Mit einer emotionalen Leistung und tollem Spiel hat die Reserve in Bernburg gewonnen.
Mit einem großartigen Zwischenspurt zum Ende jeder Halbzeit, einer überaus konzentrierten Deckungsarbeit sowie einem tollen Einsatzwillen gewann der HSC 2000 Coburg II das entscheidende Spiel um den Klassenerhalt beim SV Anhalt Bernburg hochverdient mit 28:25 Toren und spielt auch in der kommenden Saison in der 3. Handball-Liga des Deutschen Handballbundes. Ohne dem doppelten Punktgewinn hätte die Mannschaft von Trainer Martin Röhrig den Rückmarsch in die Bayernliga antreten müssen, denn auch die Konkurrenz gewann ihre Spiele bei durchaus renommierten Gastgebern.
So hat neben der SG Bruchköbel beim Siebten in Baunatal (27:25) und der TV Gelnhausen beim Vierten Northeimer HC (36:31) gewonnen. Nur der HSC Bad Neustadt blieb beim MSG Groß-Bieberau/Modau mit 20:22 Toren auf der Strecke, fiel zum Abschluss sogar auf den letzten Tabellenplatz zurück und muss nach vielen Jahren der Teilnahme in einer gehobenen Spielklasse ebenso zurück in die untere Liga wie TV Gelnhausen und HSC Bad Blankenburg, dem der glatte 31:25-Sieg gegen die zu Saisonbeginn als möglichen Meister gehandelte SG Leutershausen nicht zum Klassenerhalt reichte. Nicht gerade erwartungsgemäß waren auch die relativ sicheren Heimsiege des Northeimer HC (7.) gegen den Vizemeister aus Erlangen (30:26) und das 31:26 der HSG Hanau (3.) im Nachbarduell gegen den Meister und Aufsteiger in die 2. Bundesliga, TV Großwallstadt.
SV Anhalt Bernburg – HSC 2000 Coburg II 25:28 (10:15)
Bernburg war vom Anpfiff weg topfit, führte noch in der 1. Minute und hatte nach dem 1:1 durch Schramm kleine Vorteile, die zum 1:4-Rückstand der Coburger führten. Kein guter Beginn für den HSC, der die beiden Punkte unbedingt brauchte und auch langsam ins Rollen kam. Ganz schnell fand sich bei den Gästen die Deckung zu einem Bollwerk, das den Gegner lange Zeit relativ sicher unter Kontrolle hatte und dem Angriff Impulse brachte, sodass sich der HSC bereits nach kurzer Zeit mit einigen guten Szenen als gleichwertiger Partner vorstellte, mit zunehmender Spieldauer dann immer sicherer wurde und nach Toren von Kellner, Schramm und Wolf durch „Jonny“ Rivera mit 7:6 die erste Führung erzielte, die bis zum Schluss nicht mehr abgegeben wurde, aber im Schlussakkord nochmals auf des Messers Schneide stand.
Und gerade da zeigte sich, wie schon in den letzten paar Minuten vor dem Seitenwechsel die Geschlossenheit der Mannschaft, als mit viel Einsatzfreude dem sicherlich nicht schlechten Gastgeber nach dem 6:8 und 8:11 (22.) fast nichts erlaubt wurde und Coburg kurz nach der Pause mit 10:16 davonzog, ohne dass Bernburg jedoch groß zu erschüttern war. Coburg, nun mit einer schwächeren Phase, wurde von der ebenfalls wenig zimperlichen SV-Abwehr unter Kontrolle gebracht und musste vier Tore in Folge hinnehmen, da nun auch die eigene Abwehr leicht ins wackeln kam. Nach sieben torlosen Minuten setzte Wucherpfennig mit zwei Treffern innerhalb einer knappen Minute mit dem 14:18 (38.) wieder ein Zeichen, das Härtl und Kellner auf 15:20 (42.) erhöhte.
