Die Pokal-Saison hat für den HSC 2000 Coburg am Dienstagabend ein Ende gefunden. Die stark dezimierten Coburger unterlagen in der dritten Runde des DHB-Pokals dem VfL Eintracht Hagen knapp mit 23:25 (10:13). Es war die zweite unglückliche Niederlage für die Oberfranken binnen zweieinhalb Wochen in der altehrwürdigen Ischelandhalle. Im Ligabetrieb hatten die Coburger mit 24:26 das Nachsehen. Die Westfalen können jetzt im Achtelfinale auf einen ganz großen Namen hoffen, während sich der personell gebeutelte HSC nun komplett auf die Zweitliga-Saison konzentrieren kann.
Wie bereits vier Tage zuvor musste Trainer Jan Gorr auf ein halbes Dutzend Leistungsträger verzichten und kräftig improvisieren: Fynn Herzig, Felix Jaeger, Tumi Steinn Runarsson, Merlin Fuß, Florian Billek und Felix Dettenthaler. Immerhin kehrte Kreisläufer Bartlomiej Bis in den Kader zurück.
Was dem HSC in den ersten zehn Minuten nicht gelungen war, schaffte Gorr problemlos in seiner ersten Auszeit: ordentlich auf Betriebstemperatur kommen. „Wir haben keine Situation, so wie wir sie haben wollen“, klagte der 45-Jährige lautstark. Die Coburger lagen zu dem Zeitpunkt (9.) mit 2:6 zurück. Im Angriff fehlte Durchschlagskraft aus dem Rückraum und Überraschungsmomente. Angesichts der personellen Besetzung hatte der Coburger Coach aber kaum Alternativen.
Doch einer hatte richtig Lust, zu spielen: Pavels Valkovskis, der am Samstag seinen 19. Geburtstag feiern wird. Der Teenager brachte die Gäste mit drei wuchtigen Treffern in Folge aus dem Rückraum fast im Alleingang wieder heran (7:8, 18.). Sechs Coburger Treffer in neun Minuten veranlassten wiederum VfL-Trainer Stefan Neff zu einer Timeout. Er forderte mehr Aggressivität gegen Valkovskis, der einzigen Rückraumwaffe der Gäste an diesem Abend.
Nachdem die Coburger in der Anfangsphase teilweise zu zaghaft gegen Norouzi Nezhad, Philipp Vorlicek und Jan-Lars Gaubatz agierten, bekamen sie die Hagener Rückraumachse ganz gut in den Griff. Nach einem schön herausgespielten Treffer durch Jannes Krone (27.) und dem 10:10-Ausgleich hätten die Oberfranken eigentlich mit einem guten Gefühl in die Kabine gehen können. Doch der HSC beendete den ersten Durchgang genauso unkonzentriert, wie er ihn begonnen hatten. Der fehlerlose Linksaußen Theo Bürgin, Pouya und Kreisläufer Frederic Stüber warfen für ihr Team wieder eine Drei-Punkte-Führung heraus (13:10).
In den zweiten 30 Minuten sahen die lediglich 615 Zuschauer, darunter zehn Anhänger aus der Vestestadt, ein Spiel der Läufe. Der HSC kam fokussiert auf die Platte zurück, drosselte das Tempo und spielte seine Angriffe geduldig und variantenreich aus. Mit einem 5:1-Lauf eroberten sich die Coburger nach 39 Minuten erstmals die Führung. Doch gleichzeitig legten sich die Gäste auch selbst Steine in den Weg. Jan Schäffer musste nach seinem dritten übermotivierten Foul, jeweils gegen den immer noch wieselflinken Norouzi Nezhad, und der damit einhergehenden dritten Zeitstrafe auf der Tribüne Platz nehmen (36.).
Genauso unclever war zwei Minuten später ein emotionaler Ausbruch von Torwart Kristian van der Merwe, der ebenfalls mit zwei Minuten bedacht wurde. Der HSC-Torwart pikierte sich über den Portugiesen Andre Alves, der nach einem Pfostentreffer unabsichtlich mit van der Merwe zusammengerasselt ist.
Die kleinen Störfeuer beflügelte aber anscheinend die Hausherren. Der HSC strauchelte nun im Angriff und legte mehrmals kein gutes Rückzugsverhalten an den Tag. Mit sechs Treffern in Folge zog Hagen wieder auf 21:16 davon (48.). Zwischenzeitlich hatte Gorr zur Auszeit gerufen und appelliert: „Die Abwehr ist unser höchstes Gut.“
Und dieses Gut schützten die Coburger in der Crunchtime wieder. Den Hagenern war nun auch etwas Müdigkeit anzumerken, schließlich waren sie 48 Stunden zuvor noch in der Liga in Ludwigshafen (36:30-Sieg) im Einsatz. Während es Hagen fast nur noch mit unvorbereiteten Würfen aus dem Rückraum versuchte und reihenweise an van der Merwe scheiterte, bewies der HSC Geduld und fand immer wieder Jannes Krone. Dreieinhalb Minuten vor Schluss glich der Rechtsaußen (22:22) aus. Hagen wackelte, fiel aber nicht. Alves glückte dann mit dem 24:22 die Vorentscheidung.
Die Statistik
VfL Eintracht Hagen: Mahncke, Paske (4 Paraden), Grzesinski (4 Paraden) – Bürgin (6), Becker, Norouzi Nezhad (5), Pröhl, Alves (5/1), Schmidt, Pieczkowski (2), Klein (1), Vorlicek (2), Spohn, Styrmisson, Gaubatz (3), Stüber (1), Toromanovic, Busch
HSC 2000 Coburg: Van der Merwe (16 Paraden), Apfel (2 Paraden) – M. Jaeger (2), Bis, Glatthard (2), Obranovic (1), Ossowski (3), Krone (6/1), Knauer (1), P. Valkovskis (4), L. Valkovskis (1), Schäffer (3)
Schiedsrichter: Julian Köppl (Frankfurt) / Denis Regner (Nieder-Olm)
Zuschauer: 615
Zeitstrafen: 5 (2 x Becker, 2 x Pröhl, Norouzi Nezhad) – 6 ( 3 x Schäffer, Krone, M. Jaeger, van der Merwe)
Siebenmeter: 1/2 (Busch scheitert an van der Merwe) – 1/1
Spielfilm: 1:0 (1.), 3:1 (6.), 6:2 (10.), 7:5 (15.), 9:8 (20.), 10:10 (27.), 13:10 – 14:13 (33.), 15:15 (36.), 15:16 (39.), 18:16 (42.), 21:16 (48.), 21:19 (52.), 22:22 (56.), 24:22 (58.), 25:23
Beste Spieler: Norouzi Nezhad, Bürgin – van der Merwe, Krone
Den gesamten Bericht findet ihr bei unseren Medienpartner dem Coburger Tageblatt.
Bericht von Coburger Tageblatt
Bild von Iris Bilek