Die Jugend des SC DHfK Leipzig war letzte Saison mit 41:3 Punkten unangefochtener Zweiter der Bundesliga Staffel Ost, der HSC 2000 Coburg ist Neuling und spielt erstmals in der höchsten Klasse.
Wer ist also Favorit, von wem wird erwartet, dass er die Punkte macht, und wer hat eigentlich nichts zu verlieren und könnte demzufolge relativ frech und unbeschwert aufspielen? Eine Frage, über die die Youngsters des HSC in einer ruhigen Minute gerne nachdenken dürfen.
SC DHfK Leipzig – HSC 2000 Coburg 36:25 (16:10)
Denn es schien so, als läge die bleierne Last des Siegenmüssens nicht so sehr auf den sächsischen Gastgebern als auf den Vestestädtern. Dabei fing es gar nicht so schlecht für die Coburger an. Trotz eines schnellen 1:4 – Rückstands in den ersten drei Minuten kämpften sich die HSC´ler auf 4:5 bis zur 8. Minute heran. Lukas Dude ging wie ein Brecher in die gegnerische Abwehr und holte Siebenmeter, Christopher Härtl steuerte in bewährter Manier wieder seine Treffer bei. Nils Wendel am Kreis ließ sich von noch so kräftig zupackenden Sachsen nicht aufhalten und zu Boden reißen. Und doch offenbarte sich schon in dieser für das bravourös kämpfende HSC-Team guten Phase eines der großen Mankos der Coburger an diesem Spieltag: nervös und krampfhaft bemüht versuchte man sich viel zu früh und zu oft mit besonders raffinierten Würfen und Hebern, die dann mehrfach auf der Latte landeten, anstatt einfach und schnörkellos, auf direktem Wege, humor- und kompromisslos die Bälle ins Leipziger Tor zu werfen. Dass Siebenmeter relativ großzügig vergeben werden, zieht sich zudem schon seit längerer Zeit wie ein roter Faden durch die Spiele des HSC.
Da vermochte auch ein wieder glänzend aufgelegter Fabian Apfel im Tor trotz mehrerer starker Paraden nichts dagegen auszurichten, dass die Leipziger sich wieder auf 9:5 bis zur 15. Minute davonstehlen konnten. Aber es spricht für die Moral der Gelbschwarzen, dass sie eine erneute kleine Aufholjagd starteten und bis zum 7:9 herankamen. Als Robin Hennig in der 17. Minute einen Siebenmeter der Gastgeber abwehrte, hätte das wie ein zusätzliches begeisterndes Fanal für die Coburger wirken können, vielleicht sogar müssen. Nichts davon trat leider ein! Zwischen der 16. und der 22. Minute gelang dem HSC kein Tor – die abgezockteren Leipziger nutzten diese Schwächephase und bauten ihre Führung auf 12:7 aus. Drei Treffer des unermüdlich rackernden Dino Mustafic, der sich darüber hinaus auch mit guten Torvorlagen auszeichnete, brachten die Coburger wieder auf 10:14 heran.
Doch in den Schlussminuten spielten die Nerven den Franken einen gehörigen Streich. Leipzig erhöhte zuerst auf 15:10. Bezeichnend waren die letzten 15 Sekunden vor Schluss – Leipzig im Angriff nahm den Torhüter heraus und schaffte zwei Sekunden vor der Halbzeit das 16:10. Der hervorragende Fabian Apfel im Kasten hatte keine Chance.
In der zweiten Hälfte konnte sich der ebenso gut aufgelegte Torhüter Robin Hennig durch mehrere Paraden auszeichnen, aber dennoch hatte Leipzig wieder den besseren Start und zog auf 18:10 davon. Doch die Gelbschwarzen hielten dagegen – jetzt traten Louis Korn, Jakob Knauer und Jinas Wolter auf den Plan und verkürzten auf den alten 6-Tore-Rückstand (14:20). Es war auch nicht die Offensive, die Sorgen bereitete – nein, hier ließen alle Coburger ihr Talent und ihre Klasse durchaus aufblitzen und standen den Gastgebern kaum nach . Problematisch war an diesem Spieltag die Abwehrleistung – zu passiv und immer wieder für eine Riesenlücke gut, die die Leipziger auch prompt nutzten. Kaum ein Wurf der Leipziger wurde geblockt, der Abstand zum Gegenspieler war zu groß. Es gelang den Coburgern daher nicht, den Rückstand zu verringern. Immer wenn der HSC einen Treffer markierte, klingelte es schon wieder postwendend im Coburger Kasten!
In der 40. Minute hieß es 14:22, in der 50. Minute 21:28. Da war bereits zu erkennen, dass es an diesem Tag nicht mehr für eine Wende reichen würde. In den letzten zehn Minuten mussten die Coburger dem ständigen, erfolglosen Hinterherlaufen auch psychisch Tribut zollen, die Konzentration ließ merklich nach, gut herausgespielte Chancen wurden seltener in Tore umgemünzt, beim Kreuzen gelangen mehrfach einfachste Zuspiele nicht mehr, die als Folge den Leipzigern zu leichten Tempogegenstößen und Toren und letztendlich zum deutlichen 36:25 – Sieg verhalfen.
Der Erfolg der Leipziger ist ohne Zweifel absolut verdient, aber definitiv zu hoch ausgefallen. Die HSC-Jugend ist wesentlich besser, als es dieses Resultat und auch dieser Bericht in seiner Zusammenfassung vermuten lassen. Gegen starke, aber keineswegs überragende Leipziger präsentierten sich die Coburger nämlich phasenweise sogar durchaus auf Augenhöhe, machten sich das Leben aber selber schwer durch ihre unbegründete Nervosität und durch einen viel zu großen Respekt vor dem Gegner, was zu einer schwerfälligen Abwehr und einem teilweise zu komplizierten Abschluss im Angriff führte.
HSC 2000 Coburg: Fabian Apfel, Robin Hennig – Christopher Härtl (7), Lukas Dude (3/1), Nils Wendel (3), Jakob Knauer (2), Louis Korn (3), Nicolas Carl, Dino Mustafic (5/1), Leonard Harreß (1), Jonas Wolter (1), Justin Sörke, Benjamin Beyer, Leon Korn – Trainer: Martin Röhrig, Andreas Gahn
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