Bernburg gab aber immer noch nicht nach, sondern erhöhte Einsatz sowie Tempo und kam nach seinem Timeout mit einem Fünferlauf und dem zwischenzeitlichen Gegentreffer von Wolf zum 17:21 (44.) beim 20:21gefährlich nahe. Vier teils unglückliche Zeitstrafen in den folgenden 10 Minuten (90 Sekunden davon mit nur vier Feldspielern) brachten die Gastgeber nur scheinbar in Vorteil. Coburg zeigte eine tolle Moral, ließ sich auch nicht nach den vier Treffern des brandgefährlichen Kraft nach dem 22:22 (53.) aus dem Konzept bringen, sondern verteidigte nicht nur geschickt (keinen einzigen Siebenmeter verursacht), sondern fand auch im Angriff nach fünfminütigem Leerlauf mit dem 22:23 (55.) durch Schramm die rote Linie wieder. Zwei Minuten später war durch herrliche Einsätze von Göhl und Kellner beim 22:25 eine von beiden Seiten mit vollem Einsatz geführte und hochspannende Partie hochverdient für die Coburger gelaufen, in der jeder Einzelne seinen Part dazu beigetragen hat, die Spielklasse zu halten.
Es zeigte aber auch, wie wertvoll nicht nur die Erfahrung des Abwehrchefs „Jonny“ Rivera ist, der ohne Nebenmann Franke (verletzt) auskommen musste, sondern auch die Konzentration bei Strafwürfen – alle sieben wurden verwandelt – sehr wichtig ist. Auch die Übersicht von Kellner, der sein letztes Punktspiel für die HSC-Zweite bestritt, und die Leistung der gesamten jungen Garde war ein erfreulicher und erfolgreicher Abschluss einer Hallensaison mit vielen Höhen und Tiefen.
HSC 2000 Coburg II: Tim Titze (Tor): Ronny Göhl (1), Lukas Wucherpfennig (8/5), Lukas Dude, Benedikt Kellner (6), Maximilian Drude, Jonathan Rivera (1), Christopher Härtl (1), Jakob Knauer (2), Dominik Bühler, Kenny Schramm (4), Andreas Wolf (5/2).
SR.: Marcus Dodt / Benjamin Klappauf
Zuschauer: 315
Siebenmeter: 0 / 7
Zeitstrafen: 2 / 5
Stimmen zum Spiel
Trainer Martin Röhrig: „Ich möchte der Mannschaft ein Riesenkompliment machen. Wir waren vor fünf Spielen schon mausetot. Die Mannschaft hat sich total zusammen gerissen. Auch heute wieder ein riesiges Spiel gemacht. Super Deckungsleistung bis zu 40. Minute, dann hatten wir so einen kleinen Durchhänger, da kamen die Gegner auf 22:22 heran. Aber auch da haben wir uns wieder herausgerissen. Ja, es war einfach eine tolle Mannschaftsleistung. Ich bin jetzt froh, dass wir es gepackt haben, denn auch nach der 2. Zeitstrafe gegen Rivera haben wir es hinten gut gelöst – es war einfach toll.“
Benedikt Kellner (6 Treffer): „Man hat heute gemerkt, dass niemand den Glauben an uns verloren hat. Das Spiel war nicht makellos, aber wir haben uns immer wieder rein gekämpft und unseren Vorsprung verteidigt. Entscheidend war, denke ich, eine Schlussphase in der wir uns trotz vieler Zeitstrafen wieder etwas absetzen konnten. Am Ende gilt der Klassenerhalt, den wir uns nach einer sehr wechselhaften Saison aus eigener Kraft erkämpft haben, weil wir nie den Glauben an uns verloren haben.“
Co-Trainer Ronny Göhl (mit eingesetzt – 1 Treffer): „Wir kommen ganz schlecht ins Spiel. Wir haben dann die Abwehr stabilisiert und bis zur 40. Minute hatten wir den Gegner im Griff. Einige dumme Zeitstrafen brachten uns beim 22:22 nochmal in Nöte, aber wir zeigten den größeren Willen und haben mit einer guten Leistung den Klassenerhalt geschafft. Die Jungs haben Charakter gezeigt, es war einfach toll.“
Bericht von Erich Bilek