Trotz tapferer Gegenwehr ohne Chance
HSC 2000 Coburg III – HSV 2012 Hochfranken 13 : 26 (6 : 14)
Grandios! Was die Fans und vor allem die Trommler – meisterlich die Treuesten der Treuen von der Veste Nord – des HSC wie des HSV 2012 Hochfranken an lautstarker Unterstützung für ihre jeweilige Mannschaft leisteten – nonstop, vor Spielbeginn wie nach Spielende – und wie sie die sachliche, fränkisch-nüchterne BGS-Halle in einen brodelnden Hexenkessel verwandelten, das muss hier vor dem eigentlichen Spielbericht mit einem großen Ausrufezeichen besonders hervorgehoben werden! Die Anhänger des HSC 2000 Coburg wie des HSV 2012 Hochfranken haben tolle Werbung für die lebendige Fankultur im Handball gemacht. Herzlichen Dank!
Die junge Truppe des HSC 2000 Coburg III trat hochmotiviert gegen den Titelaspiranten von der HSV 2012 Hochfranken an, der mit zahlreichen Fans im Rücken nach Coburg gekommen war. Wer gehofft hatte, die Hochfranken würden vielleicht angesichts des greifbaren Meistertitels und der Konkurrenz der HG Kunstadt dicht im Nacken Nerven zeigen, wurde schnell eines Besseren belehrt. Diese Mannschaft war bis in die Haarspitzen motiviert und konzentriert, schnell, fintenreich und schwer ausrechenbar, weil es nicht einen Spieler gibt, der vor allen anderen herausragt, sondern weil die ganze Mannschaft der Star ist. Um es vorwegzunehmen: wir haben den Meister gesehen! Es müsste schon an ein Wunder grenzen, wenn sich dieses Team noch den ersten Platz entreißen lassen würde.
Zeigte schon die Spitzenmannschaft der HG Kunstadt den HSC´lern die Grenzen vor zwei Wochen auf, so erteilte der HSV Hochfranken den Vestestädtern noch einmal eine zusätzliche Sonder-Lektion.
In den ersten 10 Minuten hielten die Gelbschwarzen das Spiel noch ausgewogen und lagen nur 4:6 zurück. Torhüter Fabian Apfel wehrte wieder mit starken Reflexen mehrere hundertprozentige Chancen der Gäste ab, Jannik Merkwirth wuselte sich mit großem Kämpferherz durch die gegnerische Abwehr, die überwiegend jugendlichen Spieler des HSC stemmten sich mit aller Kraft gegen die körperlich überlegenen Gäste, und als Moritz Baumeister sogar das 5:6 in der 12. Minute direkt nach der Auszeit des HSC glückte, schien alles möglich für die Gelbschwarzen. Doch der Gegenschlag der Hochfranken wurde mit brutal effizienter Präzision geführt – binnen fünf Minuten zogen die Handballer der Sportvereinigung aus Selb und Rehau auf 5:9 davon. Flankiert wurde das von einer mangelnden Chancenverwertung der Coburger auf der Gegenseite, insbesondere bei Tempogegenstößen, die sich die wacker kämpfenden Hausherren in der ersten Hälfte immer wieder fleißig erarbeiteten. Umso niederschmetternder war es, dass sich die Gastgeber selbst zu oft um den Lohn ihrer Arbeit brachten. Folgerichtig stand es zur Pause schon deutlich 6:14 für den Meisterschaftsanwärter.
Der HSC-Anschlusstreffer zum 7:14 zu Beginn der zweiten Hälfte ließ noch so etwas wie Hoffnung aufkeimen, doch da machten die Hochfranken schnell einen Strich durch diese Rechnung. Die Abwehr der Gäste stand nun wie Beton, blitzschnell versuchten sie Pässe der HSC´ler abzufangen, und weil der Heimmannschaft solche Abspielfehler tatsächlich immer häufiger unterliefen, profitierten die Gäste und zogen bis zur 33. Minute auf 7:17 davon. Das Spiel war faktisch bereits nach 33 Minuten gelaufen. Die lautstarke Anfeuerung in der Halle, diese fast bundesligareife Atmosphäre schien die jungen Coburger eher zu verunsichern – sie wollten das Spiel schnell machen, rannten sich aber in der HSV-Abwehr fest und schlossen dann übermotiviert und hektisch zu früh ab. Bisweilen machten die Coburger den Eindruck, als müssten sie nicht nur unbedingt zwei Punkte holen, sondern auch noch hoch gewinnen, so überhastet wurde manchmal der Abschluss gesucht. Dabei hätte der Druck einseitig auf den Hochfranken lasten müssen, doch die Gäste wurden immer sicherer und abgeklärter. Auch wenn die Coburger Abwehr ziemlich gut stand und Torhüter Robin Hennig so manchen Wurf parierte, alle Spieler kämpften, klammerten, in die Zweikämpfe gingen und bis zur letzten Minute bei hohem Tempo dagegen hielten – jeder Coburger Spieler zeigte hier ohne Ausnahme eine große Leistung – und Christopher Härtl aus dem Rückraum mehrere Male den Ball in die Maschen des vom hervorragenden Gäste-Keeper gehüteten Tores jagte, all das konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gelbschwarzen den Hochfranken nicht ebenbürtig waren. Vier verworfene Siebenmeter des HSC sprechen zudem Bände über das instabile Nervenkostüm der Gastgeber. Der Rest ist schnell erzählt – die Gäste bauten den Vorsprung auf 9:20, 11:22, 12:25 bis zum Endstand von 13:26 aus.
Die Mannschaft des HSV 2012 Hochfranken gewann auch in dieser Höhe verdient und trat in jeder Hinsicht wie ein Meister auf. Trotz der Niederlage ist der Mannschaft des HSC überhaupt kein Vorwurf zu machen – auch wenn Stützen wie Patrick Pernet, Christian Froschauer und Lukas Dude sowie zahlreiche ältere Routiniers fehlten: die elf antretenden Spieler gaben alles, keiner ließ den Kopf hängen, sie gaben selbst bei aussichtslos erscheinenden Rückstand nie auf und zeigten im Gegenteil eine erstaunliche Moral, die größten Respekt abnötigt. Das Spiel hat gezeigt, dass die junge Mannschaft freilich noch viel zu lernen hat, aber gerade dazu ist der Einsatz in der dritten Mannschaft auch vorgesehen. Der bislang erreichte sechste Platz ist jedenfalls jetzt schon ein großartiger Erfolg des HSC 2000 Coburg.
HSC 2000 Coburg
Fabian Apfel, Robin Hennig – Florian Dotterweich, Leon Korn (1), Louis Korn, Leonard Harreß, Pascal Anthofer, Moritz Baumeister (2), Nicolas Carl (2/1), Jannik Merkwirth (2), Christopher Härtl (6/1)
Trainer: Martin Röhrig
Bericht von Reiner Hennig
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