Bei der aufstiegsambitionierten HSG Nordhorn-Lingen gelingt dem HSC Coburg mit einem deutlichen Auswärtssieg der überraschende Befreiungsschlag. Eine Coburger Serie reißt allerdings.
 
2. Bundesliga HSG Nordhorn-Lingen – HSC 2000 Coburg 27:36 (14:16)

Der Knoten ist geplatzt: mit einer beeindruckenden Leistung, die in einen souveränen 36:27-Sieg bei der HSG Nordhorn-Lingen mündete, hat sich der HSC 2000 Coburg in der 2. Handball-Bundesliga zurückgemeldet. Es war ein Spiel der Läufe. Coburg hatte einen 7:0-Lauf in der ersten Halbzeit und einen 5:0-Lauf in der zweiten Hälfte, Nordhorn gelangen vier Treffer in Folge direkt nach der 7:0-Serie des HSC.

Hatte Jan Gorr in den vergangenen Wochen aufgrund einer langen Verletztenliste sein Team immer wieder neu zusammenstellen müssen, nutzte er die gelichteten Verletzungsreihen, um sein Team optimal auf den Gegner einzustellen. Ein Puzzlestück passte ideal in das andere. „Sicher hatten wir auch unsere holprigen Phasen, haben aus der Deckung heraus Konter initiiert, hatten hohe Angriffsqualität“, stellte der Coburger Trainer fest.

Auffällig war die Breite im Spiel der Coburger, die immer wieder ihre Außenspieler einbanden. „Nordhorn hat ein starkes Abwehrzentrum. Wenn du es nur dort versuchst, erleidest du Schiffbruch. Deswegen sind wir in die Nahtstellen zwischen Außen- und Halbspieler gegangen“, erläutert Gorr seine taktische Maßnahme.

Die Coburger hatten schon den besseren Start führten schnell mit zwei Toren. Als dem bärenstarken Felix Jaeger der erste technische Fehler unterlief, stand es erstmals wieder unentschieden. Nach dem 3:3 gelang dem HSC der schnelle Durchbruch mit der erneuten Führung. Nachdem Florian Billek zunächst in Björn Buhrmester im gegnerischen Tor seinen Meister gefunden hatte, saß der nächste Wurf zum 4:5 von der Sieben-Meter-Linie. Es war sein 21. Strafwurf. Alle Versuche hat der Coburger Rechtsaußen bis dato verwandelt. Beide Teams agierten mit hohem Tempo. Als Jakob Knauer bei seinem Gegenspieler zu spät dran war und eine Zeitstrafe kassiert hatte, waren erstmals die Gastgeber vorne. Nicht lange, denn Merlin Fuß stellte mit einer Einzelaktion wieder den Gleichstand her. Es folgte eine im Vergleich zum bisherigen Spielverlauf torärmere Phase. Bartlomiej Bis brachte sein Team wieder in Front. Anschließend verwandelte Billek seinen 23. Siebenmeter.

Dann hatte der HSC seine beste Phase. Nordhorn wirkte unkonzentriert, fabrizierte unnötige Ballverluste. Da half auch eine Auszeit von Kubes nichts. Denn nach 20 Minuten stellte Billek mit dem nächsten Strafwurf auf 8:12 (20.), Felix Jaeger und Billek erhöhten sogar auf 8:14 (23.). Die letzten Minuten vor der Pause wendete sich das Blatt aber wieder. Nordhorn stabilisierte sich, Coburg erlaubte sich einige Nachlässigkeiten. Die Gastgeber hatten nun einen 4:0-Lauf gestartet, ehe Gorr diese Serie mit einer Auszeit stoppte. Sein Team bewahrte aber einigermaßen Ruhe und ging mit einem Zwei-Tore-Polster in die Pause.

