Die Coburger begeistern die 2083 Zuschauer beim 35:31-Erfolg gegen den Wilhemshavener HV mit vielen gelungenen Offensivaktionen.

Der HSC 2000 Coburg hat sich die Tabellenführung der 2. Handball-Bundesliga nach einem insgesamt ungefährdeten 35:31 (18:14)-Heimsieg am Mittwochabend gegen den Wilhemshavener HV zurückerobert. Überzeugten die Coburger am vergangenen Freitag in Hüttenberg vor allem mit ihrer massiven Deckung, war diesmal der variantenreiche Angriff mit vielen schnellen Spielzügen der Schlüssel zum Erfolg.Mit einer offensiven, unorthodoxen Abwehr brachten die Norddeutschen den HSC Mitte der zweiten Halbzeit kurzzeitig ins Wanken, doch in Gefahr geriet der sechste Saisonsieg im siebten Spiel zu keinem Zeitpunkt. Zweigeteilt fiel das Fazit von Trainer Jan Gorr aus: „Wir haben in der ersten Halbzeit 18 und in der zweiten Hälfte 17 Tore erzielt, das ist eine überragende Angriffsleistung. Was mich nicht ganz zufriedengestellt hat, war unsere Abwehrleistung. Da waren ein paar Situationen dabei, in denen wir zu schnell abgeschaltet haben beziehungsweise zu ungeduldig waren.“ HSC 2000 Coburg – Wilhemshav. 35:31 (18:14)

Neben Kapitän Sebastian Weber (Rückenverletzung) mussten die Coburger verletzungsbedingt kurzfristig auch auf Torhüter Konstantin Poltrum (siehe Bericht rechts) aus. Eine vermeintliche Hypothek, die der formstarke Routinier Jan Kulhanek mit 13 Paraden über die 60 Minuten Spielzeit fast vergessen ließ.

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Die Wilhemshavener waren im Angriffsspiel auf wenige Fehler und geduldige Aktionen bedacht und fuhren mit diesem Plan zunächst gut. Die kreativen Aktivposten, Tobias Schwolow und René Drechsler, schlossen entweder selbst ab oder bedienten die jungen Talente Duncan Postel und Daniel Andrejew am Kreis. Gerade der 19-Jährige Andrejew, der sich im bisherigen Saisonverlauf noch nicht wirklich auszeichnen konnte, stellte die Gastgeber mit seiner Physis (2,05 Meter und 118 Kilogramm) vor einige Probleme.

Nachdem die Coburger sich in den ersten zwölf Minuten nicht absetzen konnten, sorgte Florian Billek mit dem ersten Tempogegenstoßtor (8:6) für das erste Stimmungshoch in der HUK-Arena. Nach einem vergebenen Siebenmeter von Schwolow und der ersten Zeitstrafe gegen die Gäste, zeigte der HSC seine spielerische Klasse: Tobias Varvne, der bediente Landsmann Pontus Zetterman, der wiederum den dritten Schweden im Bunde, Markus Hagelin, am Kreis in Szene setzte.Nach dem erfolgreichen Abschluss zum 9:6 hätte Billek eine Minute später in Überzahl aus der eigenen Hälfte „nur“ das leere Tor zu einer Vier-Tore-Führung finden müssen – doch er traf nur die Latte. Mit sechs Minuten Verspätung schaffte es Billek schließlich, sein Team von der Siebenmeterlinie erstmals mit vier Treffern in Front zu bringen (12:8, 21.). Nachdem Wilhemshaven zwischenzeitlich auf zwei Tore verkürzt hatte, gaben die Gastgeber mit drei Toren in Folge innerhalb von 110 Sekunden nochmals richtig Gas.

Das 17:12 vollendete wieder Billek per Konter, vorausgegangen war dem Treffer eine starke Parade von Kulhanek und eine beherzte Rettungstat von Jakob Knauer am Kreis. Kurios waren die letzten Sekunden vor der Halbzeitpause: Der HSC spielte die Zeit eigentlich geschickt herunter und etwas glücklich in Person von Christoph Neuhold erfolgreich (18:13), doch mit dem Schlusspfiff packte Schwollow aus 15 Metern einen „Strich“ aus und ließ Kulhanek keine Chance.

Wilhemshaven stellt Deckung um

Zu Beginn der zweiten Hälfte war dieser ärgerliche Treffer aber längst vergessen, denn die Coburger starteten genauso wie in Hüttenberg sehr entschlossen in die zweiten 30 Minuten. Ein 5:2-Lauf, sorgte nach 35 Minuten (23:16) vorerst für klare Verhältnisse. Einen Umstand, den die Norddeutschen nun mit einer etwas unorthodoxen 4:2-Deckung entgegentreten wollten. Die Wilhemshavener Außenspieler, Rutger ten Velden und Yannick-Marco Pust, verteidigten nun vorgezogen und machten bereits im Spielaufbau viel Druck.

