Die Vorzeichen endlich einmal ein Derby bei den DJK Rimpar Wölfen zu gewinnen standen für den HSC 2000 Coburg wohl nie schlechter.
„Winterzaubernacht“ in Coburg oder „Handballzauber“ in Würzburg – das ist für so manchen Coburger wohl die Frage, wenn es um die Gestaltung des kommenden Samstagabend geht. Wobei zwischen den DJK Rimpar Wölfen und dem HSC 2000 Coburg (Anwurf in der s.Oliver-Arena -früher Carl-Diem-Halle- in Würzburg um 19:30 Uhr) wohl weniger der Handballzauber und spielerische Elemente im Vordergrund stehen werden, sondern eher der Kampf überwiegen wird wie in so vielen Duellen zuvor. „Derby halt“, wie viele Fans schon am vergangenen Wochenende äußerten, die aber skeptisch sind, was einen ersten Sieg gegen die Unterfranken überhaupt betrifft. Auch Coburgs Spielführer Till Riehn weiß das: „Schönes Spiel, schöne Atmosphäre, das macht von alleine noch mehr Motivation, man geht einen Schritt mehr wie sowieso schon. Aber jedes Spiel ist derzeit aufgrund der fehlenden Alternativen sehr schwer für uns. Wenn jemand eine Pause braucht, sieht es eng aus für uns.“ Trotzdem wird nicht überhastet agiert, um die Verletzten Petr Linhardt, Marko Neloski, Jan Kulhanek, Philipp Barsties, Girts Lilienfelds und Tom Wetzel wieder zurück aufs Spielfeld zu bringen. „Alle Verletzten schuften für ihr Comeback. Wir werden aber nicht den Fehler machen, einen zu frühen Einsatz zu riskieren, da ist Fingerspitzengefühl gefragt“, so Jan Gorr.
Um die personellen Probleme des HSC weiß auch Wölfe-Coach Matthias Obinger, so dass sein Team ordentlich aufs Tempo drücken wird. Rimpar, die vor dem letztwöchigen Sieg in Dresden drei Mal in Serie remis spielten und dem Aufsteiger aus der Sachsen-Metropole die erst zweite Heimniederlage überhaupt beibrachten, werden gerade gegen den HSC einmal mehr höchst motiviert sein. Besonders Max Brustmann im Tor, der die HSC-Angreifer schon zu Zeiten als er in Bad Neustadt aktiv war zur Verzweiflung gebracht hat. „Doch es ist nicht nur Brustmann, sondern dazu gehört auch die aggressive Deckung vor ihm. Das wird für den Angriff, wo „Kiwi“ und Stefan seit Wochen die Hauptlast tragen, nicht einfach.“ Die „Wölfe“, die neben einer defensiven Deckung auch variabel eine 5:1-Abwehr und eine auf die Halbposition versetzte 5:1-Varinate spielen, werden auch bemerkt haben, dass dem HSC eine offensive Variante oft nicht bekommt. Da wird sich Jan Gorr etwas einfallen lassen müssen.
In der eigenen Abwehr weiß Gorr „um die Routine des Gegners, der seit inzwischen vielen Jahren fast unverändert zusammenspielt. Dieser Einspielfaktor ist deren großen Plus.“ Vor allem die Rückraumachse mit Steffen Kaufmann, meist nur im Angriff eingesetzt, Routinier Benjamin Herth und Shooter Patrick Schmidt. Der war mit 244 Treffern zweiter der letztjährigen Torjägerliste, Kaufmann stand in dieser Saison bereits vier Mal im Team der Woche der „Handballwoche“. Das Trio hat vergangene Saison 629 der 1046 Treffer für Rimpar erzielt. Viel spricht derzeit in der augenblicklichen personellen Situation nicht für den ersten Coburger Derby-Erfolg gegen die „Wölfe“.
Spielführer Till Riehn sieht es trotzdem positiv: „Wir hatten bis vor drei Wochen auch in Eisenach nicht gewonnen, vielleicht ist das ja ein gutes Omen.“ Stefan Lex, vergangene Woche acht Mal erfolgreich, geht ebenfalls mit einer optimistischen Einstellung in die Partie: „Für mich ist es das erste Derby in Rimpar. Ich habe natürlich schon gehört, dass Coburg noch nie gegen Rimpar gewonnen hat. Aber ich persönlich habe noch nie in Rimpar verloren. Das kann so bleiben und ich freue mich auf dieses Super-Duell.“ Vielleicht klappt es also doch gerade jetzt mit dem Premieren-Derby-Sieg.
Trotzdem, unter den derzeitigen Voraussetzungen und den durchwachsenen letzten beiden Auftritten in Hildesheim und gegen Aue werden die Coburger wohl einmal mehr die Punkte gegen die Unterfranken abgeben müssen, so wie wohl viele ihr Bares, sollten sie sich anstatt fürs Handball-Derby für die Einkaufstour anlässlich der Winterzaubernacht in der Coburger Innenstadt mit bis um 23 Uhr geöffneten Geschäften entschieden haben.
