gnadenlos aus. Die SG machte alles klar: Über 26:20 (50.) und 28:23 (55.) hieß es am Ende leistungsgerecht 29:25 für die Norddeutschen, die ihre Pflicht in Coburg ordentlich erfüllten – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die Coburger verließen erhobenen Hauptes die Halle.

Schöne Geste für Jakob Knauer

Doch bevor sich die HSC-Profis in den Sonntagabend verabschiedeten, ließen sie es sich nicht nehmen noch ein motivierendes Team-Foto für Jakob Knauer zu schießen. Dabei trugen sie alle ein schwarzes „Come back stronger-T-Shirt“ mit der Nummer 25 – der Rückennummer ihres erneut schwer verletzten Lokalmatadoren.

Die Statistik

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek (ab 40. Konstantin Poltrum) – Pouya Norouzi Nezhad, Felix Sproß (4), Dominic Kelm, Drasko Nenadic, Florian Billek (6/2), Tobias Varvne (2), Justin Kurch (4), Stepan Zeman (2), Andreas Schröder (4), Zetterman (3), Schikora –Trainer: Alois Mraz

SG Flensburg-Handewitt: Torbjorn Bergerud, Benjamin Buric – Mads Mensah Larsen (4), Magnus Rod (2), Simon Hald (1), Jim Gottfridsson (3), Johannes Golla (4), Marius Steinhauser (4), Magnus Jondal, Lasse Svan, Hampus Wanne (4/3), Goran Sogard (7). –Trainer: Maik Machulla

 

Bericht von inFranken

Bild von Svenja Stache