Zu wenig machte der HSC gegen die zunächst gut arbeitende Abwehr der Nordhorner zu Beginn der zweiten Halbzeit während einer Zeitstrafe. Doch dann eroberte Jan Schäffer in der Abwehr den Ball und traf ins leere Tor. Überhaupt war jetzt viel Platz auf dem Feld. In nicht einmal vier Minuten gab es drei Zeitstrafen. Coburg bewahrte die Ruhe, nutzte jetzt mit Balleroberungen und Würfen ins leere Tore seine Überzahl zur 19:16-Führung – Auszeit Nordhorn-Lingen. Kurz darauf folgte der fünfte Strafwurf für die Coburger. Und mit diesem, seinem 25. dieser Saison, endete die beeindruckende Serie von Florian Billek am Siebenmeterstrich.

Auf der anderen Seite wirkten die Gastgeber gegen die nun gut stehend HSC-Abwehr etwas ratlos. Vorne spielte die Mannschaft von Jan Gorr mit einem guten Ballverteiler Arkadisuz Ossowski einen schnellen und erfolgreichen Ball. Daraus resultierte eine erneute Sechs-Tore-Führung (16:22, 41.). HSC-Kreisläufer Bis ließ sich nach 43 Minuten gegen Pöhle zu einer Revancheattacke hinreißen und musste mit Rot vom Feld. „So etwas kann einem Spiel eine Wendung geben, das geht nicht, das ist undiszipliniert. Die Mannschaft hat aber die Ruhe bewahrt, das toll weggesteckt“, zeigt sich Gorr nach der Partie versöhnlich mit seinem Kreisläufer.

Mit plus sieben ging es für Coburg in die Crunchtime. Kubes stellte seine Abwehr auf eine 3:2:1-Formation um, um Ballgewinne zu erzwingen. Mit schnellen Abschlüssen und dem siebten Feldspieler versuchten die Nordhorner, den HSC noch einmal in Verlegenheit zu bringen. Coburg spielte seine Angriffe lange aus und kam nicht mehr in Gefahr. Gorr zog nach dem souveränen Sieg ein positives Fazit: „Das war fast wie aus einem Guss. Das hat mich schon überrascht und war nach den letzten schweren Wochen so überhaupt nicht abzusehen.“

HSC 2000 Coburg: van der Merwe (6 Paraden), Apfel (1 Parade) – Runarsson, M. Jaeger (8), Bis (1), Glatthard (1), Fuß (2), Ossowski (1), Billek (10/4), Krone (1/1), Knauer (2), Valkovskis, Schäffer (3), Obranovic, F. Jaeger (7)

HSG Nordhorn-Lingen: Buhrmester (12 Paraden), Budalic (0 Paraden) – Ritterbach (2), Stricker, Lux (4/1), Marschall (3), Stegefelt (4/2), Terwolbeck, de Boer (1), Firnhaber (1), Seidel (1), Simovic, Feld (1), Wasielewski (4), Pöhle, Kalafut (6)

Schiedsrichter: Leonard Bona / Malte Frank

Strafzeiten: 8 (2 x Kalafut, Simovic, Seidel, Firnhaber, 2 x de Boer, Ritterbach) – 3 (Bis, Knauer, Obranovic)

Rote Karten: Pöhle (46.) – Bis (44.)

Siebenmeter: 3/4 (Lux scheitert an Apfel) – 5/7 (Billek und Krone scheitern je einmal an Buhrmester)

Spielfilm: 0:2 (3.), 3:3 (7.), 6:5 (12.), 8:7 (16.), 8:14 (23.), 12:14 (27.), 14:15 (28.), 14:16 – 15:16 (31.), 16:17 (35.), 16:22 (41.), 18:24 (45.), 20:25 (47.), 20:27 (49.), 23:29 (54.), 24:32 (56.), 25:34 (59.), 26:36 (60.), 27:36.

Zuschauer: 2290

Beste Spieler: Kalafut, Wasielewski – M. Jaeger, F. Jaeger, Billek

Den gesamten Bericht findet ihr bei unserem Medienparter dem Coburger Tageblatt.

Bericht vom Coburger Tageblatt

Bild von Iris Bilek