Die Akteure
HSC 2000 Coburg: Patryk Foluszny, Oliver Krechel; Markus Hagelin, Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß, Dominic Kelm, Petr Linhart, Sebastian Weber, Stefan Lex, Benedikt Kellner, Florian Billek, Till Riehn, Jakob Knauer (?), Tobias Varvne, Romas Kirveliavicius. Trainer: Jan Gorr.
DJK Rimpar Wölfe: Max Brustmann, Andreas Wieser; Sebastian Kraus, Stefan Schmitt, Dominik Schömig, Lukas Bohm, Patrick Gempp, Jan Schäfer, Patrick Schmidt, Steffen Kaufmann, Lukas Siegler, Philipp Meyer, Benjamin Herth, Julian Sauer. Trainer: Matthias Obinger.
SR: Tolga Karamuk / Nikos Seliger
Die Lage in der Liga
Vor dem 16. Spieltag hat sich das um Aufstiegsplatz Zwei kämpfende Feld eng auf drei Zähler zusammengeschoben, umfasst neun Teams. Mittendrin in einem Quartett mit 19:11 Punkten liegen neben den Derby-Gegnern Coburg und Rimpar mit dem TV Emsdetten (empfangen den Tabellenvierten SG BBM Bietigheim) und der HSG Nordhorn-Lingen (gegen den HC Rhein Vikings) noch zwei Dezember-Kontrahenten des HSC. Einen Zähler vor den Vieren rangiert der Dessau-Roßlauer HV. Mit 20:4 Punkten im Rücken strotzen die vor Selbstbewusstsein.
Dabei sind die „Ost-Teams“ am Wochenende unter sich. Denn die Dessauer gastieren beim ThSV Eisenach, der EHV Aue empfängt den HC Elbflorenz. Erneut kommt es zu einer Partie Erster gegen Zweiter. Musste vergangene Woche Bietigheim (23:33-Niederlage) die absolute Souveränität des auch nach 15 Spielen verlustpunktfreien Spitzenreiters Bergischer HC (Tordifferenz plus 91) anerkennen, will es der VfL Lübeck-Schwartau besser machen. Vielleicht fast die letzte Option den Alleingang des BHC Richtung Titel zu stoppen. Denn der Rückstand beträgt bereits acht Punkte.
Spruch der Woche
„Wir haben im Dezember ganz schön was vor uns.“. (Stefan Lex zum Restprogramm 2017 mit fünf Spielen in 24 Tagen)
Notizen am Rande
Lob – „Martin Röhrig ist einer der besten Jugendtrainer in Deutschland.“ Diese Aussage traf Martin Schwarzwald (31), Trainer des drittplatzierten Frauen-Zweitligisten TV Beyeröhde in einem Interview der HANDBALLWOCHE. Schwarzwald sammelte als 14 jähriger erste Trainererfahrungen im D-Jugend-Bereich bei seinem Heimatverein SV 64 Zweibrücken an der Seite des jetzigen Trainers der zweiten Mannschaft und der Bundesliga A-Jugend des HSC 2000 Coburg.
Fehlanzeige – Rimpar und Punkte – das ist keine gute Geschichte für den HSC 2000. Neun Vergleiche inklusive einem Pokalspiel zu dem die Vestestädter mit der zweiten Mannschaft antraten, stehen bislang zwischen Rimpar und Coburg zu Buche. Meist war es dabei knapp, doch HSC-Siege sind bis dato Fehlanzeige! Drei Remis sind die magere Ausbeute aus Coburger Sicht. Im letzten gemeinsamen Zweitligaspieljahr 2015/2016 trennten sich die Teams kurioserweise zwei Mal 22:22.
Fast-Erstligist – Rimpar stand vor dem letzten Spieltag der vergangenen Saison auf Aufstiegsplatz Drei in Liga Zwei. Nur ein Erfolg trennte sie vom größten Erfolg der Vereinsgeschichte und einem „fränkischen Tausch“ mit dem HSC in der Bundesliga. Doch am letzten Spieltag verloren die Wölfe beim VfL Bad Schwartau mit 29:31 und mussten der TSG Ludwigshafen-Friesenheim den Vortritt lassen.
Auftakte – Am heutigen Freitag Abend starten die DHB-Frauen gegen Kamerun in die Heim-Weltmeisterschaft. Das fast auf den Tag genau 100 Jahre nachdem die ersten Handballspiele überhaupt ausgetragen wurden. Das war am 02.12.1917 in Berlin. Das verbindliche Regelwerk dafür wurde am 29.10.1917 verfasst.
Bericht von Ralph Bilek
Bilder von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)