Der HSC löste diese Herausforderung spielerisch nicht schlecht, vergab aber nun gute Chancen – Max Jaeger scheiterte zweimal frei stehend – und ließ sich von der nun hektischen Atmosphäre etwas verunsichern. Als dann auch noch ein vermeintliches Foulspiel an Anton Prakapenia von den Unparteiischen nicht geahndet wurde und die Gäste dies zu einem Tempogegenstoß ausnutzten, war Wilhemshaven wieder im Spiel (25:22, 42.).

Doch die kraftaufwendige Abwehr der Gäste offenbarte nach einigen Minuten größere Lücken, die vor allem Felix Sproß, der alle seine sechs Tore (nur ein Fehlwurf) im zweiten Abschnitt erzielte, nun gnadenlos ausnutzte. Nach einer zwischenzeitlichen Sechs-Tore-Führung kam Wilhemshaven zweieinhalb Minuten vor Spielende nochmals auf drei Treffer heran (33:30), doch Christoph Neuhold sorgte im Gegenzug für die Entscheidung in einem flotten und gut anzusehenden Handball-Zweitligaspiel.

HSC 2000 Coburg – Wilhemshavener HV 35:31 (18:14)

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek (31 Gegentore, 13 Paraden), Fabian Apfel (0,0); Marcel Timm, Pontus Zetterman (1), Anton Prakapenia (4), Max Jaeger (1), Christoph Neuhold (4), Markus Hagelin (2), Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß (6), Florian Billek (10/6), Jakob Knauer, Tobias Varvne (7) Trainer: Jan Gorr Wilhemshavener HV: Dennis Doden (16 Gegentore, 2 Paraden), Frederick Lüpke (19,6); Rutger ten Velden (5/2), Atze Maas, Fabrice Lehmann, Duncan Postel (5), Kuno Schauer (1), Janik Köhler (1), Matej Kozul (1), Tobias Schwolow (8/1), Daniel Andrejew (2), René Drechsler (3), Yannick-Marcos Pust (5) Trainer: Christian Köhrmann Schiedsrichter: Lutz Pittner (Lauderbach) / Christian Moles (Heddesheim) Spielfilm: 0:1 (1.), 2:1 (3.), 4:2 (7.), 5:5 (10.), 9:6 (15.), 10:8 (19.), 12:8 (21.), 13:11 (24.), 16:12 (28.), 18:13 (30.), 18:14 – 21:15 (33.), 23:16 (36.), 24:19 (40.), 25:20 (41.), 25:22 (42.), 28:23 (45.), 29:25 (47.), 32:26 (51.), 33:29 (56.), 34:30 (57.), 35:31

Zuschauer: 2083

Siebenmeter: 6/7 (Billek scheitert an Lüpke) – 3/5 (Schwolow scheitert an Kulhanek und wirft neben das Tor)

Strafminuten: 6 (Prakapenia, Zetterman, Wucherpfennig) – 6 (Ten Velden, Kozul, Andrejew) Beste Spieler: Varvne, Sproß, Billek – Schwolow, Pust

Stimmen zum Spiel

Stefan Apfel (HSC-Vorstandssprecher): „Es war ein Arbeitssieg heute. Es war ein zähes Ringen um jeden Zentimeter, aber man hatte nie das Gefühl, dass wir wirklich in Gefahr kommen, das Spiel zu verlieren. Wir sind froh, dass wir gewonnen haben. Wir freuen uns über die Momentaufnahme als Tabellenführer, und versuchen weiter jeden Punkt mitzunehmen, denn diese Punkte nimmt uns am Ende keiner mehr. Jetzt haben wir schon ein kleines Polster auf die nachfolgenden Mannschaften und müssen diese Euphoriewelle in die nächsten Spiele mitnehmen. Wir fühlen uns einfach ganz wohl im Moment. Felix Sproß (HSC-Spielmacher): „Wir wussten, dass Wilhemshaven ein unangenehmer Gegner wird, da sie ihre Angriffe sehr lange und diszipliniert ausspielen. Deshalb mussten wir in der Abwehr einen guten Job machen. Das ist uns heute nicht immer gelungen, aber letztendlich zählt der Sieg und die zwei Punkte. Und darauf können wir aufbauen für das wichtige Spiel am Samstag gegen Hagen.“

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Bericht von Maximilian Glas (Coburger Tageblatt)
Bild von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)