Im Interview verrät Sky-Sportchef Burkhard Weber seine persönlichen Titelfavoriten für die Meisterschaft. Außerdem betont er die Richtigkeit der Entscheidung von Sky, die Rechte erworben und als exklusiver Medienpartner alle 306 Spiele der DKB Handball-Bundesliga zu produzieren und live zu übertragen.
Interviewer: Oliver Lücke, Leiter HBL-Unternehmenskommunikation
Herr Weber, Sie sagten einst: „Wenn wir Handball machen, dann richtig.“ Seit dieser Saison überträgt Sky alle 306 Spiele der DKB Handball-Bundesliga live. Um bei Ihren Worten zu bleiben – die richtige Entscheidung?
Definitiv. Im Vorfeld haben wir lange darüber nachgedacht, welche weitere Mannschaftssportart wir bei Sky aufbauen können und sind letztlich zu dem Entschluss gekommen, dass es ganz klar der Handball sein soll. Mit der HBL und somit auch mit den Klubs sind wir nun eine langjährige Kooperation eingegangen. Es war definitiv die richtige Entscheidung, denn so erhält der Volkssport Handball eine neue, größere mediale Plattform.
Wie schätzen Sie aus sportlicher Sicht die Handball-Bundesliga in dieser Saison ein?
Extrem hoch. Ich glaube sogar, dass es einen Überraschungsmeister geben kann. Zu Saisonbeginn wurde deutlich, dass nicht nur zwei oder drei Teams vorneweg marschieren. Gefühlt können aktuell die ersten Sechs deutscher Meister werden und die ersten Zehn sich für die Champions League qualifizieren. Ich finde es klasse, dass derzeit auch andere Mannschaften ganz oben mit dabei sind, wie beispielsweise die Füchse Berlin, Hannover, Magdeburg oder auch Melsungen. Die Liga ist enger zusammengerückt. Das macht die Liga spannender und ist am Ende immer gut für Fans und Zuschauer.
Erstmalig wird sonntags eine Konferenz angeboten. Vor Saisonbeginn prognostizierten Sie, dass die fünfte Konferenz sicher besser wird als die erste. Hatten Sie Recht?
Ich meine gesagt zu haben, dass sie anders laufen wird. Wir arbeiten von Konferenz zu Konferenz, von Sendung zu Sendung. Bekanntermaßen haben wir ein paar kleine „Kinderkrankheiten“ in unserer Produktionsstätte HQ gehabt. Wenn wir die beiseitelassen, sind wir auf einem sehr guten Weg. Ich würde den Satz noch einmal wiederholen und sagen, dass die zehnte anders laufen wird als die fünfte Sendung. Und im Idealfall auch besser. Aber nochmal, wir sind auf einem sehr guten Weg. Wir haben etwas gewagt, von dem wir im Vorfeld nicht wussten, ob es so funktioniert. Das, was ich bisher gesehen habe, funktioniert jedoch prima. Wir nehmen den Zuschauer, der sich vielleicht nicht für ein Einzelspiel entscheiden will oder kann, an die Hand und führen ihn durch die Mittagsspiele am Sonntag. Das gelingt uns, auch in der Kombination mit unserem Moderator Gregor Teicher und dem Leiter der Sendung, Alexander Gumz, ziemlich gut.
Die neuen Anwurf-Zeiten am Donnerstag und Sonntag bedeuten eine Umstellung für die Handball-Fans. Was entgegnen Sie den Skeptikern?
Dass es von Anfang an klar war, dass wir eine gewisse Kontinuität bei den Spieltagen haben müssen. Gefühlt wurde in den letzten Jahren Handball, wenn wir die europäischen Wettbewerbe miteinbeziehen, von Sonntag bis Sonntag gespielt. Kein Fan wusste, worum es überhaupt noch geht. Es gab keine aussagekräftige Tabelle mehr, weil der eine Verein 15, der andere zehn Spiele gespielt hatte. Das war von Anfang an mit der DKB-HBL, mit der Liga, ein großes Thema. Wir wollten unbedingt eine Kontinuität reinbringen. Und so wurde der Spieltag auf zwei Tage, auf Donnerstag und Sonntag aufgeteilt. Ich halte das für die absolut richtige Entscheidung. Dass sich Veränderungen zu Beginn immer komplizierter darstellen, als sie eigentlich sind, ist normal. Aber ich denke, dass schon bald die Fans die klare Struktur positiv bewerten.
Zumal kein deutlicher Zuschauerrückgang erkennbar ist…
Hinsichtlich der Zuschauer lässt sich derzeit Folgendes feststellen: Zu Beginn werden die Zuschauerzahlen mit dem Durchschnitt der gesamten Vorsaison verglichen. Da der Schnitt im Laufe der Saison erfahrungsgemäß ansteigt, birgt ein derartiger Vergleich die erste grobe Ungenauigkeit. Vergleicht man die Zuschauerzahl der ersten Spieltage der Vorsaison mit der aktuellen, so sind diese gleich oder besser. Es gibt ein paar Ausreißer nach unten, dies könnte man allerdings, zumindest teilweise, auf die bisher eher schwachen sportlichen Leistungen zurückführen. Hinzu kommt, dass die drei Aufsteiger verhältnismäßig weniger Zuschauerkapazitäten besitzen als die drei Absteiger. Insgesamt sehe ich keine negative Auswirkung, dies gilt im Übrigen auch für den Abverkauf von Dauerkarten.
Handball-Ikone Stefan Kretzschmar engagiert sich wieder in der Halle. Allerdings als Moderator. Wie macht er sich im neuen Talk-Format „Kretzschmar – der Handball-Talk“?
Extrem gut, weil er auf einer ganz anderen Ebene mit seinen Gästen sprechen kann, als es wir als Journalisten machen. Ich finde Stefan großartig. Seine Ansprache hinsichtlich der Gäste, seine Klarheit und sein Nachfragen. Er ist kein gelernter Journalist, aber wie er es journalistisch macht, finde ich schon sehr ansprechend. Chapeau.
Ihr persönliches Handball-Highlight in absehbarer Zeit?
Ich freue mich jetzt schon wieder auf das Pokalfinal-Wochenende Anfang Mai. Das Rewe Final Four ist einzigartig. Die Stimmung fantastisch. Aus zeitlichen Gründen schaffe ich es leider nicht oft, in die Hallen zu gehen. Die Atmosphäre in den Hallen der Bundesliga ist sensationell. Vielleicht schaffe ich es aber noch im Januar zur EM, für ein oder zwei Spiele unseres deutschen Teams.